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GESPRÄCHE

Martin Eberle im Gespräch mit Rutger Hauer
(Vorwort von Hasko Baumann)


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Rutger Hauer wird 1944 in Breukelen in Holland geboren. Seine rebellische Haltung handelt ihm nicht selten Probleme in der Schule ein. Mit 15 brennt Hauer durch, um ein Jahr auf einem Frachter zu arbeiten, kann wegen seiner Farbenblindheit danach aber nicht als Seemann Karriere machen. Als er in der Abendschule auch keinen Erfolg hat, bringt ihn sein Vater, selbst Schauspieler, in die Schauspielschule. Da sich Hauer jedoch eher als Poet sieht, verbringt er seine Zeit lieber dichtend in Coffee Shops und wird schließlich aufgrund zu häufiger Fehlzeiten der Schule verwiesen. Er entscheidet sich für die Marine, kann sich aber mit militärischen Hierachien überhaupt nicht arrangieren und überzeugt seine Vorgesetzten, geistesgestört zu sein. Daraufhin wird er in eine psychiatrische Klinik eingeliefert - eine furchtbare Zeit, die ihm letztlich das Militär erspart.

Rutger Hauer Nach etlichen Theaterarbeiten erhält Hauer die Titelrolle in der TV-Serie FLORIS VAN ROSEMOND. Hier lernt er den Regisseur Paul Verhoeven kennen, der mit ihm 1973 den skandalumwitterten Film TÜRKISCHE FRÜCHTE dreht. TÜRKISCHE FRÜCHTE wird für den Auslandsoscar nominiert und zum erfolgreichsten holländischen Film aller Zeiten. Hauer dreht noch vier weitere Filme mit Verhoeven - mit SOLDAAT VAN ORANJE kommt der Durchbruch. 1982 wird Hauer mit seiner unvergeßlichen Rolle als Replikant in Ridley Scotts BLADE RUNNER unsterblich. Verhoeven, mittlerweile selbst in Hollywood und später für Kassenschlager wie BASIC INSTINCT und ROBOCOP verantwortlich, dreht mit Hauer 1985 FLESH + BLOOD. Als psychopathischer Killer John Ryder in THE HITCHER verändert er für immer das Bild des Anhalters in den Köpfen der Filmfans. 1987 erhält Hauer den Golden Globe für FLUCHT AUS SOBIBOR. Fortan arbeitet er größtenteils in den USA und bietet ein breites Spektrum an Rollen, wobei er neben anspruchsvollen Geschichten ein Faible für Action offenbart. Mit seinen Entscheidungen setzt er sich häufig dem Vorwurf einer "actor for money"-Mentalität aus, was er aber immer wieder mit Rollen wie DIE LEGENDE DES HEILIGEN TRINKERS widerlegt. In dem Til Schweiger-Erfolg KNOCKIN' ON HEAVEN'S DOOR spielt er eine Schlüsselrolle.
Er beeinduckte in George Clooneys Regiedebüt CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND und hatte kurze aber eindrucksvolle Auftritte in den Blockbustern BATMAN BEGINS und SIN CITY.

Für uns nahm sich der sehr freundliche und engagierte Schauspieler während der Dreharbeiten zu einem Kurzfilm in Kapstadt ein wenig Zeit...

Das Gespräch.

Hallo, Mr. Hauer!
    Ja, hi!

Paßt es Ihnen jetzt?
    Oh ja!

Rutger Hauer Wollen wir erstmal über THE HITCHER reden? Sie haben da die Autostunts selbst gemacht!
    Naja, manche. Aber da sind wirklich große Stunts dabei, die überlasse ich lieber besseren Leuten. Es gab aber einen Stunt, da musste ich durch eine Windschutzscheibe krachen. Das Komische war, dass ich dabei meine Maschinenpistole oder was immer ich da gerade hatte, festhalten musste und sie mir dabei in die Zähne rammte. Ein Zahn fiel raus, und sie mussten mich nach Santa Monica fliegen, um das wieder in Ordnung zu bringen.
Und das hat Spaß gemacht, weil ich das Flugzeug dahin selbst fliegen durfte. Das war toll!

Wahnsinn! Sie können auch fliegen?
    So schwer ist das nicht, wenn ein Pilot neben Dir sitzt und Dich mal ans Steuer lässt. Das ist dann nicht so schwierig. Ich durfte also ans Steuer, ich flog los - das war so um vier oder fünf Uhr nachmittags, um sechs saß ich in Santa Monica beim Zahnarzt, um sieben kam ich wieder raus, dann flogen wir um acht zurück und es war dunkel! Es war Vollmond! Und ich durfte wieder das Flugzeug steuern! Das war toll!

