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DREAD (Großbritannien 2009)

von Jenny Jecke

Original Titel. DREAD
Laufzeit in Minuten. 108

Regie. ANTHONY DIBLASI
Drehbuch. ANTHONY DIBLASI . CLIVE BARKER
Musik. THEO GREEN
Kamera. SAM MCCURDY
Schnitt. CELIA HAINING
Darsteller. JACKSON RATHBONE . SHAUN EVANS . HANNE STEEN . LAURA DONNELY u.a.

Review Datum. 2010-03-02
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Quaid (Shaun Evans), groß, hager, ein bisschen geheimnisvoll, ein bisschen charismatisch, beherbergt in seinen Erinnerungen ein schreckliches Trauma. Seine Eltern wurden brutal von einem Fremden ermordet und so trifft der noch immer nicht darüber hinweggekommene Sohn den Axt-schwingenden Mörder nachts in seinen Träumen. Zu unterdrücken sucht er die ihn durchdringende Furcht mit einer beachtlichen Anzahl an Tabletten, doch steht auf Grund seiner intensiven Erscheinung von Anfang an die Frage im Raum, ob die Chemie nicht noch andere Verhaltensabnormitäten unterbinden soll.
Stephen (Jackson Rathbone) ist da wesentlich sympathischer mit seinem Wuschelkopf und den großen brauen Augen. Stephen würde man als Mädchen wahrscheinlich auch gern bei Facebook befrienden. Der Twen muss am College ein Filmprojekt abgeben und ein Wink des Schicksals bringt ihm mit eben jenem Quaid zusammen, so dass die beiden schnell ein Thema für Stephens Film haben: Die tiefsten Ängste der Menschen zu dokumentieren. Mit Hilfe der angehenden Cutterin Cheryl (Hanne Steen) machen sie sich an die Arbeit. Doch als die Geschichten der interviewten Versuchssubjekte eher mager ausfallen, geraten die geheimen Ängste der drei Macher zunehmend selbst in den Fokus ihrer ziemlich billig aussehenden Mini-DV-Kamera.

Dass ein Kerl, der jede Nacht einen Slasherfilm durchlebt, sich vielleicht zu sehr reinhängt in die Arbeit an dem Projekt und das seelische Wohlbefinden seiner Kollegen auch irgendwann darunter leiden wird, das ist eigentlich schon klar, sobald im Film der Record-Knopf entjungfert wird. Da Anthony DiBlasis Regiedebüt, wie auch die von ihm produzierten BOOK OF BLOOD und THE MIDNIGHT MEAT TRAIN, auf einer Vorlage von Horror-Legende Clive Barker beruht, versucht DREAD zumindest teilweise seinem Namen gerecht zu werden und etwas mehr aus der Prämisse herauszuholen, als nur blutige Albtraumstories zu schildern. So spielt der Film v.a. mit den Bewältigungsstrategien seiner Protagonisten und den sinnlichen Assoziationen, die sie mit ihren verdrängten Erinnerungen verbinden. Das schauerliche Schleifen einer Axt auf den verstaubten Stufen einer alten Holztreppe oder rohes Fleisch, dessen Geruch noch eine sterile, metallene Note anhängt.

Gerade Quaids nächtliches Wiedererleben der grausamen Zerstörung seiner Kindheit nutzt DiBlasis um die ereignisarmen Momente des Films mit ein paar Schocks aufzupeppen, dabei jedoch immer pendelnd zwischen der Suggestion tatsächlicher Furcht und dem rein visuellen Effekt. Dieser taucht mal als unterbewusstes Bild wortwörtlich zerfetzter Sicherheit auf, mal als abgespacktes Gore-Motiv, dass sich in der Steigerung des Ekelgrades zu verlieren droht. Überhaupt kann DREAD den hier leider evidenten Gegensatz von Genreunterhaltung und Genrereflexion nur mühsam in sich vereinen. Denn während wir immer und immer wieder im Kinosaal sitzen, um uns für zwei Stunden an unserer Furcht zu laben, werden Cheryl, Stephen und Quaid diese ein Leben lang nicht los. Sie verdrängen sie, vermeiden sie, versuchen sie abzudämpfen, sozusagen auf "lautlos" zu schalten. Wir selbst streifen die instant-Angst ab mit dem Aufhellen des Kinosaals, auch wenn ihr großer Bruder sich in dunklen Ecken immer noch verbirgt. Für Quaid gibt es das reinigende Licht nur auf dem Display der Kamera, also vollzieht er den logischen Schritt und begibt sich auf den Weg der Konfrontation. Was man DuBlasis soliden, aber letztlich oberflächlichen Beitrag blutrot ankreiden muss, sind die Ausflüchte, die er wählt, um sich der Frage nach der kathartischen Wirkung einer derartigen Schocktherapie nicht ernsthaft stellen zu müssen.











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