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GESPRÄCHE

Mirco Hölling im Gespräch mit Jake West

Jake West, geb. 1972 in England, hat es geschafft, mit seinem kleinen Film RAZOR BLADE SMILE stark auf sich aufmerksam zu machen. Ob das nur an der Präsenz der Latex-Queen Eileen Daly lag, ist müßig zu diskutieren. Der Film hat seine Fangemeinde und West jetzt schon einen gewissen Kultstatus. Auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest war West zu Gast in Hamburg und stellte seinen neuen Film EVIL ALIENS (Rezension auf dieser Seite) vor. Ein unterhaltsamer Hardgore-Funsplatter mit unfassbar guten Effekten. Anlässlich dieses Termins fand im August 2005 das Gespräch mit Jake West im Hamburger Cinemaxx-Kino bei einer handvoll Bier statt. West, der sich ein wenig wie ein Alt-Punk gibt, ist ein unglaublich sympathischer und auskunftsfreudiger Kerl, mit dem man viel zu lachen hat. Er entpuppte sich nicht nur als Filmemacher, sondern auch als Horrorfan, der bei der Nennung seiner Idole leuchtende Augen bekam.

Wie und warum bist Du zum Filmgeschäft gekommen? Jake West
    Nun, als Kind bereits liebte ich Filme. Ins Kino zu gehen, war für mich ein magisches Erlebnis. Speziell Horrorfilme hatten es mir angetan. Ich kannte aber niemanden aus dem Filmgeschäft, also begann ich zu schreiben und zu fotografieren. Ich belegte einen Kurs für Videotechnik und hatte mir aber schon vorher meine erste Videokamera gekauft. Da war ich ungefähr 16 Jahre alt, also ca. 1987. Ich machte damals kleine dumme Kurzfilme am Wochenende. Ich hatte natürlich keinen Zugriff auf irgendeine Schnittsoftware und so versuchte ich das irgendwie bereits beim Drehen in der Kamera zu schneiden. Als ich dann den Kurs belegte, arbeiteten wir mit U-Matic-Schnittsoftware. Ich lernte zu schneiden, was ich bis heute ganz besonders liebe, weil man die Macht über den Film hat.
Ich bekam dann eine Möglichkeit an einem Design-College 30 km vor London einen 3-Jahreskurs zu belegen. Dort durfte ich Film studieren und konnte natürlich eine Menge Filme drehen u.a. auch auf 16mm. An dem College gab es nur 30% Theorie, so dass wir überwiegend praktische Sachen machten und lernten. Ich lernte da viele Leute kennen, mit denen ich heute noch zusammenarbeite, sowohl bei RAZOR BLADE SMILE als auch jetzt bei EVIL ALIENS.
Als ich die Filmschule verließ war ich ca. 21 Jahre alt und wollte unbedingt meinen ersten Spielfilm drehen. Ich versuchte Sponsoren aufzutreiben, aber wenn man ein junger Absolvent ist, nimmt dich einfach kein Mensch ernst. Sie vertrauen dir kein Geld an. Ich arbeitete also für Filmproduktionen als Runner und später als Cutter für Postproduktion-Firmen.

