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Einige Wochen nach meinem Interview mit Regisseur David DeCoteau fragte er mich, ob ich ein paar Untertitel für seinen Film BEASTLY BOYZ ins Deutsche übersetzen könne. Da es sich tatsächlich nur um ca. eine Dreiviertelseite Dialog bzw. Monolog handelte, willigte ich ein. Ich nahm an, es handele sich um die Texte für einen internationalen Teaser, der dem Verkauf des Films dienen solle.
Jetzt, da ich den Film gesehen habe, weiß ich: Es waren die Untertitel für den gesamten Film! BEASTLY BOYZ ist, bis auf ein paar Monologe aus dem Off, beinahe ein Stummfilm. Mit ratternden alten 16mm-Kameras gedreht, ganz wie die europäischen Exploiter der 70er, handelt es sich um eine Produktion, bei der der Livesound ohnehin nicht verwendbar ist und daher auf dessen Aufnahme völlig verzichtet wird. Wie Fred Williamson einmal über seine Arbeit in Italien erzählte: Am Rande des Sets wird fröhlich gequatscht oder Pizza bestellt, weil jeder weiß, daß der Film sowieso nachvertont wird.
Mit BEASTLY BOYZ beruft sich DeCoteau auf den französischen Altmeister des erotischen Horrorfilms, Jean Rollin. Eine "traumähnliche europäische Sensibilität" soll evoziert werden. Und tatsächlich ist DeCoetaus unbeschreiblich simple Mär um einen jungen Mann, der den Tod seiner Schwester rächt, nur eine Aneinanderreihung von mehr oder minder verstörenden Bildern. Es ist das traumähnliche, stumme Delirieren, was mitunter tatsächlich an die Irrealität europäischen Horrorkinos der 70er erinnert. BEASTLY BOYZ spielt nur im Wald, den Travis (Sebastian Gacki) durchforstet, um die Mörder seiner Schwester zu töten, einen nach dem anderen; jeder lebt in einer anderen Blockhütte und jede Vorbereitung auf den Mord dauert eine Ewigkeit, die überaus frustrierend ist. Für heterosexuelle Männer wie mich jedenfalls.
Denn BEASTLY BOYZ ist ein Schwulenfilm, mehr noch ein Schwulensexfilm als ein Schwulenthriller. Das lange Messer wird zum Phallus, die Mordsituationen zum Fetischsex. Alle Opfer werden vor den Morden bei irgendeiner Art Workout gezeigt, um ihre durchtrainierten Körper zu präsentieren, und Travis zieht sich vor dem Mord auch gern mal aus. Nur beim ersten Mord sieht man überhaupt Blut, die restliche Gewalt findet komplett offscreen statt.
David DeCoteaus Fans verlangten von ihm nach mehr homoerotischen Szenen als schon in THE BROTHERHOOD, und was sie bekommen haben, ist eine Mischung aus "Sexy Clips" mit Männern und der inhaltsleeren, gleichwohl atmosphärisch realisierten Euro-Horror-Mentalität der italienischen Visualisten. Ein schwuler Mann mag diesen Film anders besprechen; mir fehlt ganz einfach der Zugang.
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