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IRON MAN 3 (USA/China 2013)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. IRON MAN 3
Laufzeit in Minuten. 130

Regie. SHANE BLACK
Drehbuch. DREW PEARCE . SHANE BLACK
Musik. BRIAN TYLER
Kamera. JOHN TOLL
Schnitt. PETER S. ELLIOT . JEFFREY FORD
Darsteller. ROBERT DOWNEY JR . GWYNETH PALTROW . GUY PEARCE . REBECCA HALL u.a.

Review Datum. 2013-05-02
Kinostart Deutschland. 2013-05-02

Wer hat eigentlich das offenbar in Hollywood umgehende Gerücht in die Welt gesetzt, dass das letzte, was Comic-Fans sehen wollen, ihre Helden im Kostüm sind? Anscheinend kann niemand - außer Joss Whedon - so richtig etwas mit kostümierten Helden anfangen - IRON MAN 3 unter der Regie von Shane Black ist nur der jüngste Vertreter dieses seltsamen Trends. Die Masse an unnötigen Story-Spielereien und erzwungenen Plot-Points, die Black hier auffährt, um Robert Downey Jr.'s Tony Stark möglichst lange aus seinem Anzug zu halten, sorgt bisweilen allerdings für mehr unfreiwillige Komik, als es ein albernes Kostüm je könnte.

Generell ist IRON MAN 3 ein schwierig zu beurteilender Film: Es gibt viel zu lieben an Blacks Inszenierung und seinem gemeinsam mit Drew Pearce geschriebenen Drehbuch. Und es gibt einige Entscheidungen, bei denen es schwer vorstellbar ist, dass sie tatsächlich irgendjemand für eine gute Idee hielt (und dass Black sie überhaupt an Marvels Franchise-Wächtern vorbei bekommen hat) und die irritierend von den Stärken des Films ablenken.

Das Drehbuch zum Film, so hat man stellenweise den Eindruck, lag zumindest in Ansätzen seit den 80ern in Shane Blacks Schublade. Das ist positiv und negativ zugleich gemeint: Der ganze Film hat ein angenehmes Old School-Feeling, eine gewisse - trotz seiner im Vergleich mit den Vorgängern größer angelegten Story - Bodenständigkeit. Das zeigt sich auch und besonders in den Actionszenen, die greifbarer wirken, auch gefährlicher als die eher beiläufig weginszenierten Actionszenen des Vorgängers (dabei tappt Black allerdings auch nicht in die Christopher Nolan-Falle und inszeniert seine Action "realistisch", schmucklos und ohne irgendeinen Anspruch, den Zuschauer zu unterhalten zum Staunen zu bringen).
Gleichzeitig scheint Black allerdings so sehr in seiner Glanzzeit hängengeblieben zu sein, dass er IRON MAN 3 Szenen und Handlungsstränge aufzwingt, die er anscheinend schon immer mal erzählen wollte, bei denen ich mich aber im wörtlichen Sinne im falschen Film fühlte: Für einen nicht gerade kleinen Teil seiner Laufzeit setzt die eigentliche Handlung des Films beinahe aus, zu Gunsten einer überflüssigen, im Grunde ersatzlos streichbaren Spielberg'schen Vorstadt-Episode, in der Tony Stark gemeinsam mit einem kleinen Jungen seinen Iron Man-Anzug repariert. Auch der Humor des Films wirkt brachialer, stumpfer als im Vorgänger - statt echter Schlagfertigkeit (oder gar den grandiosen Wortgefechten von THE AVENGERS) gibt es markige Sprüche und kindische Albernheiten, die, wenn überhaupt, nur durch Robert Downey Jr.s Performance gerettet werden.

Ähnlich zwiespältig erscheint der Bezug von IRON MAN 3 zu seiner Herkunft als Comic: Wie erwähnt versucht Black krampfhaft, die Zeit gering zu halten, in der Iron Man, naja, Iron Man ist. Auch geht er mit Iron Mans Gegenspieler, dem Mandarin (Ben Kingsley) - und hier versuche ich, so vage wie möglich zu bleiben, aber leichte Spoiler sind unvermeidlich - auf eine Weise um, die nicht nur ein Mindestmaß an Respekt gegenüber der Vorlage vermissen lässt, sondern auch so peinlich albern ist, dass man sich kurzzeitig nicht in einem Marvel-Blockbuster, sondern einem Aaron Seltzer-Spoof Film zu Marvel-Blockbustern wähnt. Besonders ärgerlich ist dies, da Black bis dahin die Aufgabe, den Mandarin - einerseits eine problematische, alles andere als zeitgemäße Figur, andererseits als Iron Mans Erzfeind zu wichtig, um keine Rolle in Marvels Filmuniversum zu spielen - ins Medium Film und für ein modernes Publikum zu übersetzen, ziemlich smart meistert, indem er den Mandarin als eine Art Osama Bin Laden-Stand In umdeutet, also an das aktuelle stereotype Feindbild der USA anpasst.
Auf der anderen Seite allerdings ist es erfreulich, dass Shane Black sich an eine Storyline traut, deren Herkunft als Comic-Story eindeutig identifizierbar ist und die dem Trend zum sogenannten Realismus einen gewissen Spaß am Comichaften, auch einer gewissen cheesiness entgegensetzt: Der wahre Böse des Films ist Aldrich Killan (Guy Pearce), der Entdeckungen der Wissenschaftlerin (und Ex-Liebhaberin Tony Starks) Maya Hansen (Rebecca Hall) missbraucht, um sich eine Armee aus Supersoldaten, die schwere Wunden, selbst abgetrennte Gliedmaßen in Sekunden regenieren können (und bei Überhitzung explodieren). Das klingt over-the-top und ist es auch, macht aber auch eine ganze Menge Spaß.

Wie soll man IRON MAN 3 also bewerten? In jedem Fall empfiehlt sich Shane Black mit diesem Film als ein Regisseur, den man weiterhin auf der Rechnung haben muss - wenn auch ein Superheldenfilm vielleicht nicht die ideale Form ist, Blacks Talente zu nutzen.
Iron Man, soviel ist allerdings auch nach seinem mittlerweile vierten Leidwandauftritt klar, bleibt der interessanteste Held in Marvels Filmuniversum. Auch, wenn er hier nicht ganz den Film bekommen hat, den er verdient.











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