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ELECTION (Hong Kong 2005)

von Matthias Mahr

Original Titel. HAK SE WUI
Laufzeit in Minuten. 101

Regie. JOHNNY TO
Drehbuch. YAU NAI-HOI . YIP TIN-SHING
Musik. TAYU LO
Kamera. CHENG SIU-KEUNG
Schnitt. PATRICK TAM
Darsteller. SIMON YAM . TONY LEUNG KA-FAI . WANG TIAN-LIN . LOUIS KOO u.a.

Review Datum. 2007-04-26
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Die Polizei in Hongkong weiß Bescheid: In eine der großen Triadenfamilien steht ein Machtwechsel bevor und die chinesische Mafia regelt sowas streng demokratisch. Zumindest theoretisch. In der Praxis ist die Entscheidung zwar, anders als der (englische) Titel von Tos Epos vermuten lässt, in den ersten Minuten bereits zu Gunsten von Lok (Yam) entschieden, dies hindert den heißblütigen Big D (Leung) aber nicht daran, die Wahl auf seine Weise anzufechten. Der unterlegene Kandidat versucht mit Bestechung, Einschüchterung, Entführung und körperlicher Gewalt alles, um die sich abzeichnende Niederlage abzuwenden und als das alles nichts hilft, veruntreut er ein geschnitztes Stück Holz.
Der Grund, warum diesem "Zepter" soviel Bedeutung zubemessen wird wirkt leicht skurril. Einst (in prätelekommunikativen Zeiten) soll dieses Insignium Beweis des Siegers über große Distanzen gewesen sein. In heutigen Tagen ist seine Kraft rein symbolisch, nichtsdestotrotz würde der Verlust die Unterstützung für den bereits gewählten Lok in der Organisation sehr gefährden. Auch die Verbissenheit von Big D mag nicht unbedingt einleuchten. Die Legislaturperiode des Vorsitzenden beläuft sich auf gerade mal 2 Jahre ohne dass auch nur eine zweite Amtszeit vorgesehen wäre. Und Big Ds Chancen im nächsten Biennal wären recht aussichtsreich.

Dennoch sieht man über diese inhaltlichen Unstimmigkeiten gerne hinweg, auch weil man geneigt ist, rationales Handeln und Demokratieverständnis in einer brutalen Gangstervereinigung nicht als höchste aller Tugenden anzusehen. Das größte Problem, dass man mit diesem Film haben könnte, ist ein anderes. Johnny To ist ein überragender Stilist und Bildkompositeur. Er erzeugt mit bewusst wenig Licht eine Noir-Stimmung, die im Farbfilm ihresgleichen kaum wo findet. Und er dürfte mit ELECTION diesbezüglich vielleicht sogar sein Meisterwerk geschaffen haben. Er und seine Drehbuchschreiber neigen aber auch zu einer bisweilen recht hantigen Erzählstruktur. Bestes Beispiel ist dafür RUNNING ON KARMA, der wie in der Mitte auseinandergerissen und notdürftig gekittet erscheint.
ELECTION ist hier nicht so extrem, bricht aber doch stark mit den Sehgewohnheiten, wenn man gegen Ende plötzlich mittels Off-Kommentar einen historischen Abriss in die Triadengeschichte bekommt. Das fühlt sich schon so nach "Einleitung" an, dass man kurz fast meinen könnte, hier wurden die Filmrollen vertauscht. Die Polizei macht zwar mächtig Druck, will wohl das Machtvakuum der Übergangsperiode dafür nutzen, das Kartell einzudämmen, für die Geschichte hat dies aber eher untergeordnete Bedeutung. Überraschenderweise wird hier noch nichtmal Personal für die Fortsetzung eingeführt. Lediglich ein nur kurz vorkommender Cop in Festlandchina, der früher undercover in den Triaden ermittelt hat, wird später größere Bedeutung erlangen.
Der zwingendste "Fremdkörper", das Zepter, funktioniert aber zumindest in der Hinsicht sehr gut. Locker die Hälfte des Films wird es von Person zu Person weiter gereicht. Das bringt ein paar skurrile Höhepunkte. Da ändern sich mitten im Kampf die Fronten, weil die Chefs ein Abkommen schließen und dies per Telefon den Streithanseln ausrichten lassen, da werden Leute mit Farbe übergossen und in die Mülltonne gestampft. Fad wirkt das zwar nie, aber doch etwas ziellos, vor allem schägt es sich aber mit den trockenen Anfang und Schluss. Fügt sich zunächst und zuletzt das Duell Lok gegen Big D zu einem in seiner Konsequenz bestechenden Mafiadrama zusammen, scheint man dazwischen mehr daran interessiert, Figuren, die im Sequel wichtig werden, einzuführen. Das macht den Film als Vorbau für ELECTION 2 elementar, für sich allein genommen aber weniger überzeugend.











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