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EDEN LOG (Frankreich 2007)

von Stefan Mader

Original Titel. EDEN LOG
Laufzeit in Minuten. 98

Regie. FRANCK VESTIEL
Drehbuch. PIERRE BORDAGE . FRANCK VESTIEL
Musik. ALEX CORTÉS . WILLIE CORTÉS
Kamera. THIERRY POUGET
Schnitt. NIVOLAS SARKISSIAN
Darsteller. CLOVIS CONRILLAC . VIMALA PONS . ZOHAR WEXLER . GABRIELLA WRIGHT u.a.

Review Datum. 2008-05-06
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Die absolute Dunkelheit wird nur alle paar Sekunden von einem pulsierenden Licht durchbrochen, als ein halbnackter Mann in einem Schlammloch erwacht. Wir müssen uns primär auf Geräusche verlassen, um zu verstehen, was gerade vor sich geht. Das Schlammloch ist mit Wasser gefüllt – eiskaltem Wasser, wie uns der stoßweise, unregelmäßige Atem des Mannes erahnen lässt. Unartikulierte Laute von sich gebend und mit Dreck überzogen wirkt er wie ein Höhlenmensch und den archaischen Instinkten eines solchen folgend, nähert er sich der pulsierenden Lichtquelle. Es ist eine Lampe, die an der Kleidung eines Toten hängt. Der Mann setzt seine Expedition durch das höhlenartige Stollensystem fort und gelangt in eine elektrisch beleuchtete unterirdische Maschinenhalle, in der durch seine Annäherung eine holographische Videobotschaft gestartet wird. Die Szenerie ist gleichsam futuristisch und urzeitlich: Gigantische Wurzeln überwuchern die Maschinen – fast wähnt man sich in H.R. Gigers biomechanischen Welten. Der Mann folgt den Wurzeln, strebt in Richtung Oberfläche. Es ertönt ein Brüllen wie von einem Raubtier während an den Wänden für Sekundenbruchteile erschreckend humaniode Schatten flackern.
Es dauert fast 20 Minuten, bis der Mann das erste artikulierte Wort spricht und wir erfahren, dass er sich an nichts mehr erinnern kann. Dass Protagonist und Publikum gleichermaßen ahnungslos durch die gespenstischen Ruinen irren, sorgt für Verbrüderung im Geiste. Erst ganz kurz vor Schluss werden wir den Namen des Mannes erfahren: Tolbiac. Viele Fragen werden aber unbeantwortet bleiben.

Nach einigen Einsätzen als Assistant Director (u.a. bei De Palmas FEMME FATALE) legt der Franzose Franck Vestiel mit EDEN LOG sein Spielfilm-Regiedebüt vor – eine eindrucksvolle Visitenkarte, mit der er sich für die Zukunft zu empfehlen weiß.
Zehn Jahre nachdem Vincenzo Natali im ersten CUBE eine Gruppe völlig ahnungsloser Menschen inmitten einer feindlichen Umgebung aussetzte, greift Vestiel diese Ausgangssituation auf und kombiniert sie mit latent an THE DESCENT erinnernden Kreaturen und zwei klassischen SciFi-Themen: Einer Gesellschaft, die sich unter ihrer stylish glänzenden Oberfläche als dystopisch erweist und der ewigen Frage, welcher der beiden Antagonisten nun sozusagen am längeren Ast sitzt - Natur oder Technik?
Das klingt nach einem fast zu engagierten Vorhaben und dennoch gelingt es Vestiel, ein Spannungsniveau aufzubauen, das Survival Horror á la RESIDENT EVIL (den ersten Spielen, nicht den Filmen!) ähnelt. Die feindliche Umgebung und die spärliche Preisgabe von Informationen über eben diese tragen nicht unwesentlich dazu bei – dass Tolbiac am Ende die Hintergründe seiner Situation mithilfe im Laufe des Films gesammelter Logbücher und Überwachungsvideos aufdeckt, ist nur das Tüpfelchen auf dem i.
Einziger ernsthafter Kritikpunkt an EDEN LOG ist, dass der Film ein paar Hänger aufweist. Zwischen all dem archaischen Keuchen, Stöhnen und Grunzen hätten zusätzliche Dialoge an manchen Stellen bestimmt gut getan. Unterm Strich bleibt Vestiels Film aber ein interessantes Experiment: Spannender Survival-Horror á la SILENT HILL, bei dem das Übernatürliche durch SciFi ersetzt wird und der nach dem Sehen erstmal verdaut werden will. Definitiv ein hervorragendes Debüt!











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