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GESETZ DER RACHE (USA 2009)

von Marc Zeller

Original Titel. LAW ABIDING CITIZEN
Laufzeit in Minuten. 108

Regie. F. GARY GRAY
Drehbuch. KURT WIMMER
Musik. BRIAN TYLER
Kamera. JONATHAN SELA
Schnitt. TARIQ ANWAR
Darsteller. JAMIE FOXX . GERARD BUTLER . COLM MEANEY . BRUCE MCGILL u.a.

Review Datum. 2009-11-09
Kinostart Deutschland. 2009-11-19

Harte Selbstjustiz-Thriller haben derzeit Hochkonjunktur: Nachdem Liam Neeson letztes Jahr im geradlinigen Actioner 96 HOURS das Gesetz in die eigenen Hände nahm, tritt nun Gerard Butler gegen seine Widersacher an. Nur dass Butlers Bösewichte mitnichten nur Verbrecher sind – er legt sich mit der Justiz einer ganzen Stadt an. Ein nicht zu unterschätzender Größenunterschied, der auch einen ganz anderen Thriller bedingt.

Dem Familienvater Clyde Shelton (Gerard Butler) stößt das Unvorstellbare zu: Seine Frau und seine kleine Tochter werden bei einem brutalen Raubüberfall von einem der beiden skrupellosen Täter umgebracht – während Clyde, gefesselt und schwer verletzt, die grausame Tat mit ansehen muss. Im darauffolgenden Gerichtsverfahren lässt sich der Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) auf einen Deal mit dem Haupttäter und Mörder ein: Wenn dieser gegen seinen Partner aussagt, kann er mit einer milden Strafe rechnen. Fassungslos muss Clyde akzeptieren, dass der Killer mit wenigen Jahren Knast davonkommt.

Zehn Jahre später kommt es bei der Hinrichtung des zum Tode verurteilten zweiten Täters zu einem unschönen Zwischenfall: Durch Sabotage an den Giftbehältern stirbt er keinen schmerzfreien, sondern einen überaus qualvollen Tod. Der Verdacht fällt zunächst auf den mittlerweile wieder entlassenen Mittäter, doch das währt nicht lange – weil selbiger wenig später in 25 Einzelteile zerstückelt aufgefunden wird. Clyde Shelton lässt sich anstandslos verhaften. Er will ein Geständnis ablegen, doch dafür will er einen Deal mit Rice. Dieser, mittlerweile selbst Vater einer zehnjährigen Tochter, lehnt ab – nicht ahnend, dass er damit sich und die gesamte Justiz von Philadelphia in einen tödlichen Kampf mit einem akribisch vorbereiteten Feind verwickelt, der nichts mehr zu verlieren hat.

F. Gary Gray hat als Regisseur durchaus was auf dem Kasten, auch wenn seine Filmographie ausgerechnet zum Thema Rache das denkbar schlechteste Beispiel dafür liefert: EXTREME RAGE mit Vin Diesel war im Vergleich zu Grays anderen Filmen (wie THE ITALIAN JOB oder der etwas betagtere SET IT OFF) eine ziemlich saure Gurke. Die zweite Chance, GESETZ DER RACHE, sieht da schon sehr viel besser aus – was nicht nur an Diesels Abwesenheit, sondern auch an einem größtenteils überzeugenden Drehbuch liegt. Das Zusammenspiel der Charaktere ist genreuntypisch komplex: Die Sympathie, die der Zuschauer anfangs für Butlers Rächer hegt, geht im Laufe des Films verloren; gleichermaßen wird Foxx' zunächst aalglatter Karriere-Staatsanwalt immer mehr zum emotionalen Bezugspunkt des Films. Dieser Stimmungswandel ist hauptsächlich der Figur des Clyde Shelton geschuldet, der vom todtraurigen Kämpfer für Gerechtigkeit zum eiskalt berechnenden Psychopathen mutiert, der auch Unschuldige brutal ausschaltet, wenn es seinem Zweck dient. Dadurch gelingt es GESETZ DER RACHE auch, im Kino bislang kaum ausgereizte Graustufen und eine doppelte Wirkung zu erzeugen: Einerseits wird Kritik an einem mängelbesetzten Justizsystem geübt, in dem Lücken und verlogene Deals zum Alltag gehören, andererseits kann man sich spätestens ab der bereits im Trailer angedeuteten Folterung und Tötung des Haupttäters (die im Übrigen nicht explizit durchexerziert wird) nicht mehr mit Sheltons Methoden identifizieren.

Abgesehen von dieser im Genre selten gewahrten Ausgeglichenheit – man denke nur an die Schwarz-Weiß-Malerei des Eingangsbeispiels 96 HOURS – bietet Grays Film auch viel Tempo und genügend solide inszenierte Action fürs Auge. Einzig das dürftige Finale verwehrt GESETZ DER RACHE den Einzug in die erste Liga, denn es kommt erstens zu abrupt, zweitens zu unspektakulär und drittens mit einem plakativ-albernen Violinenkonzert, bei dem dann doch noch einer den gewandelten Gutmenschen raushängen darf.











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