Wow, das ist doch zwei oder drei Zähne wert!
    Ja, absolut!

Was waren für Sie die wichtigsten Filme?
    Es gab da schon einige. THE HITCHER ist auf jeden Fall einer davon. BLADE RUNNER und SOLDIER OF ORANGE brachten mich aus Holland raus. Und dann gab es da noch TÜRKISCHE FRÜCHTE, mein erster Film überhaupt. Der war ein großer Erfolg in Europa, was ungewöhnlich war, weil er als holländischer Film ja mit Untertiteln lief. Es wurde damals noch nicht synchronisiert, so wie das heute üblich ist. Der Film wurde französisch und italienisch untertitelt. Das war schon ziemlich erstaunlich.
Mal sehen, ich mag noch BLINDE WUT, ich mag HOSTILE WATERS, den ich in Berlin drehte. Das Studio hieß UFA, glaube ich.
Ich mag einige meiner Filme! DER TAG DES FALKEN fällt mir ein, ein wunderschöner Film. Dann habe ich noch einen Film in Australien gedreht, DIE JUGGER, ein sehr ungewöhnlicher Film. Er ist irgendwie seltsam, aber ich mag ihn, ich finde ihn sehr schön.

Sie haben über 100 Filme gedreht...
    Ja, ich finde es gut, so viel zu arbeiten. Man lernt dann mehr. Rutger Hauer

Also sind Sie süchtig nach der Schauspielerei?
    Na ja, ich bin mir nicht sicher, was Sie damit meinen, aber ja, ich mag, was ich tue.

Wie erarbeiten Sie sich eine Rolle?
    Weiss ich nicht genau. Ich denke erstmal darüber nach, und dann entwickle ich zusammen mit dem Regisseur eine Struktur. Man kann es vielleicht mit einem Computerprogramm vergleichen: der Regisseur und ich rechnen uns aus, wie sich der Charakter in einer bestimmten Szene verhalten wird. Das hängt natürlich auch von der Szene ab, was dann dabei herauskommt, aber so ungefähr läuft das.

Sie spielen in B-Filmen, in Blockbustern, Arthouse-Filmen und TV-Serien. Ist diese Bandbreite beabsichtigt?
    Ja. Ich denke, es ist gut, eine Vielzahl von verschiedenen Sachen auszuprobieren und zu sehen, ob man dann auch darin erfolgreich ist. Man sollte nicht nur bei einer einzigen Sache bleiben. Wieso auch?

Deswegen produzieren Sie auch Dokumentarfilme?
    Ja, aber die Dokumentationen sind eine ganz andere Sache. Ich produziere sie, weil ich Lust dazu habe und ich das Gefühl nicht loswerde, dass es sonst niemand tun würde. Und ich finde, es MUSS getan werden. Für mich ist Produktion allerdings sehr schwierig. Ich bin dafür nicht ausgebildet, also weiß ich nicht wirklich, wie es funktioniert. Aber ich mache es trotzdem, und ich mache es immer noch. Ich mache immer noch Kurzfilme und Dokumentationen, und das alles irgendwie nebenbei. Das ist wirklich interessant, es ist echter, wahrer, und das mag ich sehr.

Sie haben auch Regie geführt bei THE ROOM.
    Ja, endlich! Rutger Hauer

War es schwierig, zu spielen und zu inszenieren?
    Das Schauspielern war nicht so schwer, es ist ja ein Kurzfilm. Damit will ich nicht behaupten, dass es einfach sei! Aber es ist zu schaffen. Ich fühlte mich aber sehr gut damit, was ich mir als Schauspieler vorgenommen hatte, und mein Partner fühlte sich sehr gut mit mir, so gesehen war es nicht so schwer. Es war ein sechs-Tage-Dreh, und ich hatte Glück, weil mein Partner so gut war. Dann ist es wie ein schöner Tanz!

Würden Sie gern häufiger Regie führen?
    Oh ja! Es gibt so einige Dinge, die ich jetzt versuchen möchte. Ich habe nämlich das Gefühl, mir läuft die Zeit davon. Als Schauspieler habe ich bis jetzt einiges gemacht, nun sollte ich auch mal Regie führen. Das wollte ich immer schon machen. Es gibt zwei Projekte, die ich ernsthaft verfolge, zwei Spielfilme, die ich machen möchte. Und ich glaube, in den nächsten zehn Tagen mache ich mindestens einen Kurzfilm und vielleicht fange ich auch noch eine Dokumentation an, aber das sehen wir dann.
Ich sitze auch gerade an einen Kurzfilm, den ich vor zwei Jahren gedreht, aber nie fertig geschnitten habe. Es geht um AIDS, ein schöner Film über AIDS, sehr kurz.

