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HARSH TIMES (USA 2006)

von Hasko Baumann

Original Titel. HARSH TIMES
Laufzeit in Minuten. 119

Regie. DAVID AYER
Drehbuch. DAVID AYER
Musik. GRAEME REVELL
Kamera. STEVE MASON
Schnitt. CONRAD BUFF IV
Darsteller. CHRISTIAN BALE . FREDDY RODRÍGUEZ . EVA LONGORIA . KENNETH CHOI u.a.

Review Datum. 2007-02-17
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Als Schauspieler ist man froh, wenn man mal so richtig die Sau rauslassen kann. David Ayer hat Rollen geschrieben, in denen so manche Männer dazu Gelegenheit hatten. Denzel Washington hat sich den Oscar für TRAINING DAY geholt, Kurt Russell konnte sich mit DARK BLUE als ernstzunehmender Schauspieler rehabilitieren und Vin Diesel wurde dank THE FAST AND THE FURIOUS zum Star. Selbst Christian Bale, dieser bescheidene, angenehm merkwürdige Meister seiner Zunft, kann da nicht widerstehen. Sicher, den einen oder anderen Psycho hat er uns schon geschenkt, aber so richtig mit Druck auf die Kacke hauen durfte Bale noch nicht. Also ruft er David Ayer an. Mach doch mal Regie.

In HARSH TIMES spielt Bale einen Irak-Veteranen namens Jim Luther Davis. Davis liebt Alkohol, Drogen und Sex und läuft ständig Gefahr, jemand aufs Maul zu hauen oder womöglich das Licht auszupusten. Der Irak hat in Davis' Hirn ein paar Schalter unwiderbringlich in die falsche Richtung gezogen. Sein Traum, beim LAPD einzusteigen, geht in Rauch auf, aber da gibt es ein paar Jungs bei der Homeland Security, die ein paar Jungs kennen, die eine Killermaschine gebrauchen könnten. Davis' bester Kumpel Mike Alonzo (Freddy Rodríguez), früher auch eine wilde Sau, ist mittlerweile eine recht ausgeglichene Figur - seine erfolgreiche Frau (Eva Longoria) hat dem Nichtsnutz ein wenig die Zähne gezogen. Jetzt muß Mike ran, sich einen Job suchen, und sein Freund Jim fährt mit ihm - TRAINING DAY-Style - durch Los Angeles. Da Mike auch gern säuft und kifft, hat man Spaß. Wenn doch nur Davis nicht immer so hart am Limit wäre...

HARSH TIMES zeigt deutlich, daß einem Mann der falsche Kumpel immer noch viel gefährlicher werden kann als die falsche Freundin. Zusammen machen Jim und Mike so ziemlich alles falsch, was falsch zu machen ist, und pendeln immer zwischen Knast und Tod - oder dem Zorn von Mikes Frau. Die Katastrophe ist unvermeidlich. Und dennoch weiß man nie so genau, was der Film als Nächstes bietet. Vielleicht ist man auch zu abgelenkt von Bales unpackbarer Tour de Force: Was dieser Mann alles kann! Als Davis brennt Bale von beiden Seiten, ab und zu viel zu heiß, aber immer faszinierend anzuschauen; man ist fassungslos ob der Vielseitigkeit dieses Irren. Freddy Rodríguez ist ihm ein kongenialer Partner; er fängt Bale ab, nimmt an, spielt zurück, hat mit seinem Partner einen unglaublichen Beat gefunden. Ein Schauspielerfilm?

Auch. Bis auf die blasse Eva Longoria - die sich wie auch in THE SENTINEL mal wieder über den Arsch in den Film führen läßt - setzt hier jeder, egal wie klein seine Rolle sein mag, Glanzlichter. HARSH TIMES hat Action, ist aber kein Actionfilm. Er ist spannend, aber kein Thriller. Er ist wahnsinnig lustig, aber keine Komödie. HARSH TIMES ist eine Bestandsaufnahme urbaner Hoffnungslosigkeit, ein Portrait der kaputten Psyche eines Kriegsheimkehrers. Dabei ist er - wie auch Bales Rolle - viel zu grell, nicht wirklich glaubwürdig oder realistisch, fast wie ein Trip; manchmal zu hektisch inszeniert, dann wieder auf den Punkt, nie langweilig. Unausgeglichen, laut, vulgär, letztlich fast sinnfrei, aber irgendwie gut. Sehr gut.











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