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So hat man New York noch nie gesehen: sonnenbeschienen, aber menschenleer, die Natur erobert sich die Stadt langsam zurück. Eine Virusepidemie hat die Weltbevölkerung dahin gerafft, die wenigen, die nicht gestorben sind, haben sich zu entmenschten Nachtgeschöpfen entwickelt, gefährliche Fleischfresser. Der einzige Überlebende scheint Robert Neville (Will Smith) zu sein, der sich mit Sportwagen und Schnellfeuergewehr auf Gazellenjagd begibt. Und er jagt außerdem noch nach einem Serum, die Seuche zu bekämpfen.
Die Einstiegssequenz zeigt, was digital heute kann. Das verlassene New York, die ramponierten Wagen, die Nachwachsenden Pflanzen sind überwältigend und wäre ohne CGI nie und nimmer möglich gewesen. Aber nicht nur technisch steigt I AM LEGEND beeindruckend ein. Regisseur Francis Lawrence (CONSTANTINE) lässt sich viel Zeit, Stimmung aufzubauen, das Gefühl einer latenten Bedrohung langsam wachsen zu lassen. Eine kluge Entscheidung, denn es ist spannend, Will Smith als Robert Neville durch seinen postapokalyptischen Alltag zu begleiten, zu sehen, wie er seine Nahrung, seine Unterhaltung und nicht zuletzt auch seine Sicherheit vor einer zunächst noch unbekannten Bedrohung organisiert.
Richard Mathesons Romanvorlage I AM LEGEND kam 1954 heraus und spielt auch, wie der Film, in einer nahen Zukunft. Matheson widmet sich einem demystifizierten Vampirismus. Sein Held kämpft gegen eine Übermacht von ebenfalls durch Infektion Transformierte, die sich ihrerseits gegen einen Einzelgänger zur Wehr setzen, der sie wütend und gnadenlos vernichten möchte und somit aus Sicht der Vampirgemeinschaft selbst zum schieren Horror wird.
Lawrence Verfilmung lässt diese Frage komplett draussen. Die Kreaturen im Film sind stumpfe, unartikulierte Wesen, gegen die Smith in einen gerechten, nicht zu hinterfragenden Krieg zieht. Dass die Infizierten selbst eine Gemeinschaft mit Lebensrecht sein könnten, bleibt nur eine dezente Andeutung, die für den Verlauf des Films keine Konsequenz hat.
Auch die sexuelle Zwangsenthaltsamkeit, im Roman als echtes Problem beschrieben, in der, na ja... interessanten Verfilmung THE OMEGA MAN (1971) durch Charlton Heston wenigstens angedeutet, wird von Saubermann Will Smith komplett ausgeblendet. Sex ist in Hollywoodfilmen halt immer noch bäh. Da ist ein Endzeit-Film wie Luc Bessons DER LETZTE KAMPF um Welten ehrlicher und eindrucksvoller.
I AM LEGEND hat noch ein weiteres Problem. So phantastisch die am Computer veränderte Stadt aussieht, die liebevollen Details von Verfall und Renaturierung, im Kontrast zu diesen unglaublich überzeugenden Bildern wirken die CGI's der Infizierten jämmerlich und geben der ansonsten sehr dichten Atmosphäre einen deutlichen Dämpfer. Digital ist halt nicht immer besser.
Und doch ist I AM LEGEND absolut sehenswert, denn New York spielt eine Hauptrolle. Die Szenen der Panik bei Ausbruch der Epidemie, die Abriegelung der Stadt, die komplett entvölkerte, verwilderte Metropole, das ist das Eindrucksvollste, was im postapokalyptischen Film bisher zu sehen war.
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