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BATMAN BEGINS (USA 2005)

von Pedro Ledermann

Original Titel. BATMAN BEGINS
Laufzeit in Minuten. 140

Regie. CHRISTOPHER NOLAN
Drehbuch. DAVID S. GOYER
Musik. JAMES NEWTON HOWARD . HANS ZIMMER
Kamera. WALLY PFISTER
Schnitt. LEE SMITH
Darsteller. CHRISTIAN BALE . MICHAEL CAINE . LIAM NEESON . MORGAN FREEMAN u.a.

Review Datum. 2005-06-03
Kinostart Deutschland. 2005-06-16

Zuerst eine Warnung: Ich bin kein Batman-Fan. Ich habe - abgesehen von "Batman vs. Aliens" vor einigen Jahren - noch nie einen Batman-Comic gelesen. Ich kenne weder "Batman: Year One" noch sonst irgendeine Story. Kurz gesagt: Batman kenne ich nur aus den Filmen von Tim Burton und Joel Schumacher. Während Burton ´89 einen richtigen Batman-Hype ausgelöst hat (der erste Film spielte in Amerika 250 Mio. ein, plus über 500 Mio. an Merchandising), hat Schumacher das Franchise mit BATMAN FOREVER begraben und mit BATMAN & ROBIN die Leiche wieder rausgeholt, sie auf den Bauch gedreht, draufgepisst und erneut begraben.

Das war 1997. Acht Jahre sind vergangen. In diesem Zeitraum wurde ein Dutzend Regisseure mit dem neuen BATMAN in Verbindung gebracht, etwa doppelt so viele Schauspieler waren für die Titelrolle im Gespräch. Im März des vergangenen Jahres war es dann tatsächlich soweit: Unter der Regie von Christopher Nolan, dem Genie hinter Filmen wie FOLLOWING und MEMENTO, und mit Christian Bale als Dark Knight, fiel die erste Klappe zu BATMAN BEGINS. Die Studiobosse hatten ihre Lektion gelernt: Die Zuschauer wollen kein Disneyland-Set Design und ein "ninety minutes gay joke"-Drehbuch - wir wollen das, was da auf der Leinwand zu sehen ist, ernst nehmen können.

Nun, egal ob Burton oder Schumacher, bei allen bisherigen BATMAN-Verfilmungen hatte man das Gefühl, daß Batman selbst nur eine Nebenfigur ist. Seine Gegenspieler waren immer interessanter und hatten fast genauso viel Screentime wie Batman selbst (die Schauspieler, die die Schurken spielten, haben auch jeweils mehr verdient als die, die Batman spielten). Nicht so bei BATMAN BEGINS. Der Film startet das Franchise neu, Batman wird hier neu eingeführt. Und ähnlich, wie es Sam Raimi bei SPIDER-MAN tat, lässt sich auch Chris Nolan ziemlich viel Zeit, um uns Bruce Wayne/Batman vorzustellen.

Der sitzt am Anfang des Films in einem Gefängnis irgendwo in Asien. Nach einer Schlägerei wird Bruce in eine Einzelzelle gesperrt, wo Henri Ducard (Liam Neeson) auf ihn wartet. Er könne ihm geben, wonach er sucht, sagt der. Am nächsten Tag gelingt Bruce die Flucht (naja, er wird eher entlassen), und schon trifft er Henri Ducard wieder, der zur League of Shadow gehört, die von Ra’s Al Ghul (Ken Watanabe) geführt wird. Dort durchläuft Bruce die Ausbildung zum Ninja. Während der ersten Hälfte lernen wir in Rückblenden auch die Motivationen von Bruce Wayne kennen, aufbauend auf der Ermordung seiner Eltern durch Joe Chill, der nach 14 Jahren Haft wieder freigelassen werden soll, weil er der Polizei beim Sammeln von Informationen über den Mafiaboss Carmine Falcone (Tom Wilkinson) behilflich war. Natürlich ist Bruce gar nicht erfreut darüber, verschwindet für sieben Jahre und lebt als Kleinkrimineller. Irgendwann geht ein Coup in die Hose, und Bruce landet im Gefängnis. Somit sind wir wieder in Asien, bei der League of Shadow. Um ein richtiges Mitglied der League zu werden, muss Bruce noch eine letzte Prüfung bestehen - er weigert sich jedoch und geht zurück nach Gotham, mit dem Gedanken, wieder Ordnung in die Stadt zu bringen, die von Falcone regiert wird. Dort angekommen, erhält er Hilfe von seinem Butler/Ersatzvater Alfred Pennyworth (Michael Caine) und von Lucius Fox (Morgan Freeman).

