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UNENDLICHE TIEFEN

Reportage.
ClujShorts - Internationales Kurzfilmfestival 2015
von Andrea Sczuka

ClujShorts - Internationales Kurzfilmfestival 2015

Das Victoria-Kino in Cluj-Napoca, der sehenswerten Hauptstadt Transsylvaniens in Rumänien, präsentiert das Kurzfilmfestival 2015. Seit 2013 findet das Kurzfilmfestival in Cluj-Napoca statt und es wächst jedes Jahr. Im ersten Jahr wählten die Veranstalter aus 450 Filmen 86 aus, die sie an drei Tagen zeigten und davon waren 32 im offiziellen Wettbewerb. 2014 wählten sie aus 605 Filmen 125 aus, die sie an 4 Tagen ausstrahlten und 52 Kurzfilme waren im offiziellen Wettbewerb. Dieses Jahr konnten sich die Besucher sieben Tage lang an den 160 Filmen erfreuen, die 645 eingesandten Werken ausgesucht wurden und 55 von ihnen kamen in den offiziellen Wettbewerb. Die Zahl der dem Festival angeschlossenen Veranstaltungen wuchs dieses Jahr auf sieben. Die Jury setzte sich zusammen aus Conf. Univ. Dr. Acad. Gabor Xantus, Dr. Ioan Pop-Curseu und Sergiu Matei.
Die Organisatoren und Volontäre haben für eine wunderbare Atmosphäre gesorgt und sich sehr gut um ihre Gäste gekümmert. Bei jedem in dem Team war die Leidenschaft für Kurzfilme und das Festival greifbar.

Eröffnungsfilme
Unter dem Motto "Despre viata si filme" (Über Leben und Filme), wurde das Festival eröffnet. Die Kunstwerke behandeln die Verknüpfung zwischen Leben und Film auf unterschiedliche Weise. Peter Zákutanský schuf mit THE SHOP ON MAINSTREET (Slowakei 2013) einen Dokumentarfilm, das experimentelle Werk THERE AINT NO BAD DIRECTING WHEN YOU SHOOT PRETTY GIRLS (Brasilien 2014) kommt von Breno Moreira und mit EXTRAS (Deutschland 2013) von Nele Jeromin, ROLE (Finnland 2014) von Elli Toivoniemi und Jenni Kangasniemi, TICONDEROGA (Kanada 2012) von Jesse Harley sowie LAW OF GRAVITY (Portugal 2014) von Tiago Rosarosso, ist die Komödie vertreten.

In dem Dokumentarfilm THE SHOP ON MAINSTREET (Slowakei 2013) von Peter Zákutanský sprechen Mitwirkende eines vor fünfzig Jahren gedrehten Films, über die Arbeit an ihm und die Auswirkungen, die diese Erfahrung auf ihr weiteres Leben gehabt hat. Der Großteil des Kurzfilms ist in schwarz/weiß gedreht. Lediglich der Abspann, in dem die Darsteller noch einmal gezeigt werden, ist in Farbe.

Nele Jeromin zeigt mit ihrer Komödie EXTRAS (Deutschland 2013), das subjektive Empfinden von Nebensächlichkeiten, die individuellen Reaktionen und die Schwierigkeit die Handlung seines Gegenübers zu begreifen, sowie das Entstehen von Missverständnissen. Es geht um die Interaktion der Nebendarsteller bei Dreharbeiten zu einem Film. Die eigentliche Haupthandlung des Films, ein Streitgespräch, findet für den Zuschauer im Hintergrund statt. Der ungeschickte Flirt-Versuch des Nebendarstellers wird von seiner Kollegin als negative Kritik an ihrer Kuss-Technik aufgefasst und sie reagiert empfindlich. Anfangs reagiert sie wortlos passiv-aggressiv und wird dann unappetitlich. Mit zerkauten Erdnüssen im Mund küsst sie ihn - wie er es zuerst wollte - mit mehr Zunge. Davon ist er angewidert und wird wütend. Bevor der Streit richtig entbrennt wird er gegen einen Darsteller mit andersfarbigem T-Shirt ausgetauscht.

Das finnische Werk ROLE (2014) von Elli Toivoniemi und Jenni Kangasniemi, zeigt das Casting eines Schauspielers. Dabei soll er sich mit den Emotionen der Figur auseinandersetzen. Die Szene wird mehrfach geprobt und die Regieanweisungen werden absurder, da die Vorstellung des Regisseurs bezüglich der Wirklichkeit, bezüglich echten Emotionen, stark verzerrt zu sein scheint und die Darstellung immer kitschiger und überzeichneter wird.

