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A SCANNER DARKLY (USA 2006)

von Björn Eichstädt

Original Titel. A SCANNER DARKLY
Laufzeit in Minuten. 100

Regie. RICHARD LINKLATER
Drehbuch. RICHARD LINKLATER . PHILIP K. DICK
Musik. GRAHAM REYNOLDS
Kamera. SHANE F. KELLY
Schnitt. SANDRA ADAIR
Darsteller. WINONA RYDER . KEANU REEVES . ROBERT DOWNEY JR. . WOODY HARRELSON u.a.

Review Datum. 2006-07-17
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Ungewöhnliche Optik hat seit SIN CITY Hochkonjunktur. Schließlich hat der Film funktioniert, und das sollte wirklich den Mut für neue Experimente rechtfertigen. Also müssen Filme mit neuer Optik her, wobei das realbildübermalende Rotoscope-Verfahren, das BEFORE SUNRISE- und SCHOOL OF ROCK-Regisseur Richard Linklater für seinen neuen Film A SCANNER DARKLY eingesetzt hat, eigentlich ein alter Hut ist, schließlich wurde es bereits in den 70ern für die erste Verfilmung von J.R.R. Tolkiens HERR DER RINGE eingesetzt. Aber das muss ja nicht schlecht sein, schließlich hatte der Film damals einige umwerfende Momente, und man hätte sich statt Peter Jacksons Monumentalfilmen mehr vom Alten gewünscht. Und Technologie aus der Mottenkiste ist immer noch besser als CGI - vor allem für die Verfilmung eines Buches von Philip K. Dick aus dem Jahr 1977.

Ein paar Jahre nach heute: Agent Fred jagt die Drogenmafia, die inzwischen 20 Prozent der Bevölkerung zu Substance-D-Konsumenten gemacht hat. Die Nation ist zu einem distropistischen Überwachungsstaat mutiert, jeder kann via Mobiltelefon per Satellit geortet und beobachtet werden. Nur Fred, der inzwischen selbst zu Substance D, einer halluzinogenen Droge, die schizophrene Zustände hervorruft, greift, ist wie einige seiner Kollegen während der Dienststunden vor Identifikation geschützt: Er trägt einen optisch variablen Anzug, der ihn zu einer sich permanent verändernden Person macht, die teilweise aussieht wie ein kubistischer Picasso auf LSD. Das passt auch zu seinem Geisteszustand: Bei Fred ist die Suchtschizophrenie so weit fortgeschritten, dass bis zum Ende des Films nicht wirklich klar wird, ob der Dealer Bob den ursprünglichen Charakter darstellt, der das Polizeisystem unterwandert hat, oder ob der Polizist Fred in den Drogensumpf abgedriftet ist. Das Prinzip des Systems, das sich gegen seine Verfechter richtet und das man schon aus einer weiteren Dick-Verfilmung - MINORITY REPORT - kennt, ist auch in A SCANNER DARKLY allgegenwärtig.

Das Rotoscope-Verfahren hilft bei der Aufklärung der genauen Hintergründe leider auch nicht, eher verhindert es, der Geschichte aufmerksam zu folgen, da sich die Bilder, die teilweise aussehen wie der Ölgemäldemodus von Photoshop, so penetrant in den Vordergrund drängen, dass vor allem die prinzipielle Kritik an Antidrogenpolitik und Homeland Security durchdringt; inhaltliche Details ersaufen teilweise im Ölfarbentopf. Das nervt spätestens nach der Hälfte des Films, denn durch den Schleier des Malen nach Zahlen erkennt man vor allem, dass die Bildsprache des Films eine langweilige ist, dass viele Szenen schlicht zu lang und dramaturgisch uninteressant sind und dass sich der Regisseur hier zu sehr auf das Übermalen, aber nicht auf das Drehen eines Filmes konzentriert hat. Nur ein paar Szenen und die gemalten Brüste von Winona Ryder rechtfertigen schließlich den Rotoscope-Einsatz. Und das ist deutlich zu wenig. Ein Film der Stärken hat. Nur: Das Mittelmaß überwiegt.











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