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HAZE (Japan 2005)

von Björn Eichstädt

Original Titel. HAZE
Laufzeit in Minuten. 49

Regie. SHINYA TSUKAMOTO
Drehbuch. SHINYA TSUKAMOTO
Musik. CHU ISHIKAWA
Kamera. SHINYA TSUKAMOTO
Schnitt. SHINYA TSUKAMOTO
Darsteller. SHINYA TSUKAMOTO . KAORI FUJII u.a.

Review Datum. 2006-05-16
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Wenn man sich die Beschreibungen und Kritiken zu HAZE, die im weltweiten Netz kursieren, einmal querliest, kommt man schnell auf eine Spur. Nur: Es ist zumeist die vollkomen falsche. Denn der Protagonist, gespielt von Regisseur und Autor Shinya Tsukamoto, wacht zwar irgendwo in einem engen Betontunnel auf und muss sich durch die Dunkelheit kämpfen - einen Film à la CUBE hat man trotzdem nicht vor sich. Vielmehr präsentiert uns Tsukamoto ein weiteres Mal ein symbolistisches Monster, das ächzt und schreit, das keucht und faucht - und am Ende wieder einmal ans Eingemachte gegangen ist.

Ein Innovator war er ja schon immer: Mit TETSUO wirbelte Shinya Tsukamoto Ende der 80er so ziemlich alles durcheinander, was im japanischen Kino bis dahin Bedeutung hatte. Sein erstes wirklich wichtiges Werk wurde zum Kultfilm, so manche Szene Bestandteil des kollektiven Bewusstseins der Filmfreak-Gemeinde. Vergleiche mit Lynchs ERASERHEAD kamen auf - Schwarzweiß war ein Grund, doch sicher nicht der einzige. Filme über die Maschine Mann, den Käfig Körper machte Tsukamoto fortan. Menschlich ging es zu hinter den Fassaden, auf den ersten Blick erkannte das leider kaum einer - Body Horror wurde ein Label, das an Tsukamoto klebte wie die sprichwörtliche Klette. Trotzdem wurde er zu einem zentralen Auteur des japanischen Kinos der 90er und zuletzt feierte er mit VITAL den Sieg des Geistes über das mittlerweile tote Fleisch. Und mit dem Sieg kam das Gefühl.

Daran knüpft HAZE an, ein Film den Shinya Tsukamoto erstmals komplett digital umsetzte, nur 49 Minuten lang und gerade deshalb ein emotional schwerer Brocken. Der Plot beginnt im Dunkel und lässt den Zuschauer zunächst in eben jenem. Ein dunkles, beklemmendes Betonlabyrinth ist der Ort an dem sich der Protagonist befindet. Wie er dorhin gelangt ist, ist auch ihm vollkommen unklar. Wurde er lebendig eingemauert, ist das alles ein grausames Spiel wie in THE GAME, ist der Krieg ausgebrochen und er ist in Gefangenschaft geraten? Die Erinnerung ist weg, doch dann findet er eine Leidensgenossin, die sich in der selben Situation befindet. Gemeinsam suchen sie den leichengepflasterten Weg zum Licht, den Ausgang aus der Enge.

Irgendwann ist klar, dass wir es wieder mit einem weiteren Schritt auf dem inhaltlich konsequenten Weg Tsukamotos zu tun haben: Es geht um das Leben, die Liebe, das Leid und den Ausweg im gemeinsamen Gefühl. Ein Kammerspiel ist HAZE, irgendwo in einem verworrenen Dickicht, im Käfig der Isolation. Der Hölle der Einsamkeit, untermalt von extremer Musik, kann man nur gemeinsam entrinnen, das ist die zentrale Botschaft: Am Ende steht der Blick gen Himmel, ins Licht - denn dorthin kann man gelangen, aber der innere Kampf, der einen von Zeit zu Zeit auf falsche Fährten lockt, ist zuweilen extrem hart. So wie dieser Film, der ein weiteres mal deutlich macht, dass Shinya Tsukamoto einer der ganz großen Filmemacher seiner Generation ist.











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