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HANGOVER 2 (USA 2011)

von Benjamin Hahn

Original Titel. THE HANGOVER: PART II
Laufzeit in Minuten. 102

Regie. TODD PHILLIPS
Drehbuch. CRAIG MAZIN . SCOT ARMSTRONG . TODD PHILLIPS
Musik. CHRISTOPHE BECK
Kamera. LAWRENCE SHER
Schnitt. DEBRA NEIL-FISHER . MIKE SALE
Darsteller. BRADLEY COOPER . ED HELMS . ZACH GALIFIANAKIS . PAUL GIAMATTI u.a.

Review Datum. 2011-05-27
Kinostart Deutschland. 2011-06-02

Eigentlich ist es eine Frechheit, dass dieser Film als Fortsetzung des Überraschungshits HANGOVER verkauft wird, denn HANGOVER 2 ist weniger ein Sequel, als ein Remake: Gleicher Regisseur, gleiche Darsteller (teilweise sogar in den Nebenrollen), gleiche Handlung, gleiche Ästhetik, ähnliche Dialoge - HANGOVER 2 ist eine über weite Strecken identische Kopie seines Vorgängers. Gut, die vermisste Person ist eine andere und die Stadt hat sich geändert: Aus dem Sündenpfuhl Las Vegas wurde Bangkok. Letztere ist aber auch ein Sündenpfuhl. Ohnehin scheinen die kulturellen Differenzen so marginal zu sein, dass es kaum einen Unterschied macht, ob man nun in den USA oder in Thailand verkatert erwacht - das bisschen Pseudo-Asia-Feeling ist so lächerlich, dass Alans Frage, ob der buddhistische Tempel ein Asia-Restaurant sei, durchaus als Kommentar zum Film verstanden werden darf. Wer also ob des Erwachens in Asien auf eine Art LOST IN TRANSLATION-Kater hofft, der sei bereits an dieser Stelle enttäuscht.

Stattdessen bekommt man einen wenig innovativen Aufguss des Vorgängers und stellt fest, dass das, was man sonst nur Romantikkomödien und Slasherfilmen vorwirft, nämlich die sklavische Einhaltung genrespezifischer Konventionen, von der HANGOVER-Reihe auf die Spitze getrieben wird: Während der erste Teil die Regeln eines neuen Genres begründet, folgt der zweite Teil ihnen so widerspruchslos als wären diese gerade erfundenen Regeln ein ehernes Gesetz, gar ein unumstößliches Dogma.

Statt an diesen Konventionen zu rütteln oder sie wenigstens ironisch zu brechen, geht der Film von Regisseur Todd Phillips den typischen Weg einfallsloser Genre-Aufgüsse: Einfach alle Elemente ein wenig krasser gestalten. Wo im Slasher mehr Blut suppt, mehr Gedärme durch die Gegend fliegen, wo in Rom-Coms die fadenscheinigen O-Bein-Konflikte (zusammen-auseinander-zusammen) ein bisschen prekärer werden, da wird im gerade etablierten Genre der Kater-Comedies einfach der Absturz düsterer, die Stadt abgefuckter und die Menschen krimineller. Gelegentlich mutet diese Steigerung hinein ins Düstere und somit der Ausbau der im Vorgänger bereits angelegten Krimi-Elemente etwas merkwürdig an: Abgetrennte Finger, Schusswunden, Drogendramen und ein extrem heteronormativer Blick auf Transsexualität - nichts davon ist etwas, worüber man eigentlich lachen sollte.

Dass man es hier dennoch tut, hat dabei aber nichts mit Zynismus oder bösem Spott zu tun, sondern resultiert wohl eher aus einer leichten Überforderung der Zuschauer, denn HANGOVER 2 kann sich oftmals nicht so recht entscheiden, ob er nun Groteske, Thriller oder harmlose Komödie sein will. Das führt zu gelegentlich ratlosen Gesichtern und der Frage "Ist das jetzt witzig gemeint?". Auf der anderen Seite bricht dieses zwischen den Stühlen stehen mit der Biederkeit, die den ersten Teil so dominant überschattete. War der Exzess im Vorgänger nur gesellschaftlich-tolerierter, folgenloser Ausbruch aus der Norm des gewöhnlichen US-Bürgers, scheint der zweite Teil diesen Exzess mittels Vermischung von düsterem Thriller mit nicht mehr ganz so harmloser Komödie zur Norm erklären zu wollen. Das kann man - für US-amerikanische Komödien - zumindest tendenziell einen emanzipatorischen Akt nennen.

Ansonsten aber bleibt dann doch (leider) alles wie gehabt. Dass man sich damit dennoch arrangieren kann, dass der Film über weite Strecken solide funktioniert und einen tatsächlich unterhält, liegt wohl daran, dass das "Wolfsrudel" ein doch ganz sympathischer Haufen Kerle ist, denen man gerne bei ihren Dummheiten zuschaut, die man vielleicht auch stellenweise beneidet für ihren unfreiwilligen rock'n'roll-way-of-life. Zudem ist der Film - bei aller bis jetzt vorgebrachten Kritik - doch noch weitaus intelligenter und auch raffinierter als viele vergleichbare Komödien. Ob es deshalb einen zweiten Kinofilm gebraucht hätte, darf jedoch ruhig bezweifelt werden.

Fazit: Mit HANGOVER 2 verhält es sich wie mit diesen Bekannten, die man nur solange vermisst, wie man sie nicht wiedertrifft, weil sie einem doch immer nur Variationen der gleichen Geschichten zu erzählen haben. Das kann zwar ganz nett sein kann, fühlt sich aber auch immer redundant und belanglos an...











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