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31 (USA 2016)

von Hasko Baumann

Original Titel. 31
Laufzeit in Minuten. 102

Regie. ROB ZOMBIE
Drehbuch. ROB ZOMBIE
Musik. CHRIS HARRIS . JOHN 5 . BOB MARLETTE . ROB ZOMBIE
Kamera. DAVID DANIEL
Schnitt. GLENN GARLAND
Darsteller. SHERI MOON ZOMBIE . MALCOLM MCDOWELL . MEG FOSTER . JEFF DANIEL PHILLIPS u.a.

Review Datum. 2016-10-25
Kinostart Deutschland. 2016-10-27

Rob Zombie polarisiert, keine Frage. Was ich aber so interessant finde, ist wie Rob Zombie polarisiert. Eigentlich sollte man ja denken, daß der Horror-Zottel mit seinen ultraschlichten Filmen den Jizz aus allen Gorenillen schrubbt, während die Nudeln der tranigen "Cinephilie" gewohnt schlaff in der Cordhose baumeln. Weit gefehlt. Der durchschnittliche Spläddah-Bauer, der noch bei Mutti wohnt und vor Gelsenkirchener Barock seine Unboxing-Videos dreht, kriegt ein langes Gesicht bei Zombies drömmeligen Schmaddersausen. Der intellektuelle Filmfreund hingegen, der mit seiner Querdenker-Trüffelnase auch schon die Meisterwerke in Eli Roths Köchelverzeichnis witterte, preist den ehemaligen Frontmann von White Zombie als neuen Heiland des Horrorhimmels! Sollte dieses spannende Mißverhältnis nicht für Zombies Filme sprechen?

Nee. Rob Zombie ist nicht unmaßgeblich mitverantwortlich für einen Trend, der (nicht nur) das Horrorgenre immer tiefer in die Irrelevanz reitet: Horror-Fans machen Horror-Filme. Nun mag man Zombie zugute halten, daß er tatsächlich etwas mehr Gespür für Bilder hat als seine unzähligen Gruselkollegen; das ändert aber nichts an der Tatsache, daß er einfach nur zu emulieren sucht, was er selber gut findet. Verstanden hat er seine Vorbilder aber offensichtlich nicht, wie auch sein neuester, teils mit Crowdfunding finanzierter - was in der Horrorcommunity die durchaus berechtigte Frage aufwarf, wieso einer wie er überhaupt sowas braucht - Film 31 wieder beweist. Wo sich in Terrorklassikern wie LAST HOUSE IN THE LEFT das Grauen in eine geordnete Welt reinrüpelte, ist bei Zombie immer alles direkt auf Anschlag: Wie in allen seinen Filmen lernen wir seine Hauptfiguren als unfaßbar anstrengende, total asoziale Gang von daueraggressiven White-Trash-Knalltüten kennen. Man ist eigentlich schon total am Ende, als diese verlauste Bande nach 25 Minuten in die Hände von noch asozialeren Sadisten gerät, die ihr lustiges Psychopathenspiel "31" mit ihrer Beute veranstalten wollen. Was heißt das? Alle rennen für den Rest des Films durch ein Fabrikgelände, und wer's bis zur Ansage "31" überlebt, darf nach Hause gehen.

Die Bösen wirken bei Zombie aber nicht bedrohlich, sondern einfach nur wahnsinnig nervtötend; da deklamiert ein in Rokokoschminke getunkter Malcolm McDowell die Regeln des verquasten Psychospiels, während seine Gang völlig derangierter Clownsfressen-Brutalos schon blutgeil mit den Hufen scharrt. Das mag nach einer Art Zirkusversion von THE MOST DANGEROUS GAME klingen, ist aber tatsächlich, ganz ehrlich, nur schon wieder HAUS DER 1000 LEICHEN. Der Rest ist quasi Nonstop-Terror und -Geschmadder, mit den üblichen Dosierungen völlig verzweifelter Geschmacklosigkeiten (Kleinwüchsiger mit Nazi-Uniform, Hitler-Altar) vermeintlich angesext. Mit dem Spläddah hat sich Zombie, der sonst ja eher auf das Prinzip Cause-and-effect setzt, dieses Mal etwas mehr Mühe gegeben; hier wird auch mal ein Kopp im On abgesäbelt. Natürlich hagelt es auch mal wieder ein vulgäres Dauerfeuer aus der Laberkanone. Keine Ahnung, ob sich beim x-ten Mal "Fotze" wirklich noch bei irgendwem irgendwas tut. Auch der aus Zombies Werk bestens bekannte Schuß Misogynie darf nicht fehlen; da delektiert sich der Meister mal wieder an Rape-Szenarien und bietet jeder weiblichen Figur die komplette Ansprache-Palette von "Nutte" über "Schlampe" bis, ja klar, "Fotze". Dazu düdelt Marilyn Mansons Ex-Gitarrist seine Carpenter-Plagiate am Geschehen vorbei, Robs Gattin Sheri Moon trampelt mal wieder duch ihre eigene Szenerie und, immerhin, die gute alte Meg Foster macht mit Mitte 60 eine eindrucksvolle Figur, so unwürdig das auch alles sein mag.

Was mich so irritiert an diesem letztlich vor allem furchtbar langweiligen Film - den Zombie allen Ernstes als Arm/Reich-Allegorie verstanden wissen will - ist das unangenehme Gefühl, das mich auch bei seinem anderen Machwerken beschlich: Irgendwie macht Zombie das geil. Wie er sich ewig delektiert an einer Szene, in der Obersadist Doom-Head (ächz) eine Frau runterputzt, mit der er gerade vögelt; daß sie sich doch zwei Finger in ihr "aufgescheuertes Loch" stecken möge, nachdem sie ihren "stinkenden Arsch" nach Hause geschafft habe - das ist schon irgendwie merkwürdig. Aber vielleicht gefällt gerade das der nach außen hin so gesitteten "Cinephilie".











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