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FOOTLOOSE (USA 2011)

von Benjamin Hahn

Original Titel. FOOTLOOSE
Laufzeit in Minuten. 113

Regie. CRAIG BREWER
Drehbuch. DEAN PITCHFORD . CRAIG BREWER
Musik. DEBORAH LURIE
Kamera. AMY VINCENT
Schnitt. BILLY FOX
Darsteller. KENNY WORMALD . JULIANNE HOUGH . DENNIS QUAID . ANDIE MACDOWELL u.a.

Review Datum. 2011-10-18
Kinostart Deutschland. 2011-10-20

Man kann sich trefflich über den Sinn und Unsinn von Remakes streiten. Auch wenn man als cinephiler Mensch grundsätzlich den Ansatz vertritt, dass Remakes überflüssig sind, kann man doch ihre Existenz mitunter nachvollziehen. Dann nämlich, wenn die Vorlagen Geschichten erzählen, die überall auf der Welt funktionieren, aber - aus welchen Gründen auch immer - so in der Kultur ihres Heimatlandes verwurzelt sind, dass sie in anderen Kulturkreisen nicht verständlich sind. Oder wenn sie - und da darf man sie ruhig mit dem Theater vergleichen - auf eine bestimmte Zeit zugeschnitten sind, ihre Kernaussage aber auch heute noch funktioniert. Heikel und wirklich unsinnig wird es aber dann, wenn sich das Remake fast sklavisch an seine Vorlage hält, einen 1:1-Weg einschlägt.

FOOTLOOSE ist so ein Remake. Das spricht gegen den Film, denn es macht ihn völlig überflüssig und entzieht ihm jegliche Existenzberechtigung. Nein, die Sache geht nicht so sehr in die Hose wie Gus van Sants PSYCHO-Remake, denn immerhin leistet sich der Tanzfilm von Craig Brewer (BLACK SNAKE MOAN) hier und da ein paar abweichende Dialoge und Kameraeinstellungen - im Großen und Ganzen allerdings darf festgehalten werden, dass sich das Remake an keiner Stelle wirklich von der Vorlage entfernt, sondern im en Detail nacheifert.

Dass das ein Problem darstellt, das einem das Sehen dieses Films ordentlich verleiden kann, hat aber nicht nur inszenatorische Gründe (also ähnliche Kameraeinstellungen, etc.), sondern vor allem inhaltliche: Seine Geschichte um eine Südstaaten-Kleinstadt, die nach einer Tragödie per Gesetz das Tanzen untersagt, ist einerseits (schon immer) albern (gewesen) und andererseits unglaublich überholt. Mögen die Teaparty-USA auch gelegentlich am Steinzeit-Rad drehen - so konservativ sind dort nur noch die radikalen Sekten (siehe z.B. RED STATE). Dieser inhaltliche Anachronismus führt dann auch zu einer gewissen zeitlichen Verwirrung: Gäbe es nicht dank MP3-Playern und modernem Hip-Hop wenigstens dann und wann mal Anzeichen dafür, dass der Film in der Jetztzeit spielt, man hätte ihn glatt für einen 80er-Klon des Originals halten können, so sehr biedert sich der Film an das Publikum des Originalfilms an, gleich so als wolle Brewer einen Film schaffen, den die Teenies von damals und jetzigen Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sehen könnten - und während die einen sich an den (wenigen) modernen Aspekten erfreuen können, soll die geringe Emanzipation für ein möglichst nostalgisches Feeling sorgen.

Das aber macht den Film verzichtbar: Das Fehlen jeglicher inhaltlicher Anpassung an seine Gegenwart, das Missen einer Weiterentwicklung der Originalhandlung, das Anbiedern an das Lebensgefühl der 80er unter anderem durch eine kontinuierliche Ausbeutung der Originalmusik - das alles sind Gründe, warum man den Film keinesfalls sehen sollte. Denn letztlich ist FOOTLOOSE nichts anderes als das Ergebnis eines schlechten Fotokopierers, bei dem am Ende zwar das kopierte Blatt identischen Inhalts ist, die Qualität aber massiv gelitten hat.

Und dennoch sollte man sich - will man denn unbedingt einen aktuellen Tanzfilm sehen - FOOTLOOSE anschauen. Gegenüber HONEY, STEP UP und all ihren Nachfolgern hat nämlich dieser Film einen entscheidenden Vorteil: Eine Handlung. Und vor allen Dingen eine Handlung, die das Tanzen in einer logischen und nachvollziehbaren Weise einarbeitet und nicht bloß eine reine Nummernrevue ist. Somit bleibt zum Schluss nichts anderes als die erschütternde Erkenntnis, dass das FOOTLOOSE-Remake ein furchtbar unnötiger Film ist, der man sich aber dennoch anschauen kann, weil er im qualitativen Vergleich mit anderen gegenwärtigen Machwerken aus dem Tanzfilm-Genre eine Spitzenposition einnimmt.











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