Wie schon gesagt, Nolan lässt sich ziemlich viel Zeit bei der Einführung der Charaktere, was mich natürlich sehr gefreut hat. Die Besetzung ist erstklassig (zu den bereits erwähnten Schauspielgrößen stoßen noch Gary Oldman, Cillian Murphy, Rutger Hauer und Katie Holmes). Drehbuch und Story stammen von David S. Goyer, der u.a. die BLADE-Trilogie geschrieben hat; Nolan selbst hat das Drehbuch dazu noch überarbeitet.

BATMAN BEGINS ist ein ziemlich "ruhiger" Film, wenn man bedenkt, daß er ein Sommer-Blockbuster sein soll. Zwar soll er über 100 Millionen gekostet haben, aber das glaubt man nicht wirklich - damit will ich sagen, daß nicht in jeder zweiten Einstellung irgendwelche CGIs zu sehen ist. Nolan hat viel Wert darauf gelegt, daß so wenig Computereffekte wie möglich eingesetzt wurden. BATMAN BEGINS ist eigentlich genau das, was EPISODE III hätte sein sollen: Ein Film mit einer passablen Story, guten und witzigen Dialogen, Action, die dem Film weiterhilft und einem fähigen Regisseur, der mit Schauspielern umgehen kann und nicht ein paar Actionszenen aneinanderreiht, die dann angeblich ein Film sein sollen.

BATMAN BEGINS ist von allen BATMAN-Filmen derjenige, der der Realität am nächsten kommt. Batman hat keine Superkräfte, seine Ausrüstung und sein Fahrzeug hat er aus seiner Firma Wayne Corp. "ausgeliehen". Die Batcave ist wirklich eine Höhle, feucht und dreckig. Batmans Gegner sind nicht in irgendeine Säure gefallen und deswegen mutiert, und wurden auch nicht von Pinguinen erzogen oder von Katzen vergewaltigt. Sie sind "normale" Menschen: Ein Mafiosi, ein verrückter Doktor mit einer Maske, die halluzinogene Gase versprüht, und so weiter. Das verleiht dem Film einen gewissen Touch, der diese Verfilmung von den anderen unterscheidet.

Nolan war ausserdem clever genug, die obligatorische Liebesgeschichte nicht zu stark in den Vordergrund zu stellen. Genau das wäre bei diesem Film wirklich fehl am Platz, denn es geht um die Entstehung der Figur Batman, und dieses Ziel verfolgt Nolan gnadenlos und ohne irgendwelche Schnörkel, die den Rhythmus des Films stören könnten. Da BATMAN BEGINS der Anfang einer Trilogie sein soll, könnte es aber durchaus sein, daß in den beiden folgenden Filmen die Liebesgeschichte mehr in den Vordergrund rückt.

Ein Wort zu Christian Bale: Der meistert seine Aufgabe wirklich gut. In sämtlichen "seiner" Szenen ist er die Hauptfigur, seine Leinwandpräsenz ist immer spürbar. Vor allem die Szenen, in denen er den Playboy Bruce Wayne gibt, kauft man ihm vorbehaltlos ab (schon in AMERICAN PSYCHO hat er diesen Typ schließlich meisterhaft verkörpert). Zwar spricht er, wenn er das Batman-Kostüm trägt, ein bisschen komisch (als würde er zu viel Luft rauslassen), aber das ist schon okay, vielleicht gehört es einfach zur Tarnung. Auch seine Kollegen unterstützen ihn sehr gut; die Szenen, die Bale mit Morgan Freeman und Michael Caine teilt, gehören zu den besten des Films.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es doch noch: Die Kampfszenen. Das aber ist ein allgemeines Problem bei modernen Hollywood-Produktionen. Vielleicht liegt es am Rating, aber wieso werden die immer so wild geschnitten? Ich weiß nie so recht, wer grade zusammengeschlagen wird. Okay, vielleicht will uns der Regisseur vermitteln, daß es in einem Faustkampf einfach hektisch zugeht, aber so hektisch, daß keine Sau versteht, was da genau passiert? Natürlich erwarte ich keine MATRIX-Choreographie, aber ein bisschen mehr Übersicht wäre manchmal wirklich nicht schlecht.

Also, reingehen und nicht nur den besten BATMAN sehen, sondern auch den (bisher) besten Blockbuster des Jahres. Ein Blockbuster, der nicht nur Wert auf die SFX legt, sondern vor allem auf seine Charaktere. In einer perfekten Welt würde Nolan bei allen Big Budget-Sommer-Blockbustern Regie führen...











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