In TICONDEROGA (Kanada 2012) von Jesse Harley stellt ein Hypochonder sich die Frage, welche Art Film sein Leben wäre, würde man es verfilmen. Er entscheidet sich für den Horrorfilm. Der Besuch bei seinem Arzt verbessert seine Situation aus seiner Sicht nicht. Der mittlerweile ratlose Arzt diagnostiziert das unheilbare Leiden Ticonderoga. In einer Kneipe suhlt sich der Protagonist in Selbstmitleid und überlegt erneut, welche Art Film sein Leben wäre. Neben ihm durchlebt eine junge Dame selbiges. Sie kommen ins Gespräch aber die junge Dame verlässt die Bar schnell. Dabei vergisst sie ihre Medikamente. Der Protagonist sieht in diesem Moment den Wendepunkt und eilt der Frau hinterher. Beide erkennen, dass sie sich zum ersten Mal mit einem anderen Menschen beschäftigen und fühlen sich gut dabei. Der Protagonist entscheidet sich dafür, dass sein Leben ein Liebesfilm sein könnte. Dieses Werk ist eine schöne Hommage an die Wechselwirkung zwischen der Lebenswirklichkeit des Individuums und Kunst.

In der Komödie LAW OF GRAVITY (Portugal 2014) von Tiago Rosarosso, unterhalten sich ein Träumer und ein Pessimist über die Qualität der portugiesischen Filme. Der Träumer erwartet mehr von den Filmen, er will die Komplexität menschlicher Existenz und die inneren Konflikte behandelt sehen. Sie kritisieren die Diskrepanz zwischen guten und erfolgreichen Filmen. Unterm Strich kommt Rosarosso zum selben Erfolgsrezept für einen Film, wie sein brasilianischer Kollege Moreira - eine schöne junge Frau und eine Waffe.

Den Audience Award erhielt Breno Moreira für sein experimentelles Werk THERE AINT NO BAD DIRECTING WHEN YOU SHOOT PRETTY GIRLS (Brasilien 2014). Darin wird die Frage behandelt, was man für einen erfolgreichen Film braucht. Zunächst zeigt er verschiedene Kameraeinstellungen, die Einstellungen der Farben und erwähnt auch dass mit der Technik umgehen können sollte. Die wichtigsten Bestandteile für einen erfolgreichen Film reduziert er auf eine schöne junge Frau und eine Waffe. Die Protagonistin lässt er vor einem Spiegel mit der Waffe hantieren. Die Bilder werden ironisch kommentiert, wodurch diese Kritik an der Filmindustrie einen gewissen Humor hat.

Die Werke von Moreira und Rosarosso zeigen die Diskrepanz zwischen den idealisierten Vorstellungen des zivilisierten Menschen von der Kunst und der marktwirtschaftlichen, durch den Kunstkonsumenten geschaffen Wirklichkeit.

Filme für Kinder ab vier Jahren
Dienstag bis Samstag wurden morgens Filme für Kinder ab vier und im Anschluss für jene ab 8 Jahren gezeigt. Erstere waren nonverbal. Die Werke für die Kleinen waren unter anderem OOTEE-OOTEE (Russland 2013) von Gosha Chkchkchk, ADULT'HAIR (Frankreich 2014) von Boury, Froehly, Hirat, Paugam, Redon und Varsi, SWEET COCOON (Frankreich 2014) von Bernard, Bruget, Duret und Marco, WHAT THE FLY !? (Frankreich 2014) von Chapelin, Ferritto, Herissé, Khayat, Maillet, und De Santis, ACCORDION (Irak 2014) von Kayhan Anwar, A STRANGER AMONG ICEBERGS (Russland 2014) von Andrei Sokolov sowie LITTLE BLUE TAPIR (Finnland 2014) von Salla Kallio.

Der russische Animationsfilm OOTEE-OOTEE (2013) von Gosha Chkchkchk hat wenig detailverliebte aber dennoch liebevoll gestaltete Figuren. Es geht um einen Mann, der sich um eine kleine Ente kümmert und eine Frau, die sich um eine Pflanze kümmert. Sie beide schenken ihren ihren Schützlingen die ganze Aufmerksamkeit und bemerken andere Menschen nicht, bis zu dem Zeitpunkt an dem sie ihre Schützlinge in ihre Leben entlassen müssen.

