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HELL RIDE (USA 2008)

von Peter Martin

Original Titel. HELL RIDE
Laufzeit in Minuten. 83

Regie. LARRY BISHOP
Drehbuch. LARRY BISHOP
Musik. DANIELE LUPPI
Kamera. SCOTT KEVAN
Schnitt. BLAKE WEST . WILLIAM YEH
Darsteller. LARRY BISHOP . DENNIS HOPPER . MICHAEL MADSEN . VINNIE JONES u.a.

Review Datum. 2008-08-13
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Wie kann ein Film mit so vielen nackten Brüsten, aufgeschlitzten Kehlen und aufheulenden Motorräden so abstoßend und langweilig sein? Larry Bishop, der als Autor, Regisseur, Koproduzent und Darsteller fungiert, weiß ganz offensichtlich, wie man Motorräder gut ablichtet. Unglücklicherweise machen diese Bilder gerade mal 5 Prozent des Films aus - die restlichen 78 Minuten sind eine Qual, die man auszusitzen hat.

Bishop ist für verschiedene Dinge bekannt. Er ist der Sohn von Joey Bishop, einem Komiker, der Mitglied des berühmten Frank Sinatra/Dean Martin-"Rat Pack" in den 50ern und 60ern war. Larry Bishop hatte eine Rolle in dem durchgeknallten Film WILD IN THE STREET (er war der Schlagzeuger mit dem Haken statt der Hand) und trat in Bikerstreifen wie Richard Rushs THE SAVAGE SEVEN und Lee Frosts CHROME AND HOT LEATHER auf. Jahrzehnte später trat er als ruppiger Strip Club-Besitzer in KILL BILL VOL. 2 auf, und offensichtlich ist es seine Freundschaft mit Quentin Tarantino, die ihm half, HELL RIDE auf den Weg zu bringen.

Tarantino muß sich für einiges verantworten, unter anderem für diesen schwer erträglichen Film. Tarantino erinnert auf eine Art an die wegweisende 70er-Punkband The Ramones. Ursprünglich waren die Ramones musikalisch sehr beschränkt; ihr früher, mäßiger Erfolg inspirierte viele Hörer, ihre eigene Band zu gründen. Wenn die Ramones das können, kann es doch jeder, oder? Genauso verhält es sich mit Tarantinos Filmen. Die Zuschauer denken: Hey, ich muß ja nur kräftig aus anderen Filmen klauen, ein bißchen mit der Zeitfolge spielen und ein paar Typen lächerlich auf harten Mann machen lassen, und die überzogenen Dialoge würze ich mit pausenlosem Gefluche und hier und da ein paar popkulturellen Referenzen. Hey, wenn Tarantino das kann, kann es doch jeder, oder? Diese Einstellung erklärt Dutzende von schlechten Filmen in den späten 90ern, aber Larry Bishop ist etwas spät dran, also benutzt er überflüssige visuelle Gimmicks, um zu zeigen, daß er auch von KILL BILL und DEATH PROOF gelernt hat.

Die Story wird zwar von einer Lawine verwirrender Abschweifungen begraben, erzählt aber an sich nur eine handelsübliche Rachegeschichte. Auf der Suche nach einem Schließfachschlüssel verprügeln drei Biker auf brutalste Weise eine Frau und schneiden ihre Kehle durch, bevor sie sie bei lebendigem Leib verbrennen. Sie machen nur den Fehler, ihren Sohn zu verschonen, der zu einem Mann namens Comanche heranwächst (Eric Balfour in einem ursprünglich Tarantino zugedachten Part). Comanche fährt mit "The Gent" (Michael Madsen) und "Pistolero" (Larry Bishop) durch die Lande. Die bösen Biker werden angeführt von Billy Wings (Vinnie Jones), Eddie Zero (Dennis Hopper) und David Carradine.

Wenn es stimmt, daß Rache am Besten kalt serviert wird, war Comanches Wut wohl im Tiefkühlfach, da seit dem Tod seiner Mutter 32 Jahre vergangen sind. Die Story schlägt so viele Haken, daß man kaum noch weiß, wer gut und wer böse ist, und obwohl viele Biker sterben, sind die meisten Tode spontan und plötzlich - peng peng, ein weiterer Typ beißt ins Gras - fast so, als hätte es Bishop eilig, seine Dialoge weiter laut ausgesprochen hören zu lassen. Sein größtes Problem dabei: Die Pointen sind nicht komisch, und das Macho-Geprahle ermüdet nur noch.

Bishops Schauspieltalent bewegt sich auf demselben Level wie seine Schreib- und Regiekünste: Ganz unten. In einer Nebenrolle, wie in KILL BILL, kann das mit der richtigen Figur ja reichen, aber daß Pistolero fähig sein soll, eine Gang anzuführen, glaubt man zu keiner Sekunde, und schon gar nicht, daß die Frauen diesen Casanova um jeden Preis ficken wollen. Offensichtlich hat er den Rest der Besetzung angewiesen, in demselben Stil zu agieren wie er, was die Katastrophe bestens unterstützt.

Man könnte Bishop allenfalls zu seiner Überzeugungskraft gratulieren, mit der er so viele Frauen zu Nacktszenen überredet hat. Klar, viele von ihnen sind augenscheinlich Stripperinnen, also kann man annehmen, daß sie es gewöhnt sind, nackt herumzulaufen und von schmierigen Typen begrabscht zu werden. Aber was ist mit Julia Jones (die brennende Mutter) oder Cassandra Hepburn (Pistoleros Geliebter?). Leonor Valera ist auch sehr attraktiv, behält aber die Klamotten an. Stattdessen muß sie sich nur gewaltige Brocken von vermeintlich anzüglichen Dialogen kämpfen, die wie das Gekritzel eines liebeskranken Schuljungen klingen, der ganz doll versaut sein will. Valera hätte sich wahrscheinlich lieber ausgezogen.

Hervorzuheben sind allenfalls die neue Variation der alten Technik des Halsdurchschneidens - nur bis zur Hälfte schlitzen, damit das Leid bis zum Tod größer ist - und besagte Motorradaufnahmen. Wenigstens hat Larry Bishop eine Sache gelernt, als er in Bikerfilmen spielte. Auf der anderen Seite läßt er Dennis Hopper ein Motorrad mit Beiwagen fahren.











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