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1968 TUNNEL RATS (Kanada/Deutschland 2008)

von Hasko Baumann

Original Titel. TUNNEL RATS
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. UWE BOLL
Drehbuch. UWE BOLL . DAN CLARKE
Musik. JESSICA DE ROOIJ
Kamera. MATHIS NEUMANN
Schnitt. KAREN PORTER
Darsteller. MICHAEL PARÈ . WILSON BETHEL . ADRIAN COLLINS . SCOTT COOPER u.a.

Review Datum. 2008-09-29
Kinostart Deutschland. 2008-11-13

Da haben wir's: Uwe Boll wird unweigerlich das Regiependant zur Techno-Bande Scooter. Wenn alle, ausnahmslos alle auf einen draufhauen und der- oder diejenige trotzdem irgendwie Erfolg hat, kommt irgendwann die umgekehrte Backlash-Rakete. Das Feuilleton wird aufmerksam, putzt sich das rote Näschen und entdeckt an den vielgescholtenen Opferlämmern plötzlich ganz neue Seiten. Was bei Scooter nun schon seit etwa zwei Jahren läuft, fängt bei Boll jetzt an. Eben noch der "schlechteste Regisseur der Welt", jetzt "der Mann, vor dem Hollywood Angst hat". Ja genau. So gesehen und gehört beim renommierten (und nicht genug zu preisenden) ARTE-Magazin "Tracks". Und kürzlich war in einem deutschen Genrefilmmagazin zu lesen, wie der Autor nicht nur einen Vergleich von Uwe Boll, dem Regisseur von ALONE IN THE DARK, zu Clint Eastwood zog - dem Regisseur von ERBARMUNGSLOS. Und zwar zu Bolls Gunsten.

Nun schütteln wir uns mal ganz kurz und werden wieder ernst. Boll ist nicht und war nie der schlechteste Regisseur aller Zeiten. Die Drehbücher seiner Filme sind schlecht und selbst gute Schauspieler bieten bei ihm schlechte Leistungen, aber Boll ist handwerklich gesehen einfach kein schlechter Regisseur. Wenn man richtig schlechte Filmregie sehen will, sollte man mal einen Blick auf Clark Johnsons THE SENTINEL mit Michael Douglas werfen. Von der letztendlichen Qualität des Bollschen Gesamtwerkes will ich ja gar nicht sprechen. Wie auch immer: mit 1968 TUNNEL RATS liegt nun sein neuester Film vor, der in vielerlei Hinsicht Neuland betritt. Für Uwe Boll, versteht sich. Denn dieses Mal ist zuerst der Film da und dann kommt das Videospiel. Und außerdem will Boll uns dieses Mal - vielleicht das erste Mal seit BARSCHEL - tatsächlich was erzählen.

Daß uns Boll mit einem Vietnamfilm kommen würde, hatte wohl keiner auf dem Zettel. Aber so ist es tatsächlich - keine Außerirdischen oder Monstren oder Drachen oder Schwertkämpfer, nein, nur ein bunter Haufen blutjunger US-Soldaten in Vietnam, mit der undankbaren Aufgabe betraut, die Tunnelwege des Feindes auszuheben, auszuräuchern, aufzuschütten. Im Camp geht es dank Sergeant Vic Hollowborn (hölzern wie immer: ein kaum erkennbarer Michael Paré) ruppig zu, Hollowborn hat einen Knall wie einst Tom Berenger in PLATOON, und für eine kurze Weile hat man tatsächlich den Verdacht, daß Boll sich hier auf den Spuren Oliver Stones zu bewegen versucht.

Doch die Kampfstiefel an seinen Füßen sind klobig. Spätestens wenn ein armer Marine von einer Art Bambusspeer durchbohrt spektakulär sein Leben aushaucht, weiß man, wo die Reise wirklich hingeht: Zurück ins Italien der 80er - die seligen Söldnerklopper eines Antonio Margheriti sind das Ziel. Doch auch wenn Boll sich nach Hälfte der Laufzeit dankenswerterweise dem Dschungelkampf widmet (die ausnahmslos unbekannten Darsteller haben weder die Ausstrahlung noch das Drehbuch zur Verfügung, um den Film bis dahin zu tragen): die ganz grellen Elemente des bunten Exploitationvergnügens bleiben aus. Da sich 1968 TUNNEL RATS auch noch ein erstaunlich nihilistisches Ende leistet, bleibt der Film auf halben Wege stecken wie seine Helden in den engen Tunnelgängen: Drama mit Antikriegsbotschaft oder knalliger Reißer für die Videothek? Der für Deutschland anberaumte Kinostart scheint für ersteres zu sprechen, doch dies ist ebenso ein Trugschluß wie die Erwartungshaltung des durchschnittlichen Actionkonsumenten. Kein schlechter Film, aber eben Mittelmaß zwischen zwei Stühlen mit brüchigen Beinen, und selbst wenn man ganz starke Arme hat, fallen die Stühle irgendwann um und am Ende steht die Arschbombe.











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