Die französische Komödie ADULT'HAIR ist nicht nur etwas für die Kleinen. Das Werk zeigt, wie die Angst vor der kleinen Veränderung durch die Angst vor einem enormen Verlust vertrieben wird und sogar die Bereitschaft zu kleinen Veränderungen ermöglicht. Ein Prozess, der für gewöhnlich viel Zeit in Anspruch nimmt wird hier in wenigen Augenblicken dargestellt. Die Frage nach der Prioritätensetzung wird hier in amüsanter Weise dargestellt und ist auch für Erwachsene sehenswert.

Mit SWEET COCOON haben wir sowohl ein schönes als auch ein bitter-böses Werk, in dem der Sinn unserer Handlungen in Frage gestellt wird. Eine Raupe versucht sich in ihren Kokon zu zwängen. Ihr kommen andere Insekten zu Hilfe und sie versuchen alles um der Raupe in ihren Kokon zu helfen. Schließlich schaffen sie es mit vereinten Kräften. Ihre Helfer warten gespannt auf das Ergebnis der Metamorphose. Als der Schmetterling endlich schlüpft, beobachten alle fasziniert und gerührt die Entfaltung der Flügel und das Aufsteigen des Schmetterlings in die Lüfte. Ein Vogel greift sich den Schmetterling. Die anderen Insekten sind nach dem ersten Schock betrübt und ziehen von dannen.

Die Animation WHAT THE FLY!?, ist in gewisser Weise eine buntere und fast kitschige Adaption der Scharmützel von Tom & Jerry. Die Echse dirigiert ein Orchester und fühlt sich durch den Tanz der Fliegen sehr gestört. Das Weibchen erwischt er. Das Fliegenmännchen versucht seine Freundin aus dem Schlund der Echse zu befreien. Letzten Endes wird das Weibchen befreit und die Echse wird quasi vernichtet.

Schlicht und in gedeckten Brautönen gehalten, ist die Animation ACCORDION eine Erzählung, die aufs Gemüt schlägt. Eine Ameise plagt sich mit einem Gegenstand einen Hügel hinauf. Ein blinder Akkordeon-Spieler tritt auf das Tierchen. Dieses Werk ist eines der kürzesten und mit Abstand eines das den meisten Raum für Interpretationen lässt. Damit ist es auch für Erwachsene sehenswert. Vor dem Hintergrund der Ereignisse der letzten Jahre im Irak sowie aus der Perspektive der Armutsforschung bietet dieses Werk sehr viel Material für Diskussionen.

In eine Zeit in der neue Familienmodelle immer häufiger werden und die Gründe dafür vielfältig sind, passt der Animationsfilm A STRANGER AMONG ICEBERGS. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände verliert ein Pinguin-Männchen seine Familie. Ihm rollt ein anderes Ei vor die Füße und er bebrütet es. Der Pinguin erzieht den kleinen Hahn nach den Regeln seiner Gesellschaft und das Küken gibt sich die größte Mühe die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen. Der Sonderling hat es schwer. Die Gelegenheit die Kolonie zu verlassen ergibt sich eines Tages, jedoch nimmt er sie nicht wahr, da er die Gesellschaft in der aufgewachsen ist, als die seine betrachtet. Das Werk zeigt die tiefer gehenden Faktoren, die eine Familie ausmachen. Es veranschaulicht die verschiedenen Stärken und Schwächen der Familienmitglieder, die auch in konventionellen Familien zu finden sind. Die gewählten Tiere und ihre Umgebung sind symbolisch für die Uniformität, die eine geschlossene Gesellschaft entwickeln kann, aber auch die Notwendigkeit des Zusammenarbeitens. Die Verortung der Handlung am Südpol steht für die Herausforderungen einer Welt mit denen sich der Einzelne und die Gesellschaft konfrontiert sieht.

