Dies ist Steven Seagals elfter Film in drei Jahren.
11 Filme in drei Jahren. Und immer wieder sind wir dabei.
Und dieses Mal, Ihr treuen Seagalinos, die Ihr wie ich die Hoffnung auf einen halbwegs brettigen Handgelenkverdreher der alten Steven-Schule nicht aufgeben wollt, ist tatsächlich viel Schönes dabei. Jawohl!
Der Titel SHADOW MAN sorgt zunächst für kräftiges Runzeln auf der Stirn. Ist Seagal dieses Mal so fett, daß er alles in dunkle Schatten wirft? Oder sind dieses Mal so viele Doubles für Stevie engagiert worden, daß er nur noch als Schatten auftritt? Oder ist Stevie eh nur noch ein Schatten seiner selbst?
Stimmt alles ein bißchen, aber ausgerechnet ein Deutscher bringt Licht ins Dunkel: Regisseur Michael Keusch, der dem deutschen Fernsehen wohlklingende Titel wie ANNA H. - GELIEBTE, EHEFRAU UND HURE, DIE FRAU, DIE FREUNDIN UND IHR VERGEWALTIGER sowie DIE SEXFALLE schenkte, sich mit CRAZY RACE und AUTOBAHNRASER als Stuntabfilmer empfahl und zum letzten ZDF-Weihnachtsfest der Göre Felicitas Woll die Krone aufsetzte, ja dieser Mann hat doch tatsächlich Stevie ein bißchen härter rangenommen als seine DTV-Vorgänger. "Steven, Du mußt schon ein bißchen was tun!"
Die beste Nachricht zuerst: Seagal schlägt wieder selber zu. Und zwar oft. Und heftig. Kein Wunder, denn als Spezialagent Jack Foster hat er ordentlich Watschen zu verteilen, nachdem man seine kleine Tochter im neuen Actionfilm-Mekka Bukarest entführt hat. Massig walzt er, eine dubiose Taxifahrerin (Eva Pope) an seiner Seite, durch Rumänien und haut jedem aufs Maul, der ihn schief anguckt. Ganz wunderbar. Denn was er in der Eingangssequenz seinen Schülern anhand einer Melone demonstriert, will später am lebenden Objekt ausgeführt werden - und wird es auch!
Die Handlung wird - warum begreift denn keiner, wie öde das ist - wieder zu sehr zerfasert, wenn 1.000 verschiedene Parteien einer tödlichen Chemiekeule nachjagen. Keusch hat aber begriffen, daß es in regelmäßigem Abstand krachen muß und läßt bei den Shootouts ordentlich das Blut spritzen. Gerät ein Dialog in die Gefahr, langweilig zu werden, muß irgendein Mädel unmotiviert mit dem Arsch wackeln. Das ist doch mal Dienst am Kunden!
Stevie selbst flüstert seine Zeilen wieder betont unbetont ein, erwacht jedoch in einem hübschen Dialog mit Imelda Staunton, die sich aus mir unerfindlichen Gründen in diesen Film verirrt hat, plötzlich zum Leben. Und das, obwohl die beiden beim Dreh offensichtlich nie in einem Raum saßen! Aber die oscarnominierte Imelda ist hier nicht die einzige, die sich mit einem falschen Steve abgeben muß.
Gedoubelt wird Seagal dieses Mal hauptsächlich beim Laufen. In einer sehr mißlungenen Sequenz - Seagal und Pope werden von einem Hubschrauber gejagt - weiß sich Keusch nur noch zu helfen, indem er Seagals Double vom Hals abwärts filmt. Das tut weh. Die Hubschrauberexplosion tut auch weh. Die sieht nämlich aus, als hätte man die Weiterentwicklung digitaler Effekte 1982 eingestellt.
Da Seagal am Drehbuch mitgeschrieben hat, sind die Weiber in SHADOW MAN total scharf auf ihn. Mal geht er mit vollem Körpereinsatz ran, mal säuselt er so irrsinnig liebreizendes Zeug, daß die halbnackte Verehrerin zu heulen anfängt! Und am Ende des Films wird sogar mal gelacht! Was ist denn nun los? Toll!
Das Finale ist etwas schlapp, aber bis dahin inszeniert Keusch flirrig und flott (bißchen zwanghaft viel Bewegung, kennt man ja) und hat gute Action zu bieten. Daß Seagal reihenweise die bösen Jungs mit bloßen Händen alle macht, ist die beste Nachricht an SHADOW MAN. Knochenbrüche, wegfliegende Typen und sogar ausgehauene Augen, na also. Da freue ich mich, daß Keusch auch gleich die nächsten zwei Filme mit Seagal gedreht hat!
Verdammte Scheiße, es geht aufwärts!!!
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