Hast Du auch Kurzfilme gemacht?
Ja, ich habe viele Kurzfilme gemacht. Der wichtigste war CLUB DEATH, der auf der UK-Veröffentlichung von RAZOR BLADE SMILE auf der zweiten Disc zu sehen ist. Es ist ein 30-minüter, der eine Art Test für RAZOR BLADE SMILE war. Wer den Film mag, sollte sich CLUB DEATH anschauen. Nebenbei habe ich natürlich bei Freunden und ihren Filmproduktionen mitgeholfen. Jake West
Zwischenzeitlich habe ich auch ein Drehbuch geschrieben. Einen Horrorfilm mit Zombies der THE DEAD AND THE DAMNED heißen sollte. Ich versuchte, dass Drehbuch an den Mann zu kriegen, aber keine wollte es haben. Horror war zu dem Zeitpunkt mehr als tot. Aber ich hatte dieses Zombieskript und war trotzdem optimistisch, dass ich es machen könne. Aber es gab wirklich niemanden, der auch nur ansatzweise interessiert war. Ich wollte aber unbedingt diesen Film machen, aber der Film wäre zu teuer gewesen, wegen des ganzen Make-ups und der Special FX.
Also dachte ich mir, ich müsste ein leichter zu realisierendes Skript anfertigen und kam auf das Vampir-thema. Vampire sind klassisch und nicht ganz so sehr Hardcore-Horror wie Zombies. Außerdem: Für einen Vampirfilm brauchst Du nur Zähne (lacht sich fast schlapp) und vielleicht noch ein gutes Kostüm.(fällt vor Lachen jetzt fast vom Barhocker). Also schrieb ich RAZOR BLADE SMILE und versuchte wieder Geld zur Realisierung zu bekommen. Und...wieder interessierte sich kein Schwein dafür. Also dachte ich mir: FUCK IT! Für das Geld, was ich sonst in einen Kurzfilm stecke, werde ich jetzt einen Spielfilm drehen. Ich arbeitete ja als Cutter und konnte 12.000 Pfund eigenes Geld zusammenkratzen und packte es alles in RAZOR BLADE SMILE. Ich überarbeitete das Drehbuch und strich alle teuren Szenen raus.

12.000 Pfund sind nicht viel.
Na ja, weitere 4.000 Pfund kamen von meinem Vater und weiteren Investoren. Der Dreh kostete dann 16.000 Pfund und mit der Nachproduktion kamen wir auf gute 20.000 Pfund, die wir aber nicht hatten. Wir hatten einen Rohschnitt, den wir aber niemandem zeigen wollten. Und trotzdem gab es Interessenten, selbst auf dem Filmmarkt in Cannes, wo nur Promo-Ausschnitte zu sehen waren. So konnten wir den Film neu schneiden und kinotauglichen Sound hinzufügen. Und trotzdem sind 20.000 Pfund fast gar nichts für eine Spielfilmproduktion.

Evil Aliens Warst Du vom Erfolg des Films überrascht?
Ja, natürlich. Als ich den Film drehte, wollte ich einfach nur einen Film machen. Und ich war pissed off, dass kein Mensch mir Geld geben wollte. Daher wollte ich einfach nur drehen und hoffte, dass ihn irgendwann auch irgendjemand sehen würde. Ich dachte, das Beste wäre eine Veröffentlichung auf einem kleinen Videolabel. Das war das größte, was ich erhoffen durfte. Als wir jedoch eine Promorolle in Cannes zeigten, waren viele Leute interessiert. Das lag wohl an Eileen Daly im Latex-Catsuit (lacht sich tot). Sie ist ein Kultstar. Zudem wurden Vampire gerade wieder populär. Wir machten den Film, kurz bevor BLADE herauskam. Das warfen mir die Leute übrigens auch vor: ich würde BLADE kopieren. Das ist natürlich Quatsch, weil wir mit den Dreharbeiten begannen, lange bevor wir von dem Film überhaupt hörten. Na ja, letztlich taten uns Filme wie eben BLADE oder INTERVIEW WITH A VAMPIRE sehr gut.

Wird es wohl mal einen zweiten Teil von RAZOR BLADE SMILE geben?
Eine sehr interessante Frage. Ich weiß nicht, ob Du die Geschichte von RAZOR BLADE SMILE 2 kennst? Denn nach dem ersten Teil bat mich das Label Manga, einen zweiten Teil zu schreiben. Es wurde ein Skript, das ein sehr viel größeres Budget benötigt hätte. Es würde ein sehr cooler Film werden, dessen Handlung um 1850 herum starten und die Vorgeschichte erzählen würde, wie Lilith wurde, was sie jetzt ist. Dann sieht man sie in den 1940er Jahre im Krieg und schließlich in der Gegenwart. Das Skript ist toll und sie liebten es, aber es war ihnen zu teuer. Es ist eine kleine Company und sie hatten Angst um ihr Geld. Aber: Sie haben das Skript! Es ist da! Wenn EVIL ALIENS gut laufen wird, rufen sie mich vielleicht an. Zwei Jahre habe ich von Manga nichts gehört und ich denke, sie hätten gerne ein billigeres Skript, aber das geht jetzt nicht mehr. Wenn ich den Film mache, dann soll er richtig cool werden. Viele Elemente aus dem ersten Teil sind in das Skript gewandert, all die schönen Dinge, die ich aufgrund des mangelnden Geldes kürzen musste.

