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FREITAG, DER 13. (USA 2009)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. FRIDAY THE 13TH
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. MARCUS NISPEL
Drehbuch. DAMIAN SHANNON . MARK SWIFT . MARK WHEATON . VICTOR MILLER
Musik. STEVE JABLONSKY
Kamera. DANIEL PEARL
Schnitt. KEN BLACKWELL
Darsteller. JARED PADALECKI . DANIELLE PANABAKER . TRAVIS VAN WINKLE . AARON YOO u.a.

Review Datum. 2009-02-16
Kinostart Deutschland. 2009-02-13

Um erstmal meiner Sorgfaltspflicht Genüge zu tun: Der Film, der hier besprochen wird, ist nicht inhaltsgleich mit dem Original von 1980. Im neuen Film von Marcus Nispel (drehte u.a. auch das Remake vom TEXAS CHAINSAW MASSACRE, was natürlich auch nicht inhaltsgleich mit dem Original von 1974 ist) stapft ein unheimlicher Killer durch die Gegend und meuchelt Teenies. Der alte Film von Sean S. Cunningham hingegen handelt vom Entstehen der Quantenphysik, auch wenn das Cover der kürzlich erschienen Neuauflage suggerieren will, dass hier ein unheimlicher Killer durch die Gegend stapft und...äh...Teenies meuchelt. Da bestehen wirklich keinerlei Zusammenhänge. Ehrlich!

Ok, genug geblödelt, aber die immer surrealer werdenden Jugendschutz-Vorschriften liefern nunmal eine Steilvorlage für jeglichen Jokus, zumal sich unsere Sittenwächter hier selber die Knie mit einer rasiermesserscharfen Machete durchtrennen. Mich würde es nämlich nicht wundern, wenn Paramount dank dieser indirekten Werbung (Ja wie? Da gibt's ein Original?) für einen indizierten Film ein paar Scheiben mehr als üblich verkauft.

Wie auch immer, kommen wir zur Meldung des Tages: Jason ist zurück. Aber er ist nicht mehr so ganz der Alte: Der typische, etwas behäbige Gang ist nicht mehr, Jason 2009 bewegt sich flink wie ein Wiesel durch die Wälder und die Machete, das Lieblingsmordwerkzeug, ist dank fast schon absurder Größe nun endgültig zum Phallusersatz geworden und wird grundsätzlich mit einem "Tsching"-Soundeffekt gezückt. Darüberhinaus hat sich Mr. Vorhees offenbar seinen Bausparvertrag auszahlen lassen und die einfache Holzhütte aus Teil zwei gegen ein schnuckeliges Häuschen samt unterirdischem Tunnelsystem und Garten mit Flutlichtanlage ausgetauscht. Zudem bringt der neue Jason nicht mehr jeden, der irgendwie greifbar ist, ohne mit der Maske zu zucken um, sondern hält im düsteren Kellerverlies auch eine Gefangene.

Neuerungen in einer Franchise sind immer gut, bringen aber immer gewisse Gefahren mit sich und gerade in diesem Punkt ist den Machern nicht hoch genug anzurechnen, dass man bemüht ist, die Jason-Legende zu bewahren und keine totale Entmystifizierung wie z.B. im HALLOWEEN-Update vornahm. Aber: Während Michael Myers unter der Ägide von Rob Zombie komplett die Hosen fallen lies und zum popligen Durschnittskiller mit White Trash-Biographie wurde, hinterläßt der neuste Eintrag der FREITAG-Reihe eher ein großes, zu großes Fragezeichen.

Der Film fängt mit einer Neuauflage der Köpfung von Pamela Vorhees an. Der Tod der Mutter wird vom Sohn beobachtet, der hier noch lebt (weswegen dann die ganzen Morde der Mutter?), macht einen riesengroßen Sprung zum erwachsenen Jason, der mit Sack auf dem Kopf auf furiose Art und Weise eine Gruppe Jugendlicher, die soeben ein Marihuana-Feld (seins?) entdeckt haben, plattmacht. Sechs Monate später geht's weiter und ein unterhaltsamer, aber konventioneller und im Mittelteil überraschend heiterer Slasherfilm beginnt, der gegen Ende in eine Verfolgungsjagd mündet, bei der wir erfahren, dass der Ausgang aus dem vorheesschen Tunnellabyrinth in einen Bus (?) im Wald mündet, bei dessen Anblick vor allem Fans der Serie LOST ein Déjà-Vu haben werden.

Der ganze Film fühlt sich an, als ob man die simple (aber funktionierende) Struktur der Vorgängerfilme übernommen und auf dieser Oberfläche ganz zaghaft neue Elemente platziert hat, die aber in keinen kohärenten Zusammenhang gebracht werden, sondern einfach da sind. So wirkt z.B. der Plotpunkt mit Jasons Geisel etwas arg aufgesetzt, da der Superkiller ansonsten durch die Bank weg als allesvernichtende Mordmaschine ohne jegliche menschliche Regung gezeigt wird. Außerdem wird die Gefangennahme völlig ausgespart, nach einer Weile sieht man das Mädel einfach im Kerker sitzen und wird rummsbumms vor vollendete Tatsachen gestellt. Dagegen wirken die Drehbücher der Vorgänger mit einem Mal ganz schön filigran. Irritierend auch, das die Gegend um Crystal Lake mittlerweile zum Marihuana-Wunderland geworden ist, jeder der zur Ernte kommt, aber offenbar von Jason in der Pfeife geraucht wird (die ersten Morde im Film beginnen auch mit der Entdeckung des Krauts). Was will man uns damit sagen? Ist der Hockey-Fan mittlerweile ein Dope-Dealer?

Sicher, die FREITAG DER 13.-Serie war noch nie für tiefschürfende Drehbücher bekannt, aber bei Nispels Reboot möchte man meinen, dass hier ursprünglich ein ganz anderer Film gedreht/geplant wurde, man aus Sicherheitsgründen dann aber in letzter Sekunde doch zurück zum heimischen Ufer gerudert ist: Eine dank Nispel gefällige Optik, beknackte Teenies, jede Menge Drogen- und Sexwitze, verblüffend viele Brüste und ein paar sehenswerte, saublutige Einsätze von Mr. Vorhees sorgen für allerhand Kurzweil, aber ein grummeliges Gefühl in der Magengegend bleibt: Da wäre noch viel mehr drin gewesen.











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