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HONOUR OF THE KNIGHTS (Spanien 2006)

von Matthias Mahr

Original Titel. HONOR DE CAVALLERIA
Laufzeit in Minuten. 103

Regie. ALBERT SERRA
Drehbuch. ALBERT SERRA
Musik. FERRAN FONT
Kamera. CHRISTOPHE FARNARIER . EDUARD GRAU
Schnitt. ÀNGEL MARTÍN
Darsteller. LLUÍS CARBÓ . LLUÍS SERRAT . JAUME BADIA . GLYNN BRUCE u.a.

Review Datum. 2006-11-18
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Wie jedes größere Filmfestival vergibt auch die Viennale gegen Ende ihre Preise. Und auch wenn die internationale Wahrnehmung weit geringer als bei den Palmen, Löwen oder Bären sein mag, sind sie lokal doch ganz und gar nicht irrelevant.
So gibt es seit 1998 den Standard-Viennale-Publikumspreis bei dem statt eines herkömmlichen Preisgeldes dem Siegerfilm ein kostenloses Werbevolumen in der österreichischen Tageszeitung Der Standard zugebilligt wird, sofern der Film in die Kinos kommt. Eine von der Zeitung nominierte Laienjury wählt hier aus 20 Filmen, die noch keinen Verleih in Österreich haben. Durch diesen Anreiz ist es noch fast jedes Jahr gelungen, Filme, die meist sonst kaum Aussicht auf eine Kinoauswertung gehabt hätten, in die Säle zu bringen. Heuer bekommt der Film BALORDI von Mirjam Kubescha diese Chance, ein Dokumentarfilm über eine Dreigroschenoper-Inszenierung in einem italienischen Gefängnis.
Der Wiener Filmpreis wird seit 1991 alljährlich von einer nationalen Branchenjury an einen österreichischen Preisträger vergeben. Oft wurden hier heute namhafte Regisseure und Regisseurinnen relativ am Anfang ihrer Kariere bedacht und zwar mit Geld- und Sachpreisen (Rohfilm und Kopierwerksarbeit). Auch hier wurde heuer ein Dokumentarfilm prämiert: Anja Salomonowitz' KURZ DAVOR IST ES PASSIERT über Frauenhandel.

Der international gesehen aber vielleicht am bedeutendste Preis ist aber der Fipresci-Preis. Kein allein auf der Viennale vergebener Preis, entsendet der Internationale Verband von Filmkritikern doch zu den verschiedensten Filmfestivals hierfür eine Pressedelegation. Bislang die wohl gewagteste Entscheidung auf der Viennale: 2003 für THE BROWN BUNNY. Dieses Jahr fiel jedoch die Wahl auf HONOR DE CAVALLERIA.

Man muss es der Viennale anrechnen im Katalogtext so etwas wie eine Warnung platziert zu haben: Diese Don Quixote Verfilmung kommt ohne Windmühlen aus. Dennoch wirkt das Konzept auf den ersten Blick vielversprechend solange man nicht ahnt, wie sehr die Reduktion des Stoffes durchgreift. Keine Dulcinea, eigentlich so gut wie überhaupt nichts der vertrauten Handlung ist hier auszumachen. Stattdessen streichen Don Quixote und Sancho Panza durch Wald und Wiese.
Als "wortkarg" gilt dieser Film und in Bezug auf Panza trifft das mit Bestimmtheit zu. Manche Szenen, wie jene in der man gut 10 Minuten lang den Mond über einem Baumwipfel aufgehen sieht kommen ganz ohne Text aus. Lyrisch wird der Film dadurch aber sicher nicht, auch wenn mit aufgebauschten Wolkenformationen und variantenreichen Lichtverhältnissen gerade das versucht wird. Dass auf Video gedreht wurde ist dabei noch ein relativ gering einzuschätzender Hinderungsgrund. Immerhin leidet das Bild dadurch lediglich unter leicht matschiger Unschärfe, geht also durchaus in Ordnung im Vergleich zum groben Gepixel, dass einen bei ein paar anderen Filmen des Festivals geboten wurde.
Was die Stimmung aber total ruiniert ist das unsäglich geschwätzige Dozieren der Hauptfigur. Anfangs noch ganz lustig, wenn er Sancho gestattet sich schlafen zu legen um ihn kurz darauf vorwurfsvoll zu wecken, weil er eingenickt ist wird das sinn-, substanz- und bald auch witzlose Geschwafel zunehmend enervierend. Lächerlich wirkt der Ritter von der Traurigen Gestalt, darin geht der Film konform mit der Vorlage, Sympathie kann man für diesen Toren aber keine aufbringen. Über manche Entscheidungen kann man sich einfach nur wundern. Die wohl mit Abstand größte Enttäuschung des Festivals, eigentlich schon ein Martyrium.











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