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PIRATES OF THE CARIBBEAN - AM ENDE DER WELT (USA 2007)

von Martin Eberle

Original Titel. PIRATES OF THE CARIBBEAN - AT WORLDS END
Laufzeit in Minuten. 168

Regie. GORE VERBINSKI
Drehbuch. TED ELLIOT . TERRY ROSSIO
Musik. HANS ZIMMER
Kamera. DARIUSZ WOLSKI
Schnitt. CRAIG WOOD
Darsteller. JOHNNY DEPP . ORLANDO BLOOM . KEIRA KNIGHTLEY . CHOW YUN FAT u.a.

Review Datum. 2007-05-21
Kinostart Deutschland. 2007-05-24

Nach dem Abspann ist alles klar: PIRATES OF THE CARIBBEAN wird uns noch lange, lange begleiten. Als sich immer wieder selbst befruchtende Geschichtenmaschine wird nach jeder weiteren Folge mit einem Cliffhanger auf die nächste verwiesen. Quasi die LINDENSTRASSE für's Filmtheater...

Verwertungstechnisch ist es natürlich nachvollziehbar, den Überraschungserfolg von 2003 als kontinuierliche Einkommensquelle zu etablieren. Mit dem ersten Sequel, DEAD MAN'S CHEST, hat es zumindest finanziell geklappt. Das vergnügungssüchtige Publikum nahm dieser Frechheit von Film nix übel, weder die uninspirierte Inszenierung, noch die komplette Verballhornung der Charaktere oder das Ausmerzen jedes originellen Moments. Und das über groteske 150 Minuten! Schlimm...

Wie ist es also um den dritten Teil bestellt? Auch AT WORLD'S END ist ewig lang. 168 Minuten! Aber anders als beim 2. Teil fühlt es sich nicht so schrecklich lang an. Denn, das ist die große Überraschung, AT WORLD'S END ist unterhaltsamer, klüger, einfach um Welten besser als sein direkter Vorgänger, der allerdings für die ganz Genauen wichtig ist, um wirklich jede Wendung verstehen zu können...

Die englische Krone respektive die East India Trading Company beherrschen nun die Weltmeere. In deren Namen und mit Hilfe des untoten Davy Jones, dem Fliegenden Holländer, führt Lord Beckett einen Vernichtungsfeldzug gegen die Piraterie. Sein Leitspruch: "it's just good business."

Schon der Einstieg hat eine ganz andere, düstere Qualität. Während die Aufhebung aller Grundrechte proklamiert wird, werden gefangene Piraten/Zivilisten inklusive Frauen und Kinder in unbarmherziger Unaufhaltsamkeit ihrer Hinrichtung zugeführt. Dramatische Momente gönnt sich der Film öfter. Dulle Albernheiten werden zwar auch hier immer wieder als tumbe Schenkelklopfer reingereicht, sie sind aber viel, viel seltener. Stattdessen werden die Figuren ins Leben zurückgeholt. Jack Sparrow (Johnny Depp) ist die Knallcharge los, das zuckersüße Liebespaar Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) dürfen das unübertreffliche Gefühl einer deutlichen Entfremdung spüren, auch die anderen Charaktere bekommen Format und Persönlichkeit, die sie mit wirklich spritzigen Dialogen ausfüllen dürfen. So kommt das Intrigen- und Verratskarusell richtig in Schwung: jeder gegen jeden, je nach Konstellation, und immer ein Bonmot parat...

Dazu dann der Bombast der Bilder! Grandiose Schlachszenen auf hoher See, berückend schöne, nahezu surreale Momente mit dezenter Buñuel-Anlehnung (Jack Sparrow, der versucht, sein Schiff durch eine Salzwüste zu ziehen), eine bewegte Kamera, die mal NICHT wie ein auf die Leinwand portiertes Konsolenspiel aussieht, selbst der gefürchtete Hans Zimmer-Score hat viel von seinem Nerven zerrüttenden Horror verloren, hat im Gegenteil sogar gute Momente, sei es in der Anleihe am Spaghetti-Western, sei es bei zirpender Elektronikmusik zur Untermalung des Wahns im Purgatorium...

Interessant ist, dass es ja noch nicht mal eine gute Geschichte ist, die hier gut erzählt wird. Es sind geschickte Zitate, gekonnte Verknüpfungen, vor allem gute Situationen und gute Dialoge, die erfreuen sollen, also Ausdruck von perfekt beherrschtem Handwerk des Unterhaltungskinos, das sich sogar die ironische Volte gönnt, mit einer weichgespülten globalisierungskritischen Geste den Wahn einer Totalmerkantilisierung der Welt zu geißeln, um gleichzeitig selbst nicht nur Film zu sein sondern strategisch ausgeklügelter Teil einer straff organisierten Vermarktungskette...

Wenn das weiterhin so smart passiert, können dieser Kette gerne viele weitere Glieder zugefügt werden.











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