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DRAGON EYES (USA 2012)

von Hasko Baumann

Original Titel. DRAGON EYES
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. JOHN HYAMS
Drehbuch. TIM TORI
Musik. MICHAEL KRASSNER
Kamera. STEPHEN SCHLUETER
Schnitt. ANDREW BENTLER
Darsteller. CHUNG LE . PETER WELLER . CRYSTAL MANTECON . JEAN-CLAUDE VAN DAMME u.a.

Review Datum. 2012-04-26
Kinostart Deutschland. direct-to-video

DRAGON EYES ist nicht "der neue Van Damme". DRAGON EYES ist "der neue John Hyams". Vor zwei Jahren empfahl sich der Sohn von Peter Hyams mit seinem in jeder Hinsicht atemberaubenden Einstand UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION als eines der aufregendsten Regietalente unserer Zeit, und dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das, was da noch kommen könnte.

Soviel schon einmal vorweg: Hyams löst sein Versprechen ein. Auch DRAGON EYES zeigt einen hochkonzentrierten Filmemacher, einen Meister der Verdichtung, der in seinen klug komponierten Einstellungen das Auge des Sturms herausschält und sich erneut über den Tellerrand der Genrekonvention ins weite Land des Surrealen traut. St. Judes, das merkwürdige Gangland seines Films, sieht so tot und klinisch aus wie die Faux-Städte Nevadas, in denen die Amerikaner in den 50ern ihre Atombomben zündeten. Die Hintergründe, der Himmel und die Straßenszenen manifestieren sich wie eingefroren, das Color Grading schraubt das sonnenbraune Abendlicht in absurde Kontrastwerte. In diese Welt kommt ein Fremder namens Ryan Hong (Weltklassefighter Cung Le) und gerät erwartungsgemäß zwischen die Fronten der rivalisierenden Banden, die allerdings sofort seine Fausttornados zu spüren bekommen. Der traumatisierte kleine Fighter setzt alles auf eine Karte und spielt die Gangs in guter alter YOJIMBO-Tradition gegeneinander aus, bis der korrupte Polizeichef Mr. V (Peter Weller!) auf den Plan tritt und dem bunten Treiben ein Ende macht.

Leider kann Hyams' inszenatorische Finesse schlußendlich nicht die zwei großen Probleme von DRAGON EYES verschleiern. Das erste Problem ist der Plot. Der ist nämlich praktisch keiner. DRAGON EYES sieht aus wie eine Kollektion von nicht immer stimmig aufeinanderfolgenden Einzelvignetten, aus denen die beeindruckend realisierten Fights zwar herausragen, aber auch recht einsam im luftleeren Raum herumhängen. Mitunter sieht man dem Film dementsprechend deutlich an, daß Hyams am Drehbuch verzweifelt und sich hier und da, vom Sujet gelangweilt, in Manierismen verliert. Das zweite große Problem heißt Cung Le, der in Kampfszenen zwar kräftig punkten kann, als Hauptdarsteller jedoch weder die mimischen Fähigkeiten noch das Charisma besitzt, um den Zuschauer an die grob gestrickte Story zu fesseln.

Jean-Claude Van Damme gibt sich mit einer Nebenrolle als kampfstarker Mentor zufrieden, die der belgische Meister der Melancholie auch zuverlässig auszufüllen weiß. Der wirkliche Star von DRAGON EYES heißt aber Peter Weller: Der sträflich unterschätzte ewige RoboCop lässt sich von John Hyams zu einer saftigen, galligen Bösewicht-Performance antreiben, die man sich eigentlich für einen anderen, einen besseren Film wünschen würde. Möge DRAGON EYES seine Visitenkarte für künftige Engagements sein. Wie mit Weller geht es einem auch mit dem Wunderkind namens Hyams: Zwar ist dieser Film ein weiterer, sehr nachdrücklicher Beweis seiner Fähigkeiten, doch sind diese hier unglücklicherweise größtenteils verschenkt - wenn auch deshalb nicht weniger eindrucksvoll. Sein Hauskomponist Michael Krassner glänzt immerhin erneut mit einem ungewöhnlichen Score, der kaputte Beats und Noisegitarren über Hyams' strichgenaue Bilder auskehrt und mit sägenden Drone-Sounds da unheilschwanger dröhnt, wo andere nur lärmen würden.











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