ClujShorts - Internationales Kurzfilmfestival 2015

Das Drama LITTLE BLUE TAPIR thematisiert den Umgang miteinander, den Respekt gegenüber den Gefühlen und Grenzen anderer sowie das Verständnis von Freundschaft. Die Protagonistin spielt auf einer tönernen Wasserflöte. Sie hat viel Freude daran und alle anderen erfreuen sich an ihrem Spiel. So auch der kleine blaue Tapir. Die beiden freunden sich an. Der Tapir erträgt es jedoch nicht, dass sie auch für die anderen Wesen spielt und bringt sie dazu nur noch für ihn zu spielen. Dadurch leidet die Beziehung zu den anderen und auch das Mädchen. Sie beschließt gar nicht mehr zu spielen und verfällt in Depressionen. Schließlich wirft sie den Tapir aus ihrem Leben und beginnt wieder zu spielen. Sie und die Beziehungen zu den anderen Wesen erholen sich wieder. Nachdem der Tapir begriffen hat, dass er sie nicht besitzt und nicht über sie bestimmen kann, freunden sie sich wieder an.

Filme für Kinder ab acht Jahren
Für die Kinder ab acht Jahren wurden unter anderem folgende Werke ausgewählt: BATTLE INSTRUCTIONS FOR BOYS AND GIRLS (Russland 2014) von Konstantin Schyokin, PICKY MOUSE (Russland 2013) von Sergei Strusovskiy sowie THE KIND COW (Weißrussland 2013) von Dmitry Savchenko.

In dem Animationsfilm BATTLE INSTRUCTIONS FOR GIRLS AND BOYS spielt ein kleiner Junge allein in seinem Zimmer Krieg gegen seine Spielzeuge. Jedoch ist das einsame Spiel auf Dauer langweilig. Er geht hinaus zu den anderen Kindern, will sein aggressives Spiel mit ihnen spielen und zerstört ihre Schneefrau. Daraufhin schließen sie ihn aus. Er baut seinen eigenen Schneemann und will ihn zerstören. Der Schneemann zeigt seine Angst und der Junge bekommt Mitleid. Der kleine Junge merkt, dass er mit seiner Art zu spielen andere verletzt und ausgeschlossen wird. Er geht zu den anderen um friedlich mit ihnen zu spielen und wird in ihren Kreis aufgenommen.

Die Mäuse-Dame in dem Animationsfilm PICKY MOUSE erlebt die Veränderung durch materiellen Reichtum an sich und die unterschiedliche Behandlung, die ihr durch ihre Mitwesen zuteil wird. Durch den Reichtum steigt ihr Selbstwertgefühl, sie hat eine andere Haltung, wodurch andere auf sie aufmerksam werden und sie bedrängen. Um sich vor einer Bedrohung zu schützen, opfert sie ihren Reichtum. Ein Mäuserich versucht erneut sie für sich zu gewinnen. Sie kann erst jetzt erkennen, dass sie vorher schon von dem Mäuserich geliebt wurde und ist nun in Lage ihr Herz für ihn zu öffnen.
In diesem Werk wird die traurige Erkenntnis vermittelt, das extreme Erfahrungen den Blick für das Wesentliche erst ermöglichen.

Der Animationsfilm THE KIND COW behandelt das Thema Selbsterkenntnis, das Erkennen und Wertschätzen der eigenen Fähigkeiten und wie sehr das Selbstbild des Einzelnen von der Wahrnehmung anderer abhängt. Eine Kuh ist über ihr Äußeres sehr betrübt und wünscht sich ein Schwan zu sein. Sie bewundert den Schwan, der auf dem See schwimmt. Plötzlich verfängt sich der Schwan im herabgefallenen Gezweig. Die Kuh eilt zu Hilfe und befreit den Schwan aus seiner misslichen Situation. Der Schwan bewundert die Attribute der Kuh und sie ist nun in der Lage ihren Wert zu erkennen.