Evil Aliens Wie war eigentlich die Zusammenarbeit mit David Warbeck? Du warst wohl sein letzter Regisseur, oder?
Für mich war es eine große Ehre. Fulcis THE BEYOND ist für mich einer der größten Filme aller Zeiten. Ich hatte ein Riesenglück, ihn zu bekommen. Als die Dreharbeiten begannen, hatten wir immer noch niemanden für die Cameo-Rolle. Ich versuchte es bei Christopher Lee, aber seine Agentin wollte einfach zuviel Geld und das, obwohl sie das Skript nie gelesen hat. Das war zu einer Zeit, als Lee noch nicht wieder populär war. Das war 1996, lange bevor LORD OF THE RINGS. Ich erklärte der Frau, dass Lee eben keinen Vampir spielen würde. Eher jemand, der an Vampire gar nicht glaubt. Ich dachte, das könnte ihm gefallen. Aber sie interessiert sich nur fürs Geld.
Nun ja, ein Freund von mir Alex Chandon hatte mit Warbeck schon gearbeitet. Nachdem die Dreharbeiten bereits zwei Wochen liefen und ich schon befürchtete, den ganzen Teil streichen zu müssen, sprach ich mit Alex und er gab mir Davids Nummer. Ich rief ihn also an und da kam diese Stimme aus dem Hörer. David Warbeck! Er sagte sofort zu. Er wollte kein Geld, nur ein Auto, dass ihn abholt. Wir hatten ihn nur für einen Tag, aber es war so großartig. Was ich an David so mochte, war, dass er jungen Filmemachern gerne geholfen hat. Er war ein sehr großzügiger Mensch. Mein Film war der letzte, den er gemacht hat und unglücklicherweise bekam er seine Szenen nicht mal mehr zu sehen. Nur als Rohschnitt und die mochte er. Das letzte Mal, als ich mit ihm sprach, lag er schon im Krankenhaus. Auf seinem Begräbnis war ich auch. Es war zwar traurig aber doch irgendwie schön, weil jeder wahnsinnig gute Erinnerungen an diesen tollen Menschen hatte.

Wolfgang Büld, der Regisseur von PENETRATION ANGST, der auch ungefähr in Deiner Liga und eben auch in England arbeitet, sagte mal, dass die Produktionsbedingungen für Low-Budget-Filme in England fantastisch sind, aber für Horrorfilme überhaupt kein Markt existiert.
PENETRATION ANGST kenne ich. Habe ich gesehen. Ein Film von Salvation, mit denen ich auch viel gearbeitet habe. Hat Spaß gemacht. Aber die Aussage von Büld stimmt nicht. Denk doch nur an SHAUN OF THE DEAD, der wurde in England für 3 oder 4 Mio Pfund gedreht und hat einen Gewinn von 12 Mio Pfund alleine in England eingespielt.

Und was ist mit Independentfilmen?
Gut, das ist natürlich schwieriger. RAZOR BLADE SMILE hatte 1998 einen kleinen Kinostart mit 5 oder 6 Kopien in Großstädten und in Mitternachtsvorstellungen. Eine Werbekampagne gab es natürlich auch nicht. Letztlich ist eines klar: Independent-Filme haben es überall auf der Welt schwer, eine Kinoauswertung zu erhalten. In England ist es wohl genau so schwer wie z.B. in Deutschland.