Da kommt die Starfish Foundation ins Spiel... Können Sie mir etwas darüber erzählen?
    Das ist eine kleine Organisation, die versucht, die Leute daran zu erinnern, dass AIDS nicht verschwunden ist und auch noch lange bleiben wird. Das versuchen wir aber auf einer sehr leisen und subtilen Weise, ohne zu predigen. Die Organisation hält sich selbst am Leben, also ist es etwas, was ich ohne viel Aufwand tun kann. Ich kann den Leuten keine Medizin bringen. Das ist nicht mein Handwerk. Ich möchte kleine Dinge tun. Die machen sehr viel aus. Das glaubt man oft nicht, aber es ist so. Und da ich jetzt gerade in Afrika bin, mache ich auch wieder ein paar andere Sachen, die eben mit AIDS und Starfish zusammenhängen.

Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
    Ich hatte ein Mädchen im Internet kennen gelernt, das sich ins Gästebuch meiner Website eingetragen hatte. Über E-Mails wurden wir Freunde. Sie sagte mir, dass sie AIDS habe. Ich entschloss mich dann, ihr und, falls möglich, anderen zu helfen. Damals drehte ich gerade in der Karibik, auf den Turks- & Caicos-Inseln, und fand heraus, dass AIDS dort die zweithäufigste Krankheit war. Ich dachte mir, hey, du musst was tun! Also gründete ich die Stiftung. Ich wollte mehr für die Insel tun können. Die Turks- & Caicos-Inseln sind ein kleines Land, aber die Regierung und die Leute dort, mit denen ich zu tun hatte, waren so ablehnend mir gegenüber, dass ich nach zwei, drei Jahren die Dinge etwas vereinfachen wollte. Ich musste es direkter und realistischer handhaben. So konnte ich für das Land nichts tun, so konnte ich nicht helfen, ich bin ja ständig in der ganzen Welt unterwegs! Also nehme ich das Projekt jetzt im Grunde überall hin mit. Ich mache etwas gegen AIDS, wann und wo immer ich kann.

Rutger Hauer Das Projekt, das Sie jetzt in Afrika haben, hat das etwas mit Starfish zu tun?
    Nein, ich drehe hier einen Film mit einer Gruppe junger Filmemacher. Es ist ein südafrikanisches Projekt mit dem Titel SPOON. Darren Boyd spielt die Hauptrolle. Ein sehr interessantes Projekt, sehr ungewöhnlich und frisch. Ich habe die Dreharbeiten gerade gestern beendet. Es war ein großer Spaß. Im Mai wird weitergemacht. Ich hoffe, dass der Film gut wird und dass man von ihm hören wird. Ich glaube aber schon, er wird bestimmt interessant.

Was haben Sie für eine Rolle in SPOON?
    Oh, ich spiele eine Gastrolle, die wichtige Rolle eines Vaters, dessen Sohn ihn lange nicht gesehen hat. Der Sohn trifft ihn wieder und sie haben ein langes Gespräch. Eine gute Rolle.

Ist das wie ein bisschen wie MENTOR? Ich habe den Eindruck, MENTOR liegt Ihnen auch am Herzen.
    Nein, MENTOR war anders. Dies ist ein Vater, der... schwer zu sagen... er wird eine Art Schlüsselelement im Leben des Sohnes, weil dieser eine wichtige Entscheidung aufgrund dieses Gesprächs trifft. Darum ist es eine sehr ungewöhnliche Beziehung und es hat Spaß gemacht, damit zu spielen. Wir haben mit ein paar Dingen experimentiert, bis wir am Ziel waren. Das hat mir gefallen.

Ich würde gern wieder in der Zeit zurückgehen.
    Okay.

Sie haben TÜRKISCHE FRÜCHTE mit Paul Verhoeven gedreht, der Beginn einer langen Zusammenarbeit...
    Ich habe fünf Filme und eine Serie mit ihm gemacht.

