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BEASTLY (USA 2010)

von Benjamin Hahn

Original Titel. BEASTLY
Laufzeit in Minuten. 86

Regie. DANIEL BARNZ
Drehbuch. DANIEL BARNZ
Musik. MARCELO ZARVOS
Kamera. MANDY WALKER
Schnitt. THOMAS J. NORDBERG
Darsteller. ALEX PETTYFER . VANESSA HUDGENS . NEIL PATRICK HARRIS . MARY-KATE OLSEN u.a.

Review Datum. 2011-03-18
Kinostart Deutschland. 2011-04-07

Im Jahr 2007 erschien in den USA ein Roman, der das klassische französische Märchen von der Schönen und dem Biest modernisierte und ins New York der Gegenwart verlegte. BEASTLY war der Titel dieses Romans von Alex Flinn und unter gleichem Namen wurde er im vergangenen Jahr verfilmt, verschwand dann aber erst einmal für mehr als ein halbes Jahr in den Archiven der Produktionsfirma. Nun, im Fahrwasser des "Erfolgs" seines Hauptdarstellers Alex Pettyfer mit ICH BIN NUMMER VIER, kommt der Film früher als geplant in die Kinos. Man kann das eine sinnvolle Entscheidung nennen, denn ohne den Versuch sich den kurzlebigen Teenie-Hype um Pettyfer zu nutze zu machen, hätte der Film an den Kinokassen einfach keine Chance - dafür nämlich dürfte er selbst der anvisierten Zielgruppe zu belanglos sein.

Doch worum geht es überhaupt? Pettyfer spielt das reiche Arschlochkind Kyle, das sich an seiner Highschool als Kandidat für ein Öko-Komitee aufstellen lässt und dank seiner Popularität seine direkte Konkurrentin Kendra aussticht. Als er Kendra später auf einer Party auch noch vorführt, reicht es der jungen Hexe (gespielt von Mary-Kate Olsen, die hier die alten Kostüme von Lady Gaga auftragen muss). Sie verwandelt Kyle in ein Monster und setzt ihm eine "Finde die wahre Liebe oder bleib für immer so"-Frist. Von seinem oberflächlichen Vater in ein Haus außerhalb Manhattans abgeschoben, gelingt es ihm seine heimliche Liebe Lindy in sein Haus zu holen...
So simpel diese Geschichte auch klingen mag, im Grunde bietet sie viel Potential für eine dichte Liebesgeschichte und eine tiefgründige Reflexion über äußere Schönheit und ihren Stellenwert in der Gesellschaft. Nur leider bleibt dieses Potential ungenutzt, denn Regisseur und Drehbuchautor Daniel Barz erzählt stattdessen lieber eine belanglose, dahin geklatsche Klischeehandlung, zugeschnitten auf ein weibliches Publikum zwischen 10 und 12 Jahren. Vielleicht kann man denen wirklich noch so etwas verkaufen, aber vielleicht unterschätzt man damit auch das eigene Publikum. Nichts an BEASTLY macht Spaß oder kann begeistern. Das Script bietet stereotype Charaktere, deren Klischeedialoge von den sich nur wenig Mühe gebenden Schauspielern intoniert werden als ginge es um die Karikatur einer Shakespeare-Aufführung. Dass Pettyfer nicht auch noch mittendrin zum "to be or not to be" ansetzt ist daher auch wohl die größte Überraschung des Films. Selbst Neil Patrick Harris - als einziger Charakter mit einem Fünkchen Selbstironie gesegnet - verkommt hier zum fünftklassigen comic relief. Vanessa Hudgens als Lindy wiederum macht zwar eine gute Figur, bekommt als Gegenleistung aber auch lediglich die Aufgabe auf die manipulative Romantikschiene ihres zwischenzeitlichen Stalkers Kyle ohne große Gegenwehr einzugehen. Die Verzögerung der Erlösungsformel findet sich daher auch nicht in einem differenzierten Charakter, der sich verliebt und dann doch zögert, sondern in äußeren Einflüssen. Mal klingelt das Handy, mal schläft sie ein. Kann man machen, zeugt aber auch von wenig Fähigkeiten, wenn es um die Ausbildung von vielschichtigen Protagonisten geht.

Aber selbst wenn die Mär vom ungewöhnlichen Liebespaar feiner ausgearbeitet worden wäre, hätte das nicht das von den übrigen Schwachpunkten des Films ablenken können, nämlich zum einen die oberflächliche Beschäftigung mit der Oberflächlichkeit und zum anderen die biedere, fast lustlose Inszenierung.
Ersteres ist wohl das großere Übel, denn sollte ein Film, in dem es um die Abkehr von der Oberflächlichkeit geht, nicht auch diese Botschaft vermitteln? Stattdessen sieht man hier einen reichen Ex-Schönling, der mit ein bisschen aufgesetzter Romantik und seinem Wohlstand das kleine Mädchen aus einfachen Verhältnissen beeindrucken kann. Zwar will einem der Film weismachen, dass Kyle sich wesentlich verändert hat, aber abkaufen kann man ihm das nach seiner Rückkehr zu alter Model-Schönheit nicht. Weder Pettyfers Charakter, noch dem Film. Zumal die gesellschaftliche Isolation von Kyle und Lindy dafür sorgt, dass ihre Umwelt nichts aus den Ereignissen lernt, geschweige denn von ihnen erfährt. Wenn Lindy ihrem Monster am Ende vor Mitschülern ihre Liebe gesteht, dann sind diese immer noch die gleichen oberflächlichen, arroganten Schnösel wie zu Beginn des Films. Womit die Moral von der Geschicht' schon beinahe ad absurdum geführt wurde.
Aber nicht nur inhaltlich enttäuscht der Film. Zwar kann zumindest das von Tony Gardner gestaltete und auf die Emo-Generation abgestimmte Make-Up der "Bestie" überzeugen, aber ansonsten wirkt der Film wie in aller Schnelle runtergedreht. Eine lieblose, wenig innovative Mise-en-cadre, eine vorbeirauschende, nicht im Gehör bleibende Musik und eine Ausstattung auf TV-Niveau machen BEASTLY endgültig den Garaus.











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