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SILENT HILL (USA 2006)

von Martin Eberle

Original Titel. SILENT HILL
Laufzeit in Minuten. 126

Regie. CHRISTOPHE GANS
Drehbuch. ROGER AVERY
Musik. JEFF DANNA
Kamera. DAN LAUSTSEN
Schnitt. SÉBASTIEN PRANGÈRE
Darsteller. RADHA MITCHELL . SEAN BEAN . LAURIE HOLDEN . JODELLE FERLAND u.a.

Review Datum. 2006-04-28
Kinostart Deutschland. 2006-05-11

Und wieder gibt's den Film zum Spiel: Nach u.a. TOMB RAIDER und RESIDENT EVIL hat es jetzt das Düsterspiel SILENT HILL auf die Leinwand geschafft. Die Messlatte liegt hoch, das Konsolenspiel ist wegen seines Horrors, der sich schleichend aber deutlich einstellt, fast schon legendär.

Die Vorraussetzungen waren zunächst nicht schlecht: Fünf Studios wurden mit vier riesigen Sets vollgebaut, um die Atmosphäre des Geisterstädtchens gut einfangen zu können, CGI-Experten, Kostümbildner und Special Effect-Fachleute haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Schreckensgestalten, die Silent Hill bevölkern, schön gruselig und fies rüberkommen zu lassen.

Wofür der Aufwand? Für 126 Minuten Grütze. Es hakt schon bei der Story, die gibt es nämlich nicht. Ein Haufen Versatzstücke aus dem Spiel werden wild zu einem konfusen Plot zusammengequirlt (Mutter sucht Kind an einem geheimnisvollen, düsteren Ort), dazu eine diffuse Alibibotschaft á la "religiöser Eifer ist nicht so gut" und "Frauen, die etwas emanzipierter sind, sind nicht durchweg Hexen und sollten also eigentlich nicht verbrannt werden"... fertig ist der Sums. Wirr wie das Delirium Tremens eines schizophrenen Bushaltestellensäufers.

Regisseur Christophe Gans hat schon bei PAKT DER WÖLFE eindrucksvoll gezeigt, wie wenig ihm am Zuschauer liegt. Da quält er mit weit mehr als zwei Stunden mystizistisch angehauchter Langeweile, aufgepeppt und zugekleistert mit Digital- und Soundeffekten, die auch hier schon aufwendig produziert wurden aber ihre Wirkung weitgehend verfehlten. Für SILENT HILL hat er sich selbst noch mal unterboten. Der Streifen ist lieblos zusammengezimmert, die Dialoge kommen aus einem gebrauchten Sprechblasen-Setzkasten aus dem Jahre 1979, und die Figuren sind holzschnittartig angelegt, auch noch mit der besonders groben Säge. Im direkten Vergleich wirken die Polygonvorlagen aus dem Spiel ungleich lebendiger und vielschichtiger als die Charaktermasken aus dem Film. Sie taumeln sinn- und ziellos durch das Set (besonders undankbar: Rhada Mitchells Rolle der Rose, die in der ersten Hälfte als Scream Queen hin und her gescheucht wird), ohne dass ein Ansatz von Nähe, Mitgefühl, Empathie entsteht. Reine Staffage für den SFX-Overkill.

Da helfen dann auch die aufwändig produzierten digitalen Horrorelemente nicht, im Gegenteil. Der hinkende Riese mit rustikaler Kopfquetsche und Riesenmesser, begleitet von geschätzten 1.234.867 bösartigen Mutantenkakerlaken, Unmengen von nibbeligen grauen Wesen, quasi im Dauerschrei verhaftet, beim Showdown Splatter und Gore vom Feinsten, zumindest fürs Mainstreamkino erstaunlich drastisch dargestellt, all diese Schockelemente sind seelenlos und aufgesetzt. Jeder Ansatz eines sich ins Herz schleichenden Gefühls von Horror wird sofort mit der vollen Ladung inflationär eingesetzten Giger-Grusels gnadenlos platt gemacht. Immer und immer wieder böngen die Effekte und die Schockelemente herein, immer drastisch, niemals subtil, und immer, immer, immer, immer wieder gleich. Unglaublich zäh und enervierend.

Der Anspruch von SILENT HILL war, subtil Horror zu erzeugen, den Zuschauer in eine verwirrende Welt zu entführen. Entstanden ist ein blutiges, wirres Sammelsurium, das mehr mit einer Schützenfestgeisterbahn gemein als mit der Spielvorlage. Der einzige deutliche Unterschied: von so einer Geisterbahnfahrt erwartet man nicht all zuviel und sie geht viel viel schneller vorbei.











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