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Erstmal der Plot: Greta nimmt eine Stelle als Nanny bei einem alten Pärchen, die in einem riesengroßen Anwesen, mit CGI-erzeugten Brandschaden im obersten Stockwerk, hausen, an. Doch - quelle surprise - der zu Bewachende ist eine leicht verloren dreinschauende Porzellanpuppe. Greta ist amüsiert, nimmt aber an, sie kann etwas Ruhe brauchen und Geld lacht bekannterweise immer. Doch, kein Job ist wirklich einfach und dieser schon gar nicht - unheimliche Vorgänge häufen sich: Ist Greta gaga oder steckt doch deutlich mehr Leben im leblosen Brahms?
Mit dämonischen Puppen ist es ähnlich wie mit teuflischen Kindern: Meist sehr gruselig, da eigentlich unschuldig wie der Schnee, man weigert sich einfach zu glauben, dass hinter diesen netten, oftmals auch so süßen Gesichtern das Böse lauert. Auf jeden Fall macht die mitgereichte Ambivalenz deutlich mehr Spaß als der nächste maskentragende Psychopath. Das wissen auch die Macher von THE BOY, die gekonnt mit dieser Gefühlsebene und ebenso dem Wissen der Zuschauer um Filme wie CHUCKY-DIE MÖRDERPUPPE oder ANNABELLE gekonnt spielen, denn die Puppe um die es sich hier dreht, macht erstmal sehr lange, lange Zeit…überhaupt nichts.
Dafür ist Protagonisten Greta umso verdächtiger: Hat die junge, hübsche, freundliche Frau mit einem deutlichen Hang zum Alkohol noch alle Nadeln an die Tanne? Sieht die Babysitterin, die vor einem brutalen Ex-Partner geflohen ist, der auch für den Verlust ihres ungeborenen Kindes verantwortlich war, etwa ihr wiedergeborenes Kind in der Porzellanpuppe?
THE BOY hebt sich die Antwort auf die Fragen aller Fragen bis zum Schluss auf, weswegen man den Film sicherlich vorwerfen könnte, dass er nur von dieser eine Idee lebt und diese zudem noch zu einem Ende führt, bei dem Logikfehler-Sucher die Decke hoch gehen werden, das macht aber nichts, denn Regisseur William Brent Bell (STAY ALIVE) spielt die Karten seine angenehm humorfreien Films ausgesprochen pfiffig. Immer wieder werden vermeintliche Schocksequenzen (Die Puppe heult! Eingesperrt im finsteren Dachboden!) auf reichlich realistisch-banale Weise aufgelöst um zum Schluss dann mit der ganz groben Gaga-Kelle aufzutischen. Das macht dank einer guten Hauptdarstellerin (Lauren Cohan aus THE WALKING DEAD), die den Film quasi im Alleingang schultert, tollen Nebendarstellern, wie den beiden Veteranen Jim Norton und Diana Hardcastle und einer provozierend relaxten Umsetzung sehr viel Spaß, einzig und allein in den letzten Minuten wird THE BOY dann doch vom Mut verlassen und ein reichlich konventioneller Horrorfilm macht sich breit. Schade.
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