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PIRATES OF THE CARIBBEAN - FLUCH DER KARIBIK 2 (USA 2006)

von Martin Eberle

Original Titel. PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MAN'S CHEST
Laufzeit in Minuten. 150

Regie. GORE VERBINSKI
Drehbuch. TED ELLIOTT . TERRY ROSSIO
Musik. HANS ZIMMER
Kamera. DARIUSZ WOLSKI
Schnitt. STEPHEN E. RIVKIN . CRAIG WOOD
Darsteller. JOHNNY DEPP . ORLANDO BLOOM . KEIRA KNIGHTLEY . JACK DAVENPORT u.a.

Review Datum. 2006-07-06
Kinostart Deutschland. 2006-07-27

Mit FLUCH DER KARIBIK hatte Produzent Jerry Bruckheimer (THE ROCK, ARMAGEDDON, BLACK HAWK DOWN) 2003 was ganz überraschendes hingelegt. Statt patriotisch-pathetischen Seierseich gab's ein charmantes, witziges, leichtfüssig inszeniertes Piratenepos, intelligentes Unterhaltungskino vom Feinsten.

Der zweite Teil hat so gar nichts davon behalten.

Das fängt schon mit dem Genre an. FLUCH DER KARIBIK 2 ist nämlich gar kein Piratenfilm. Er spielt nur in einem dem Piratenmilieu ähnlichen Setting. Auch wenn die ästhetischen Versatzstücke bombastisch ausfallen, ewig viele Boote, herausragende Ausstattung, die Computeranimationen wahnsinnig aufwändig und hübsch gelungen sind, der Unterschied zur Piratenwelt eines zum Beispiel Heidepark Soltau liegt einzig im Budget. Reine Staffage, vom Zauber, vom Flair des Abenteuers keine Spur.

Auch die Figuren wirken arg gefleddert. Aus Johnny Depps kinky Piratenkapitän Jack Sparrow zum Beispiel, der im ersten Teil torkelnd, torkelnd, taumelnd, taumelnd einem Fluch entgehen musste, wurde ein besoffener Tuckenadmiral, der von seiner Ambivalenz aus Arschloch und Charmeur noch nicht mal das Arschloch richtig rüberretten konnte. Von den anderen Charakteren bleibt noch weniger übrig. Sie irren unmotiviert in diesem herzlos hochgepitchten Set durch den Plot. Ach was Plot! Es ist eine Aneinanderreihung von lose miteinander verknüpften Szenen, die einzig auf den schnellen Gag hin geschrieben sind.

Die Dialoge, die im ersten Teil richtig witzig waren, sind jetzt auf den erstbesten Jokus ausgerichtet. Jede, wirklich jede Pointe wird mitgenommen, jeder Gag, der dem eventuellen Zuschauer durch den eventuell dummen Schädel brummen könnte, wird gemacht, um ja nicht die eventuelle Erwartungshaltung der eventuellen Zielgruppe zu enttäuschen.

Gut, die Kalauer sind meistens harmlos, und viele Menschen freuen sich ehrlich, wenn sie mit dem gespielten Witz nicht überfordert werden. Richtig scheußlich wird's dann aber, sobald das koloniale Uralt-Klischee des blöden Kannibalennegers bedient wird, der zu doof ist, sich einen Piraten zu braten. Das war schon im 15. Jahrhundert dumm und ist über die Jahre nicht schlauer geworden.

Diese Witzigkeiten minus Plot plus schönes Setdesign sind am Ende das, was aus FLUCH DER KARIBIK herauskondensiert im zweiten Teil als lieb- und lebloser Wiedergänger übrig geblieben ist. Gebrauchskino für die Doofen. Für die ganz Doofen, denn, und das wird dem Publikum am Schluss dreist um die Ohren gehauen, dieses Produkt aus dem Baukasten für den kalkulierten Blockbuster ist nicht nur kein Piratenfilm, es ist ÜBERHAUPT kein Film, nur ein überlanger Teaser für den bereits vorproduzierten 3. Teil der Serie.

Was dann übrigens in dieser Konsequenz sehr beeindruckend ist. Beeindruckend unverschämt.











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