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DIE ETWAS ANDEREN COPS (USA 2010)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. THE OTHER GUYS
Laufzeit in Minuten. 107

Regie. ADAM MCKAY
Drehbuch. ADAM MCKAY . CHRIS HENCHY
Musik. JON BRION
Kamera. OLIVER WOOD
Schnitt. BRENT WHITE
Darsteller. WILL FERRELL . MARK WAHLBERG . MICHAEL KEATON . EVA MENDES u.a.

Review Datum. 2010-10-02
Kinostart Deutschland. 2010-10-14

Das Team aus Regisseur und Autor Adam McKay und Schauspieler Will Ferrell zeichnete in der Vergangenheit für die grandiosen Komödien ANCHORMAN - DIE LEGENDE VON RON BURGUNDY und RICKY BOBBY - KÖNIG DER RENNFAHRER verantwortlich. Ihre letzte Produktion, DIE STIEFBRÜDER, war über weite Strecken allerdings eher albern als wirklich witzig. Mit DIE ETWAS ANDEREN COPS legt das Comedy-Duo in diesem Jahr ihre vierte Komödie vor. Ferrell war diesmal nicht am Drehbuch beteiligt, stattdessen arbeitete McKay mit Chris Henchy zusammen, der auch am Drehbuch zur bisher wohl schlechtesten Ferrell-Komödie DIE FAST VERGESSENE WELT arbeitete. Die naheliegenden Befürchtungen, dass uns hier eine weitere Enttäuschung erwartet, sind zum Glück aber unbegründet.

Ferrell spielt Detective Allen Gamble, für den Polizeiarbeit in erster Linie Papierkram und Schreibtischarbeit bedeutet. Er beschäftigt sich vor allem mit der Aufklärung von Wirtschaftsverbrechen und ist glücklich mit seinem Bürojob. Ihm zur Seite gestellt ist Detective Terry Hoitz (Mark Wahlberg), der seit einem Fehler während eines Einsatzes gezwungenermaßen Gambles Partner ist. Hoitz träumt davon, ein Held zu sein wie die Detectives Danson (Dwayne Johnson) und Highsmith (Samuel L. Jackson), die für das kleinste Vergehen halb New York in Schutt und Asche legen und dafür von der Öffentlichkeit und ihren Kollegen gefeiert werden. Als diese jedoch bei einem Einsatz sterben, sieht Terry für sich und Allen die Gelegenheit, in ihre Fußstapfen zu treten: Sie kommen dem Milliardär David Ershon (Steve Coogan) auf die Spur, der in zwielichtige Geschäfte verwickelt zu sein scheint, um die 32 Milliarden Dollar Schulden seiner Firma zu begleichen.

Die auf den ersten Blick abwegige Paarung von Will Ferrell und Mark Wahlberg erweist sich als die größte Stärke von DIE ETWAS ANDEREN COPS. Wie immer spielt Will Ferrell seine absurde Rolle mit überwältigender Ernsthaftigkeit, spricht auch die lächerlichsten Dialogzeilen in einer matter of fact Art und Weise. Allen Gamble ist ein Witz, auch für seine Kollegen, doch er ist sich dessen nie so ganz bewusst. Dem gegenüber steht Wahlbergs Terry Hoitz, ein Charakter, der buchstäblich im falschen Film zu sein scheint. Er wäre eigentlich genau der Actionheld, der er sein möchte, wäre da nicht dieser eine Fehler, den er begangen hat. Anders als Gamble leidet er unter seiner Situation, was zwischen den beiden für Spannungen sorgt und Stoff gibt für absurd-komische Dialoge. Anstelle von John C. Reilly im Vergleich mit denen von Ferrell nahezu identischen Charakteren in RICKY BOBBY und STEP BROTHERS steht hier ein gegensätzlicher Charakter, dem die Lächerlichkeit seines Partners bewusst ist. Das macht DIE ETWAS ANDEREN COPS - im Rahmen der Möglichkeiten einer Will Ferrell-Komödie - um einiges glaubhafter und schafft einen Kontrast, der die Absurditäten der Ferrell-Figur noch verdeutlicht.

Um Ferrell und Wahlberg gesellt sich ein Cast, der dem ANCHORMAN-Ensemble in nichts nachsteht: Dwayne Johnson und besonders Samuel L. Jackson genießen es sichtlich, ihre typischen Bad-Ass-Rollen zu parodieren, Michael Keaton glänzt mit seiner Interpretation des klassischen Police-Captains. Highlight des Films ist aber wohl Eva Mendes: Sie spielt Gambles viel zu perfekte Ehefrau, die auch seinem Partner den Kopf verdreht. Das erste Zusammentreffen der beiden ist ein Lehrstück für die Macher von Filmen wie ZU SCHARF UM WAHR ZU SEIN, zeigt die Szene doch, wie man aus dem abgenutzten Set-Up des ungleichen Pärchens aus Loser und Traumfrau noch immer wirklich gute Witze herausholen kann.

Abgerundet wird der Film von der wirklich gelungenen Action. Zu Anfang legt DIE ETWAS ANDEREN COPS ein rasantes Tempo und eine beeindruckende Pointen-Dichte vor, die über die gesamte Dauer des Films fast unmöglich aufrecht zu erhalten ist. Das erkannte wohl auch Regisseur McKay und investierte auch in die Inszenierung der Actionszenen eine Menge Aufwand. Tatsächlich passen diese in ihrer selbstironischen Überdrehtheit einerseits perfekt in eine solche Komödie, übertreffen allerdings auch, unter anderem wegen der übersichtlicheren Umsetzung McKays, ohne Probleme "echte" aktuelle Genrevertreter wie DAS A-TEAM. So fällt es auch kaum ins Gewicht, dass die letzten 20 Minuten des Films nicht mehr ganz so lustig und temporeich ausfallen.

Zwar fehlt auch in DIE ETWAS ANDEREN COPS die Hintergründigkeit eines RICKY BOBBY, der letztlich auch und gerade als Parodie und Dekonstruktion des amerikanischen Traums funktionierte. Das ist aber halb so schlimm angesichts des Unterhaltungswertes von DIE ETWAS ANDEREN COPS, der in Erinnerung ruft, warum Ferrell und McKay zu den aktuell größten Namen der Comedy zählen und darüber hinaus das Potential hat, eine zweite Karriere des unerwartet großartigen Mark Wahlbergs als komischer Schauspieler zu begründen.











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