Wie war die Zusammenarbeit?
    Es ist auf jeden Fall eine ganz besondere Verbindung, die ich zu ihm habe. Er war sozusagen mein Filmvater. Er hat mir eine wichtige Basis geschaffen, von der aus ich Filme machen konnte. Denn ich hatte keine Ahnung, wie das geht, und er hatte am Anfang auch keine Ahnung. So sind wir sozusagen gemeinsam gewachsen. Wir hatten ja auch beide unsere amerikanischen Karrieren. Rutger Hauer

Stimmt es, dass Sie seine erste Wahl für ROBOCOP waren?
    Ich weiß nicht, ob ich seine erste Wahl war, aber ich weiß, dass er mich wollte. Aber mir war nicht danach. Ich entdeckte gerade mein Talent als Schauspieler und da wollte ich nicht so eine große Rolle die ganze Zeit mit einem Helm auf den Kopf spielen! Ich muss aber auch sagen, dass Peter Weller seine Sache sehr gut gemacht hat.

Haben Sie denn noch Kontakt zu Paul Verhoeven?
    Wenn wir zur selben Zeit am selben Ort sind, was kaum passiert, also in Los Angeles, dann kommen wir manchmal zusammen. Aber meistens treffen wir uns in seltsamen Ländern im Fahrstuhl, fahren rauf oder runter und fragen "Wie geht's?" - "Oh, gut, gut." - "Alles klar, bis bald!" Und dann sehe ich ihn drei Jahre lang nicht mehr. Ich weiß, dass er gerade einen Film in Holland dreht, aber ich habe ihn, als ich auch dort war, nicht getroffen. Ich werde auch in den nächsten Monaten nicht in Holland sein. Ich weiß nicht einmal, ob er nach Holland gezogen ist oder noch in Los Angeles lebt. Er wird wohl noch in LA sein.

Als Sie nach Amerika kamen, um NACHTFALKEN zu drehen, wie unterschied sich das Filmemachen dort von der Arbeit in Europa?
    Der größte Unterschied war, dass da für dieselbe Arbeit doppelt so viele Leute am Set sind. Und natürlich hängt mehr Geld drin. Das macht es aber nicht immer einfacher! In Europa arbeitet man eher zusammen an einem Film, in Amerika sind es nur viele Leute. Aber man sollte das nicht verallgemeinern, das wäre blöd. Es gibt überall gute und dumme Leute. Am meisten Spaß macht eben die Arbeit mit den exzellenten Leuten, das durfte ich einige male erleben. Die Guten sind überall zu finden, sie leben in Rumänien, in Australien, auf Malta, wo, das ist gar nicht wichtig. Die Sprache des Filmemachens ist universell. Man kann vielleicht sagen, dass die Leute in sozialistischen Ländern z.B. besser zusammenhalten, man spürt das. Es ist zwar eine andere Atmosphäre, aber immer noch dasselbe Handwerk. Die Unterschiede sind gar nicht so groß! Rutger Hauer

Liegen die Unterschiede eher in den Genres oder in den Budgets?
    Nein, die Unterschiede liegen im Grunde beim Regisseur. Die Story schreibt zwar auch vieles vor, aber der Regisseur bringt seine Persönlichkeit ans Set, seinen Stil und erschafft so eine bestimmte Stimmung. Es hängt vor allem vom Regisseur ab, wie er die Dinge angeht, wie er oder sie die Sachen haben will. Ich habe mit vier oder fünf Regisseurinnen gearbeitet, und das ist auch wieder was ganz anderes. Es ist ein sehr lebendiges Handwerk, deshalb ändert sich alles immerzu. Alles ist immer wieder neu. Das ist das Tolle an dem Job.

Mit welchen Regisseuren hatten Sie die besten Erfahrungen?
    Naja, Robert Harmon bei THE HITCHER, Ridley bei BLADE RUNNER, Ermanno Olimis DIE LEGENDE DES HEILIGEN TRINKERS war sehr wichtig für mich. Paul Verhoeven natürlich, er hatte einen großen Einfluss. Mit Lina Wertmüller war es auch sehr interessant.

Sie haben mit Sam Peckinpah DAS OSTERMAN WEEKEND gedreht, seinen letzten Film. Wie war die Arbeit mit ihm?
    Nun ja, er war ein recht angriffslustiger Mann. Er hat eher mit seinen Augenbrauen Regieanweisungen erteilt als mit seiner Stimme. Ich habe mich mit ihm sehr gut verstanden. Er hat mich behandelt, wie er seinen Sohn behandeln würde. Ich weiß nicht, ob er Kinder hatte, zumindest ist mir nichts darüber bekannt.
Es ist schwer, in wenigen Sätzen zu beschreiben, wie man mit einem Regisseur arbeitet, und es wäre immer noch sehr schwer, wenn man viel mehr Zeit hätte. Wenn man eine gute Beziehung hat, wenn die Verbindung stark ist, ist es einfach großartig.

