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ATTACK FORCE (USA 2006)

von Hasko Baumann

Original Titel. ATTACK FORCE
Laufzeit in Minuten. 94

Regie. MICHAEL KEUSCH
Drehbuch. STEVEN SEAGAL . JOE HALPIN
Musik. BARRY TAYLOR
Kamera. SONJA ROM
Schnitt. JONATHAN BRAYLEY
Darsteller. STEVEN SEAGAL . DAVID KENNEDY . GABI BURLACU . MATTHEW CHAMBERS u.a.

Review Datum. 2006-12-20
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Die launigen Einfälle sind mir für die Einführung zu einem Seagal-Text nun leider ausgegangen. Er ist wieder da, er war nicht lange weg, und auf dem Plakatmotiv hat man ein Foto seines schlanken Kopfes aus seligen NICO-Zeiten auf den Leib eines anderen Mannes montiert. Am Ruder sitzt erneut der deutsche AUTOBAHNRASER-Regisseur Michael Keusch, der den faulen Stevie schon bei seinem letzten Film, SHADOW MAN, inszenierte und erstaunlich gut in den Griff bekam. Was ist nun anders an ATTACK FORCE?

Leider nichts, nur alles sehr viel schlechter. Tatsächlich hatten sich Seagal und Stammschreiber Joe Halpin für ihren neuen Böller eine Änderung des seit nunmehr einem halben Dutzend Filmen durchgezogenen Konzeptes (Seagal gegen Osteuropäer und die eigene Regierung) vorgenommen. In ATTACK FORCE sollte Seagal gegen waschechte Außerirdische antreten! Warum auch nicht? Die Hinwendung zum Fantastischen hat doch auch schon bei den Kollegen Norris (SILENT RAGE) und Lundgren (I COME IN PEACE) zu recht knuddeligen Abenteuern geführt.

Bei Sony sah man das offenbar anders. Im fertigen Film kämpft Seagal nämlich doch wieder gegen Osteuropäer und die eigene Regierung. Das Schlimme dabei ist nur: Diese Änderung im Plot hat man allen Ernstes erst nach Drehschluß durchgeführt. Hastige Nachdrehs und das unterirdische Nachsynchronisieren einiger Figuren soll nun dabei helfen, das Originalmaterial sinnvoll in einen völlig neuen Zusammenhang zu stellen. Und das ging mit Vollspann in die Hose.

ATTACK FORCE ist ein heilloses Durcheinander, unmöglich nachzuvollziehen und selbst für C-Action-Standards absolut minderwertig. Die fiesen Außeriridischen, die sich durch zusätzliche Augenlider zu erkennen geben, werden uns allen Ernstes als drogenmanipulierte Killer verkauft. Dabei wird niemals auch nur ansatzweise erklärt, wie die Superdroge CTX es schafft, ihre Konsumenten MATRIX-mäßig rumspringen oder durchsichtige Klingen aus der Luft holen zu lassen. In der beklopptesten Szene des Films dringen Seagal und ein Team von Militärs in ein Haus ein und finden ein junges Paar am Küchentisch vor. Urplötzlich brüllt Seagal (bzw. sein Synchronsprecher) aus dem Off: "Die sind auf CTX! Das seh ich!!!" Tatsächlich sieht man außerirdische Augenlider zucken, aber nun gut...

Ich will Michael Keusch das alles nicht vorwerfen, er hat aus dem Material hier und da noch was rausgeholt und vor allem Steven Seagal erneut zu sowas wie Engagement motiviert. Stevie ist auch mal von der Gürtellinie aufwärts zu sehen, hält sich nicht ständig im Schatten zwecks Wampenverdunklung auf und gönnt sich sogar ein paar Schritte in Zeitlupe. Diesen schwabbeligen Gang die Treppe rauf hätte er sich allerdings sparen sollen.

Auf der Minus-Seite zu verbuchen die unfaßbar unpassende Nachsynchronisation durch einen Sprecher, der nicht wie Seagal klingt und es auch nicht versucht. Außerdem hat Seagal auch über die oben erkärten Plotänderungen hinaus die Stimme hier und da abgegeben, schon gleich zu Anfang quatscht der falsche Steven aus dem Off, wenn Seagal Auto fährt. Ach ja, beim Fahren hat er eine braune Wildlederjacke an (Requisit aus ON DEADLY GROUND?), beim Aussteigen dann eine schwarze.

Mit attraktiven Frauen in wenig oder enger Kleidung hält Keusch uns bei Laune, bis er im letzten Drittel die Action auch ein wenig anzieht. Da Seagal beim Kampf mittlerweile die Taktik einer Steinsäule, die sich ihren Gegnern einfach in den Weg stellt, perfektioniert hat, kommt er nicht ins Schwitzen. Das Budget von 10 Millionen Dollar ist dabei nicht in die Ausleuchtung investiert worden: Das Geschehen spielt sich in grauem Dunkel ab, und was hier laut Texttafel "France, Europe" sein soll, schreit ganz laut "Rumänien" und ist es auch.

Als Kuriosität ist ATTACK FORCE fast schon einen Blick wert, als Seagal-Abenteuer leider nur für Hardcore-Fans erträglich (es sei denn, man will sehen, wie er eine Frau im BH vermöbelt); als Film, dem man doch eine gewisse Sorgfalt und Kohärenz abverlangen will, ist er schlichtweg eine Unverschämtheit.











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