Filme für das Publikum ab vierzehn Jahren
Die Filme ab vierzehn Jahren waren thematisch vielfältig. Neben ernsten Themen, die sich mit Politik, Medizin, Natur, Gesellschaft und Familie befassen, gab es auch unterhaltsames.
Zu den politischen Werken zählen unter anderem SYSTEM (Rumänien 2013) von Máthé Endre-Botond, Phoenix (Deutschland 2014) von Florian Frerichs, A MOMENT LATER (Iran 2014) von Yousef Yazdani, AMIR & AMIRA (Frankreich 2014) von André, Ayoub, Condy, Dedulle, Maturi und Tchoumakova, BOULEVARD'S END (Deutschland 2014) von Nora Fingscheidt, THE CHILD (Spanien 2013) von Manu Goméz González, RAZOR (Russland 2014) von Alexey Belyakov sowie BREAD (Türkei 2014) von Batikan Karabacak-Furkan Yazgeç.
Mit medizinischen Themen befassten sich unter anderem LIFE: PANTENTEND (Österreich 2014) Arne V. Nostitz-Rieneck, LEVEL OF CARE (Deutschland 2014) von Julia Peters sowie SIDE EFFECTS (Deutschland 2013) von Dustin Loose.
Dem Themenbereich Familie widmeten sich: MOUTH SHUT (Spanien 2014) von Anna Farré Añó, Pregnation>/strong> (Malaysien 2014) von Isaac Hor King Mun, ELECTRIC INDIGO (Belgien-Frankreich 2013) von Jean-Juilien Collette, THE TREEHOUSE (GB 2014) von Amy Coop, NOT A WORD ABOUT YOUR MOTHER (Russland 2014) von Daria Razumnikova, MY SISTER (Frankreich 2014) von Philippe Larue, THE MOUNTAIN MOTHER (Österreich-Deutschland 2014) Kerstin Neuwirth sowie STILL GOT LIVES (Deutschland 2014) von Jan-Gerrit Seyler.
Zum Thema Natur wurden hier zwei Beitrage gewählt: GALLOWS (Türkei 2014) von Oguzhan Çakmak sowie ANIMA (Frankreich 2014) von Fayolle, Fradin, Gredzinski, Guyon, Noyau und Tronel.
Als "unterhaltsame Filme" wurden folgende kategorisiert: WING MAN (Canada 2013) von Jesse Harley, 5 WAYS TO DIE (Zypern 2014) Komödie von Daina Papadaki, REGISTERED (Deutschland 2014) von Sebastian Jansen, PUZZLE (Frankreich 2014) von Rémy Rondeau, THE GREAT VAIRITOSKY (Argentinien 2014) von Matias Carizzo, A GOOD STORY (Deutschland 2013) von Martin-Christopher Bode, SPLASH (Frankreich 2014) von Avon, Deneuve, Diebold, Ferra und Vampouille, RAPHAEL (Frankreich 2014) von Adenot, Bourdon und Delachapelle sowie MOUSSE (Schweden 2013) John Hellberg.

In dem Animationsfilm SYSTEM wird der Umgang des Einzelnen mit dem System hinterfragt. Erst in dem Moment als einer die Courage hat die gegebenen Regeln zu brechen und die Grenze zu überschreiten, ist der Rest der Gesellschaft auch dazu in der Lage. Dieses Phänomen dürfte und vielfältige Grenzen dürften in jeder Gesellschaft zu finden sein. Vor dem Hintergrund der Geschichte Rumäniens ist dieser Film vielsagend.

In dem Werk PHOENIX wird der Umgang mit Literatur und Intellektuellen in Diktaturen aufgegriffen. Der Protagonist ist ein Offizier, der gewissenhaft seine Arbeit erledigt ohne weiter über die Auswirkungen seiner Handlungen nachzudenken. Seine Aufgabe besteht darin Bücher zu verbrennen und die Besitzer der Bücher zu liquidieren. Erst als seine Nachbarn Opfer des Systems werden und ihm bewusst wird, dass er als Besitzer eines Buches ähnlich enden könnte, überdenkt er sein bisheriges Leben und geht zu den Intellektuellen in den Untergrund um nicht nur physisch zu überleben.

Der Protagonist in A MOMENT LATER verdingt sich mit dem Entschärfen von Minen und findet eines Tages einen Fotoapparat. Den Film aus der Kamera möchte er entwickeln lassen. Nur eines der Bilder kann entwickelt werden. Darauf ist lediglich ein Schutzwall aus Sandsäcken zu sehen. Die Kamera nähert sich dem Foto und durch eine Überblendung wird der Rückblick vor dem Moment gezeigt, an dem das Bild gemacht wurde. Einige bewaffnete Männer wollen ein Gruppenbild vor dem Schutzwall machen. Bevor der Selbstauslöser das Bild macht werden sie bombardiert und ducken sich. So sind die Männer nicht auf dem Bild zu sehen.
Ein Ausschnitt der Wirklichkeit wurde auf dem Bild festgehalten. Bei diesem Bild führte der Zufall Regie. Zumeist ist es jedoch der Mensch hinter der Kamera der darüber entscheidet, was festgehalten wird und welche Geschichte zu dem Bild erzählt wird.