Evil Aliens Sowohl in RAZOR BLADE SMILE, wie auch in EVIL ALIENS fabrizierst Du eine Genremixtur und zitierst viel.
Oh ja, speziell mein aktueller Film ist als Liebeserklärung an Filme wie BAD TASTE oder PREDATOR zu verstehen. Trotzdem hat der Film seine eigenständigen Ideen und seine eigene Story. Man denke nur an das TV-Team oder die Runensteine. Ich dachte mir, dass die Story stark genug ist, um den ganzen Einflüssen und Zitaten Stand zu halten. Bist Du nämlich kein Horrorfan, kennst Du die Filme alle nicht und ich hoffe halt, dass alle, denen der Film gefallen hat, sich unbedingt die genannten Filme anschauen. Heutige 16-jährige kennen Filme wie EVIL DEAD und BAD TASTE eben nicht. Wenn die dann irgendwo über die Einflüsse von EVIL ALIENS lesen, werden sie sich alle diese Filme anschauen und genauso lieben wie ich.

Die Qualität der Effekte in EVIL ALIENS war herausragend, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um eine Independentproduktion handelt. Es gab unglaublich viele Make-up-FX, sehr viel CGI und Prosthetics. In so einem vergleichsweise billigen Film erstaunt das, weil es so manch einen groß budgetierte Film qualitativ deutlich in den Schatten stellt.
Ja, wir haben rd. 1/3 des Budgets in die Effekte gesteckt. Effekte sind für mich unglaublich wichtig, denn man schaut sich diese Filme ja schließlich wegen dieser Momente an. Ich kannte ein paar junge Typen aus einer Effekt-Company für Prostehtics, die unfassbar talentiert sind. Als ich das Skript fertig hatte, haben sie ein Konzept erstellt. Sie hatten richtig Lust, sich endlich zu beweisen, und trotz des kleinen Budgets war es mehr Geld, als sie je zur Verfügung hatten. All das Geld haben sie auf die Leinwand gezaubert, Gagen und ähnliches spielte kaum eine Rolle. Die Jungs wollten es richtig krachen lassen.
Mit den CGI-FX lief das so: Wir kauften 5 Computer und hatten unsere eigene Render-Farm. Der CGI-Artist ist ne Granate. Wir hatten über 150 digitale FX im Film, große wie die Ufos und kleine Gore-FX. Aber es gibt auch immer richtigen klassischen Gore.

In EVIL ALIENS gibt es viel Humor. Wirst Du in Zukunft auch mal einen Film gänzlich ohne Humor und Ironie machen?
Der nächste Film soll wirklich furchteinflößend sein. Ich liebe Humor, aber wenn ich jetzt noch einen lustigen Film mache, bin ich gebrandmarkt. Das ist erst mein zweiter Film und es wird Zeit für etwas Neues. Allerdings werde ich auch zum Humor wieder zurückkehren, dafür liebe ich ihn zu sehr.

Wie waren bislang die Reaktionen auf EVIL ALIENS?
Oh, sehr gut. Bislang waren wir erst auf einem Festival in San Francisco. Das Fantasy Filmfest in Deutschland ist erst das zweite Festival. In San Francisco haben wir den Hauptpreis gewonnen. Ein guter Start (lacht und prostet mit seinem Bier). Das amerikanische Publikum ist sehr dankbar. Wir hatte Standing Ovations in einem 300-Plätze-Kino. Das war etwas völlig neues für mich. Sie liebten den Film und haben ihn dreimal gezeigt. Sie wollten sogar eine Sondervorführung machen, damit ich länger dort bleibe. Nächste Woche ist das Frightfest in England, danach San Sebastian, Luxemburg usw.

Zeichnet sich schon ein DVD-Start in Deutschland ab?
Der Film wird bei Anolis erscheinen. Wahrscheinlich im Frühjahr 2006. Sie brauchen noch etwas Zeit, denn wir wollen eine echt fette Special Edition herausbringen. 2 Discs, Audiokommentar, viel Behind-the-Scenes etc. Eine Verleihversion wird evtl. vorab erscheinen.

Evil Aliens Wird der nächste Film genau so blutig werden wie dieser?
Nun, wenn ich das Geld dafür bekomme und den Film so machen kann, wie ich ihn geschrieben habe, dann definitiv ja. Allerdings werden die Bluteffekte wesentlich realistischer werden. Da werden dann keine Arme abgerissen. Es soll ein Haunted-House-Film werden mit unangenehmen Body-Horror. Es soll die Leute mehr verstören, es soll psychologischer werden, aber keine Angst, es wird auch genug von dem nasty shit geben, den ich so liebe.(lacht) Das ist der Plan und ich hoffe, dass es klappt.

