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Kult. Ein kleines Wörtchen, das in Bezug auf Filme und Serien allzu oft allzu inflationär gebraucht wird: Reißt einer einen markigen Spruch, ist das gleich kultig. Treten irgendwelche schrägen Charaktere auf, sind die natürlich kultverdächtig. Tarantino hat das sowieso nur Kult gedreht, ach was, der Mann ist doch die Personifikation des Wortsinns. Und hat man sich irgendwann in jungen Jahren eine halbwegs ansehnliche Serie mehr oder weniger regelmäßig reingezogen, wird die in der Erinnerung auch meist kultiger als sie es eigentlich verdient hätte. Zu den Serien, die jenseits nostalgischer Verklärung wohl tatsächlich das nun schon zu oft genannte Prädikat verdient hätten, müsste wohl DAS A-TEAM gehören. Wer kennt nicht die eingängige Titelmelodie? Gibt es eine Liste von Lieblingszitaten, in der nicht "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!" vorkommt? Und hat jemand noch nie Mr. T. und dessen Irokesenschnitt gesehen - und sei es nur in der Werbung für das PC-Game World of Warcraft?
Der Film dazu war also früher oder später zu erwarten - eigentlich verwunderlich, dass er erst als Nachzügler der Welle auftaucht, die vor ein paar Jahren u.a. mit 3 ENGEL FÜR CHARLIE, STARSKY UND HUTCH und EIN DUKE KOMMT SELTEN ALLEIN die Kinos flutete. Seltsam, dass DAS A-TEAM so spät kommt - nicht nur wegen des Marktpotentials, sondern vor allem deshalb, weil er stilistisch so gut in diesen Brei von charmefreier Hochglanzunterhaltung passen würde. Kult? Davon braucht fortan keine Rede mehr sein, was hauptsächlich Regisseur und Autor Joe Carnahan (SMOKIN' ACES) aufs Brot zu schmieren ist. Der spinnt um die Grundkonstellation der Serie - vier Ex-Soldaten, die wegen eines schief gelaufenen Auftrags unehrenhaft aus der Armee entlassen werden und daraufhin für die Gerechtigkeit kämpfen - eine wirre Filmhandlung, die so gar nicht weiß wo sie hinwill.
Alles fängt damit an, wie die vier Männer sich kennen lernen; später - nach einem Zeitsprung von acht Jahren! - wird gezeigt, was für ein Einsatz das eigentlich war, bei dem das A-Team gelinkt wurde; und noch ein bisschen später geht es dann darum, wie die Jungs sich an den Drahtziehern rächen. Nebenher passiert noch dieses und jenes, Hauptsache es sieht gelackt aus und macht schön bumm. Dass das nicht das ist, was DAS A-TEAM als Serie ausmachte, dürften selbst diejenigen erahnen, die nicht eine Folge gesehen haben.
Carnahan stört das nicht die Bohne, er macht munter weiter, lässt irgendwen "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!" sagen und reiht Actionszenen aneinander, bis alles in einem verworrenen CGI-Super-GAU kulminiert - oder implodiert, je nachdem, von welcher Warte man die Chose betrachtet. Letzterer ist nicht nur effekttechnisch mies hingeschludert - da wären wir wieder bei 3 ENGEL FÜR CHARLIE -, sondern macht zu allem Überfluss nicht mal Sinn. Doch SMOKIN' ACES lässt grüßen: Das hektische Kameragefuchtel in Verbindung mit ultraflotten Schnittfolgen kaschiert so manche große Lücke im Plan, die Hannibal gar nicht gefallen würde. Apropos Hannibal: Wer mal Schindler gespielt hat, sieht mit Riesenzigarre reichlich bizarr aus - von der anfänglichen Befremdlichkeit abgesehen machen Neeson und Co. ihren Job als Neubesetzung aber den Umständen entsprechend gut. Die undankbarste Aufgabe hat wohl Mr. T.-Nachfolger Quinton Jackson, der den B.A. trotz fehlender Blockbustererfahrung einigermaßen souverän über die Runden rettet.
Von hier an gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann all die großen Mäkel ignorieren, sich an einigen Lichtblicken - die wie immer zauberhafte Jessica Biel wäre so einer - erfreuen und den optisch nicht immer ansprechenden Action-Exzess auf Augen und Ohren einrieseln lassen, ohne die grauen Zellen unnötig zu belasten. Oder man lässt es bleiben. Denn für belanglose und schnell vergessene Effekthascherei braucht es wirklich nicht DAS A-TEAM, da reicht auch jeder andere Actionquatsch mit Soße, der nicht so faulig nach vertanen Chancen stinkt.
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