AMIR & AMIRA ist ein animiertes Marionettentheater, in dem die Marionetten selbstständig werden. Anfangs werden sie von dem Puppenspieler im Hintergrund gelenkt. Er lässt sie zunächst tanzen. In der Geschichte, die der Puppenspieler erzählen will, greift die männliche Puppe die weibliche an. Doch die männliche Puppe beginnt selbstständig entscheiden und handeln zu wollen, sich gegen die Fremdsteuerung zu wehren. Das Werk zeigt den Machtmissbrauch und den Kampf um ein selbstbestimmtes Leben.

BOULEVARD'S END beginnt mit der Spiegelung von Los Angeles im Wasser. Durch die Spiegelung und die Kamera wird die Realität zweimal quasi verfälscht. Während des Films erzählen ein alter Herr, Dolfi und eine alte Dame über die Ereignisse, die ihre Leben stark beeinflusst haben und die sie knapp überlebt haben. Der Mann ist ein Überlebender des KZ Buchenwald und die Frau eine Überlebende zweier Terroranschläge. Einer der Anschläge ist 09/11 gewesen. Die beiden treffen sich regelmäßig am Sunset-Boulevard und unterhalten sich. Während Bilder der unterschiedlichen Besucher des Boulevards gezeigt werden, erzählen die beiden ihre Geschichten.
Die Regisseurin Nora Fingscheidt erzählte bei dem Q&A im Anschluss der Vorführung, dass sie mit dem Vorhaben dorthin gereist sei um einen experimentellen Film über die Verschmutzung des Boulevards zu drehen. Erst nach ihrer Begegnung mit Dolfi, entschied sie sich dafür die Geschichten der beiden Menschen festzuhalten. An einer Stelle singt Dolfi einige Zeilen des Liedes, dass sie in Buchenwald singen mussten. In einer dieser Zeile heißt es sinngemäß, dass sie eines Tages frei sein werden. Bei dem diesjährigen Kurzfilmfestival in Cluj hat Nora Fingscheidt für ihr Werk den Jury-Award erhalten.

Thematisch schließt der in schwarz/weiß gehaltene Film THE CHILD gewissermaßen an den vorherigen an. Die Handlung spielt größtenteils im Wartesaal eines Krankenhauses. Der Protagonist wartet tagelang auf die Niederkunft seines Sohnes. Es gibt Komplikationen und der Vater ist besorgt. Schließlich bekommt seine Frau einen gesunden Jungen, die Eltern und das Krankenhauspersonal sind erleichtert und glücklich. Der Arzt fragt den frischgebackenen Vater nach dem Namen für seinen Sohn. Der Nachname des Vaters ist Hitler. Der Vorname des Jungen: Adolf. Im Abspann wird erklärt, dass der Geburtshelfer ein jüdischer gewesen sein soll, der später mit seiner Familie zu den Opfern des Menschen geworden ist, dem er ins Leben verhalf.
Über die Notwendigkeit dieses Werks kann gestritten werden. Über die schauspielerische Leistung jedoch kaum. Die Darsteller waren sehr steif - körperlich und in der Sprechweise. Alles wirkt erzwungen - auch der dramatische Moment in dem der Arzt den Nachnamen des Vaters nennt und der Vater den Vornamen des Sohnes.

In dem Film RAZOR stehen sich nach dem Krieg Opfer und Täter gegenüber. Der Protagonist, das Opfer, ein Barbier, entscheidet sich dafür dem einstigen Täter die Sicherheit zu nehmen, die er noch hatte, als er den Laden betreten hatte. RAZOR führt vor, dass man sich entscheiden kann, welche Art Mensch man sein will.

In den folgenden weniger optimistischen Werken kann man erahnen, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit nicht abgeschlossen sein kann. Die Mittel mögen neu sein und die Gründe mögen augenscheinlich neue sein, aber im Kern ist es immer das Gleiche.

In dem Werk BREAD wird die Verteilung des Geldes im Kapitalismus beschrieben. Zu Beginn konstruiert ein Mann mit Zahnstochern ein Haus auf einem Blatt Papier und er zeichnet die Fenster und die Tür ein. Er reicht es weiter. Der zweite bemalt die Wandflächen, der dritte vermisst es, der vierte verkauft es. Letztere bekommt das Geld für das fertige Werk, nimmt sich die Hälfte, reicht die andere Hälfte weiter an den Vermesser und dieser tut es ihm gleich. So geht es bis zum Konstrukteur weiter. Er erhält den kleinsten Anteil, obwohl er die meiste Arbeit geleistet hat. Mit sehr einfachen Mitteln und nonverbal veranschaulicht dieser Film die Diskrepanz des Verhältnisses zwischen Leistung und Verdienst.