Was hast Du in der langen Zeit zwischen deinen beiden Spielfilmen getan?
Oh, viele Dinge. Ich habe z.B. eine Produktionsfirma Nucleus-Film gegründet. Dann habe ich mit Mark Morris, dem Kopf der Mondo Erotico Webiste und vom Redemption-Label, ein Videolabel gegründet. Wir veröffentlichen Filme auf DVD. Wir haben viele DVD-Extras produziert, u.a. auch für das Anchorbay-Label in den USA. Wir haben z.B. das Pete-Walker-Boxset mit Interviews usw. herausgebracht. Wir haben eine Doug-Bradley-Doku gemacht, etwas über EVIL DEAD und bis kurz vor diesem Festival habe ich an einer 100-min-Doku über die PHANTASM-Filme gearbeitet. Das 5-Disc-Boxset zu den Filmen wird in Kürze in England erscheinen. Für die Doku haben wir 4 Wochen in LA gedreht. Wir haben Don Coscarelli, Angus Scrimm, Reggie Bannister, Michael Baldwin und einfach jeden Beteiligten dieser Filme interviewt. Don Coscarelli hatte viel Behind-the-Scenes-Footage. Das ist die größte Doku, an der ich je gearbeitet habe.

Evil Aliens Welche Filme oder Regisseure haben dich inspiriert?
Peter Jackson, Sam Raimi und ganz besonders Sergio Leone. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY. Damit bin ich aufgewachsen und ich möchte so gerne auch mal einen Western machen. In meinen Kurzfilmen habe ich immer wieder versucht eine typische Sergio-Leone-Schießerei zu inszenieren. Als Kind habe ich mir sämtliche Einstellungen seiner Schießereien akribisch und sekundengenau aufgeschrieben. Die sind sehr komplex. Aus Cutter-Sicht ist das atemberaubend. So gesehen ist EVIL ALIENS eine Melange aller meiner frühen Ideen und Träume, denn nun habe ich eine Leone-Schießerei gedreht. Eine Gore-Schießerei (lacht sich wieder tot).

In den späten 1990er Jahren gab es eine Horror-Renaissance. Filme wie SCREAM, der japanische Horror, BLAIR WITCH PROJECT etc. Was denkst Du über diese neue Horror-Welle?
Ich war natürlich begeistert. Als Fan und als Filmemacher, denn das ist mein Genre. Bislang habe ich nicht vor, Filme außerhalb des Genres zu machen. Ich denke zwar ab und zu drüber nach, aber ich bin stolz, Horrorfilme zu machen.

Was denkst Du denn über die jüngsten Big-Budget-Horrorfilme, die der eher kleinen Welle folgten?
Sie sind zu groß. Der Film wird von ausführenden Produzenten kontrolliert und nicht vom Regisseur. Sie achten auf die Zensur und entschärfen die Filme. Für mich ist das L-Rated-Horror. L steht für Learner (Lerner). Aber Horror verbreiten sie nicht. Und Angst schon gar nicht. Wenn Du noch nie einen Horrorfilm gesehen hast, funktioniert es vielleicht, wenn Du 12 bist oder so. Daher L-Rated-Horror.
Aber letztlich ist es okay, denn wenn Horror Mainstream ist, dann gibt es genug Möglichkeiten, engagierte kleine Produktionen nachzuschieben. Denn es gibt genug gute Regisseure, die den Horror lieben. Ich bin z.B. sehr interessiert, was Tarantino und Rodriguez aus dieser Grindhouse-Idee machen. Sie lieben Horror und ich hoffe, es wird ein starker Film. Es ist eine spannende Zeit für das Horror-Genre. Nicht zuletzt auch durch die DVD. Horror-Fans sind Experten, sie geben ihr ganzes Geld für DVDs aus und erforschen das Genre. Daher sind für mich Horror-Fans die besten von allen. Sie sind sehr intelligent.