Bei so einer guten Beziehung, gibt Ihnen da der Regisseur dann mehr Raum, um zu experimentieren und zu entwickeln?
    Nein, das hängt wieder davon ab, wer es ist und was und wie er es haben will. Wie sicher er sich seiner eigenen Vision ist. Es ist also jedes Mal anders. Für mich funktionierte es immer am Besten, wenn man mich anfangs komplett losgelassen hat, mich gegen die Wand laufen ließ um mich dann wieder aufzufangen. Das ist besser, als mir ganz genau zu sagen, was ich machen soll, aber das ist mir auch noch nicht oft passiert. Die meisten Regisseure haben mit mir eng zusammen gearbeitet. Und ein paar Mal war ich brillant. Das ist nicht schlecht, das ist wirklich gar nicht schlecht!

Wie ist es mit den Rollen in großen Produktionen wie SIN CITY oder BATMAN BEGINS, in denen Sie nur kurz auftreten? Gehen Sie da rein, machen den Job und gehen wieder raus?
    Ja, wie soll ich es denn sonst machen?

Also gehen Sie da nicht so leidenschaftlich ran?
    Wieso denn nicht?

Rutger Hauer Also gehen Sie mit Leidenschaft da rein und machen den Job?
    Oh, ja sicher, BATMAN BEGINS hatte einen sehr interessanten Regisseur, wie ich fand, und eine sehr schöne Neuerfindung einer alten Idee, ein gutes Drehbuch. Meiner Meinung nach war der Film viel besser als die anderen BATMAN-Folgen, aber man sollte die vielleicht nicht miteinander vergleichen.
Und die ganze Blockbuster-Geschichte passiert sowieso erst später. Während man den Film dreht, weiß man nie so genau, was draus wird. Wenn er erfolgreich ist, wird er zum Blockbuster, und wenn er zum Undergroundfilm wird, ist es eben so. Solche Dinge passieren später. Mit mir als Schauspieler hat das nichts zu tun. Noch nicht einmal mit dem Regisseur. Es hat was mit der Promotion zu tun und ob der Film den Geschmack des Publikums trifft.

Da Sie so viele Filme gemacht haben, muss es doch auch welche geben, die Ihnen selbst nicht so gut gefallen haben.
    Nein. Gut, ich muss zugeben, dass es ein paar deutsche Filme gibt, die ich nicht so heiß fand. Aber ich war jung und lernte dazu, das gehört alles zum Deal. Aber es ist schon lustig, ich hatte eine kleine Karriere in Deutschland nach meiner Karriere in Holland, weil ich ziemlich gut Deutsch spreche. Aber es waren nicht die richtigen Stoffe und wohl auch die falsche Zeit, aber ich bin froh drum, denn sonst wäre ich ein Schauspieler geworden, der hauptsächlich in Deutschland arbeitet und nicht weltweit.

Naja, Sie haben noch einen mit Til Schweiger gemacht, KNOCKING ON HEAVENS DOOR.
    Ja, das hat Spaß gemacht, nur eine kleine Sache nur so zum Spaß. Ich habe auch was für den Westdeutschen Rundfunk gemacht, eine Serie auf Deutsch, in Holland gedreht, für Kinder... lauter verschiedene Sachen. Was habe ich noch gemacht? Ich habe in Deutschland vielleicht fünf oder sechs Sachen in drei oder vier Jahren gemacht, das war auch angenehm, aber sie waren nicht sehr gut und führten nicht wirklich irgendwo hin.

Wollen Sie sich in Zukunft eher der Regie und Produktion widmen?
    Das kann schon sein, ja. Das wird wahrscheinlich passieren. Ich mache einen Film in Italien im Frühling, dann habe ich zwei Regieprojekte, die ich ernsthaft verfolge, ein paar Kurzfilme auch noch, und dann mache ich einen großen, sehr interessanten Workshop in Rotterdam im Juni. Da können sich Filmemacher austauschen und zusammenarbeiten. Ich möchte es dann streamen, also einen Teil des Workshops ins Internet stellen. Das ist in jedem Fall interessant.

Das klingt toll!
    Das wurde vorher noch nie gemacht. Es hat etwas mit dem Internet zu tun, mit Kameras und digitalen Möglichkeiten, die wir jetzt haben. Es fängt eben etwas Neues an, etwas sehr Aufregendes.

Und Sie wollen Teil davon sein. Oder es vorantreiben.
    Ich denke, das werde ich, ja. Ich habe auf jeden Fall noch ein paar Tricks auf Lager!

Vielen Dank für das Gespräch!
    Ok, gern geschehen!




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