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ILLUMINATI (USA 2009)

von Stefan Rybkowski

Original Titel. ANGELS & DEMONS
Laufzeit in Minuten. 138

Regie. RON HOWARD
Drehbuch. DAVID KOEPP . AKIVA GOLDSMAN
Musik. HANS ZIMMER
Kamera. SALVATORE TOTINO
Schnitt. DANIEL P. HANLEY . MIKE HILL
Darsteller. TOM HANKS . AYELET ZURER . EWAN MCGREGOR . ARMIN MUELLER-STAHL u.a.

Review Datum. 2009-05-12
Kinostart Deutschland. 2009-05-13

Dass Wissenschaft und Kirche nicht gerade die besten Freunde sind ist hinlänglich bekannt. Erst vor einigen Wochen erhitzte Papst Benedikt XVI die Gemüter mit der Aussage, dass Kondome die AIDS-Problematik in Afrika nur verschlimmern würden. Antimaterie ist sicherlich auch etwas, das nicht gerade hilfreich ist, zumindest wenn es sich in falschen Händen befindet wie im Falle von ILLUMINATI. Diese wird nämlich in Form eines Zylinders aus dem CERN-Institut aus Zürich gestohlen und droht von nun an die römisch-katholische Kirche für immer zu vernichten ... So viel zumindest zum Inhalt der Verfilmung des Dan-Brown-Bestsellers Angels & Demons. Und so hanebüchen das ganze Gewirr aus Antimaterie-Bomben, Verschwörungen in der Kirche und dem Geheimbund der Illuminati auch sein mag, so ist es doch ein großer Kontrast zum "Vorgänger" THE DA VINCI CODE - SAKRILEG, da um einiges glaubwürdiger. Glaubwürdiger weniger im Sinne von tatsächlich vorstellbar, als vielmehr erträglicher. Viele Fehler, die Howard noch in seiner ersten Brown-Verfilmung beging, scheinen hier nahezu völlig ausgemerzt worden zu sein. Das klingt einmal mehr euphorischer als es letzten Endes aber ist.

Der Film ist weniger Stoff für Anhänger von Verschwörungstheorien – wer auch nur ansatzweise an das glaubt, was Brown im Vorgänger vermittelte, bei dem ist sowieso Hopfen und Malz verloren – als vielmehr eine interessante Schnitzeljagd quer durch eine der schönsten Städte der Welt, Rom. Da wird von einer Sehenswürdigkeit zur anderen gehetzt, schnell die Geschichte abgehandelt und ein Rätsel gelöst – wäre ich nicht schon in dieser Stadt gewesen und von ihrer unglaublichen Schönheit fasziniert gewesen, wäre spätestens jetzt der Moment für einen Trip gekommen. Leider ist dies jedoch nicht bei allen Attraktionen der Fall, denn durch das Drehverbot, das der Vatikan erhob (es wurde dem Team um Howard anscheinend verboten auch nur in der Nähe einer Kirche zu drehen – PR?), mussten viele tatsächliche Drehorte durch CGI ersetzt werden. Und das sieht man dem Petersdom, der Sixtinischen Kapelle und vielen anderen auch allzu deutlich an. Doch ILLUMINATI hat noch viel größere Probleme als dieses, denn vor allem sein Zugpferd, Tom Hanks, gibt häufiger Anlass zum lautstarken Lachen als zum Gänsehautbekommen. Kaum bekommt er eine Frage gestellt, die seine Fähigkeiten als Symbologe fordern, nimmt sein Schauspiel abstruse Formen an, wenn er sich beispielsweise immer wieder ans Kinn fasst oder buchstäblich dumm aus der Wäsche schaut. Ganz zu schweigen von seinen Monologen oder seinem Verhalten in einigen Szenen. Die Zeit läuft ihm und seiner Partnerin Vittoria (Ayelet Zurer) davon, doch statt sich zu beeilen fachsimpeln die beiden lieber über Galilei und die Illuminaten, nur um am Ende eine Seite aus einem Buch herauszureißen, das den Archiven des Vatikans entstammt.

Überraschenderweise gelingt es ILLUMINATI aber auch den einen oder anderen Moment der Spannung aufkommen zu lassen, beispielsweise wenn Professor Langdon (Hanks) und ein Sicherheitsbeamter des Vatikan im nahezu luftleeren Raum der Bibliothek ums Überleben kämpfen. Leider der einzige Moment des ganzen Filmes – der immerhin über zwei Stunden Laufzeit hat -, in dem es so spannend zugeht. Die meiste Zeit bleibt das Ganze eine ernüchternde Schnitzeljagd um das Geheimnis der Illuminaten, das am Ende noch ernüchternder ausfällt und dem vielen Tamtam darum weniger als überhaupt nicht gerecht wird. Doch auch hier ist einmal mehr eine Steigerung möglich, nämlich genau dann, wenn der Film seine falschen Fährten zu legen versucht. Figuren, die von Beginn an als unsympathisch eingeführt werden stellen sich gegen Ende als die wahren Retter heraus und vice versa. Schon hier ist überdeutlich, dass Browns Geschichte nichts weiter als astreiner Pulp ist. Ein nur allzu vorhersehbarer Plottwist gegen Ende – das vermeintliche "Ende" ist an camp bereits kaum zu überbieten – setzt dem Ganzen dann aber die Krone auf, und man fragt sich nur noch, warum solch talentierte Darsteller wie Ewan McGregor eigentlich hergeben (klar, Geld). Bei Uns-Armin hingegen nicht, denn der beweist seine Unfähigkeit hier einmal mehr (erst recht in der englischen Originalversion). Und warum mutet das Ganze nach THE DA VINCI CODE – SAKRILEG eigentlich wie eine harmlose Versöhnung Wissenschaft mit Kirche an, nachdem man auf Letzterer doch erst so rumhackte (andersherum – Angels & Demons erschien in seiner literarischen Form ja vor The Da Vinci Code – ist es ebenso zum Stirnrunzeln)?

Nein, es ist wirklich nicht leicht, auch nur ein gutes Haar an ILLUMINATI zu lassen, außer natürlich jener Person, die schon beim Vorgängerfilm dafür sorgte, dass wenigstens akustisch etwas hängen bleibt, Hans Zimmer. Auch dieses Mal ist seine musikalische Untermalung wieder über allem erhaben, so leicht und atmosphärisch schwebt sie doch über all den nicht so recht funktionieren wollenden Bildern. Manchmal sagen Bilder oder Symbole eben doch nicht mal eintausend Worte.











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