Evil Aliens Welche Filme der letzten Jahre würdest Du unseren Lesern empfehlen?
Der furchteinflößenste Film, den ich zuletzt sah - und ich gucke viele Horrorfilme und bin nicht leicht zu erschrecken - war SESSION 9 von Brad Anderson mit David Caruso, der in einem Irrenhaus spielt. Den Film kennt kaum jemand, aber er ist sehr gut. Anderson war übrigens der Regisseur des auch recht guten Films THE MACHINIST. Ich habe den Film in den USA gekauft, weil es den bei uns nicht gab und ihn nebenbei um 4 Uhr morgens nach der Arbeit reingeworfen. Ich hatte eine Scheißangst, was mir sonst nie passiert.
Einer der lustigsten Filme der letzten Jahre war ein Film namens MONSTER MAN. Ich dachte vorher, dass ein Film über einen Monstertruck nicht wirklich funktionieren kann. Aber ich habe mich totgelacht. Zwei sehr unterschiedliche Filme: SESSION 9 ist nervenzerfetzend und MONSTER MAN ist ein Partyfilm.

Gibt es auch Filme jenseits des Horrogenres, die dich begeistert haben?
SIN CITY natürlich. Ich liebte das Comic und Mickey Rourke ist einfach unglaublich. Aber am großartigsten waren der Stil und die Gewaltausbrüche. Ich mag Rodriguez und denke, das ist sein bester Film.

Was hältst Du von Tarantino?
Ich mag ihn. Ich glaube, er ist mittlerweile zu bekannt und seine ständige Präsenz lässt die Leute sich von ihm abwenden. Erst kam der Tarantino-Hype und dann kam der Anti-Hype. Ich mag seine Filme und er kennt und liebt einfach jeden Film und seine Drehbücher sind einfach exzellent. Es gab nicht einen Film, den ich nicht genossen habe, auch wenn einige seiner Filme besser sind als andere. PULP FICTION ist für mich sein bester Film. Das Skript von FROM DUSK TILL DAWN ist großartig, aber er hätte nicht mitspielen dürfen, denn George Clooney ist so unfassbar gut und er war kein guter Widerpart für Clooney. Die Jungs lieben Horrorfilme und deshalb bin ich sehr neugierig auf ihr Grindhouse-Projekt.

Peter Jackson war 1989 auch hier in Hamburg auf dem Fantasy Filmfest, hat Bad Taste vorgestellt, Dias vom Set gezeigt und war hinterher mit den Fans noch etliche Biere trinken. Was dachtest Du, als Du ihn auf der Bühne bei den Oscar-Verleihungen gesehen hast? Immerhin hat er mal genauso angefangen wie Du?
Er ist der erfolgreichste Regisseur aller Zeiten. ich glaube, er hat die meisten Oscars gewonnen, seit es sie gibt. Er ist einer meiner Helden. Er ist ein guter Regisseur, liebt Horror und Fantasy und er ist ein netter Kerl. Ich denke, er ist einfach echt und das macht ihn aus. Er macht seine Filme mit ehrlichem Anspruch und Engagement und nicht in erster Linie zum Geld verdienen. Und wer FORGOTTEN SILVER, eine Mockumentary von ihm, noch nicht gesehen hat, sollte das dringend nachholen.

Evil Aliens Lieber Jake, eine letzte Frage: Was werden die Waliser zu Deinem Film sagen?
(lacht) Nun, eine interessante Frage. Zuerst denkt man natürlich, sie werden sich auf der Leinwand nicht mögen. Aber bei den bisherigen Vorführungen war es so, dass das Publikum die Farmer am meisten mochte. Sie sind total irre, aber ihr Herz ist auf dem rechten Fleck. Das Publikum mag solche Leute.

Und nun doch noch eine allerallerletzte Frage, aber mit Spoilergefahr, im Zweifel also bitte nicht weiterlesen: Wieso sterben bei Dir einfach alle Protagonisten?
Ich hatte keinen Bock auf all die Konventionen, dass der Held überlebt und das Mädchen kriegt und all den Scheiß. Das wollte ich auf gar keinen Fall. Vielleicht ist mein Held ein Alien? Oder der weibliche Alien? Genau, sie ist mein Held(lacht).




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