Wie ein Schlag in die Magengrube wirkt das sehr kurze, aber enorm eindrucksvolle Werk LIFE: PANTENTED. Es wird gezeigt, wie ein Mensch entsteht und im Kreißsaal im Leben empfangen wird. Der Arzt nähert sich mit dem Scanner, es gibt ein Warnzeichen und das Neugeborene wird entsorgt. Im Abspann ist ein Protest gegen die Patentierung von Leben zu lesen. In Anbetracht der fortschreitenden Entwicklung auf dem Gebiet der Genforschung, der Stammzellenforschung und des Einsatzes der "Gentechnisch veränderten Organismen" ist es notwendig sich mit dem Umgang mit dieser Technologie zu beschäftigen.

ClujShorts - Internationales Kurzfilmfestival 2015

Der Umgang mit Leben ist auch in LEVEL OF CARE das Thema. Hier geht es jedoch um das würdevolle Leben des pflegebedürftigen alten Menschen mit Demenz-Erkrankung und der pflegenden Angehörigen. Die Situation der Angehörigen, der Pflegebedürftigen und der Mitarbeiterin des MD (Medizinischer Dienst) wird veranschaulicht. Es werden die Perspektiven und die Handlungsmöglichkeiten der verschiedenen Parteien gezeigt. Die Darsteller haben sich sehr gut in ihre Rollen eingefühlt, das Krankheitsbild, sowie die Gefühlszustände werden glaubhaft dargestellt.

Ein weiterer Beitrag, der sich mit einem Bereich der medizinischen Versorgung, der Pharmaindustrie, beschäftigt, ist der Film SIDE EFFECTS. Er erhielt den Persona Association Award. In diesem Werk wird dargestellt, womit sich in der Pharmaindustrie Geld verdienen lässt und wie jene Forschung unter Umständen finanziert wird, die Krankheiten wirtschaftlich schwacher Bevölkerungsgruppen betrifft. Der Wert des Menschen beziehungsweise seiner Krankheiten wird in diesem Film behandelt. Die durchschnittliche Leistung der Darsteller sollte die Wichtigkeit der Thematik nicht schmälern. Das nüchtern gehaltene Drehbuch spiegelt die kalte, berechnende Natur dieses Industriezweigs wieder. Für das Werk spricht, dass es nicht auf das Heischen von Mitleid ausgerichtet ist, keine leidenden Menschen vorgeführt werden. Nüchtern und kühl wird auf die Problematik aufmerksam gemacht, dass die Medikamentenforschung den Regeln des Marktes unterliegt. Ist die Krankheit zu selten oder betrifft die Krankheit wirtschaftlich schwächere Bevölkerungsgruppen, ist es unwirtschaftlich eine Forschung dahingehend zu finanzieren.

Enorm viele Themen für Film und Literatur stellt das Familienleben bereit. Über das Suchen nach der eigenen Identität, dem Platz in der Familie und der Gesellschaft, über das Gründen einer Familie und die Frage was eine Familie ausmacht, bis hin zu dem Verlust der Lieben.

In MOUTH SHUT werden die Kommunikationsprobleme zwischen Eltern und Kindern thematisiert. Die vernachlässigte Tochter sieht keine andere Möglichkeit ihrer Traurigkeit Ausdruck zu verleihen als durch aggressives Verhalten. Sie wünscht sich das frühere gute Verhältnis zu ihrem Vater zurück. Als er einen Ordner seiner Tochter sieht, der mit Bilder aus glücklichen Tagen verziert ist, versteht er was in seiner Tochter vorgeht. Aus den Bildern ist ersichtlich, dass der Vater zunehmend von seiner Arbeit vereinnahmt wurde und die Familie vernachlässigt hat. Dieses Phänomen ist in vielen Familien zu finden, es belastet den Einzelnen, der mit seinem aus Hilflosigkeit resultierenden Verhalten andere auf mannigfaltige Weise verletzt. Aus einem Problem der Familie wird ein Problem der Gesellschaft.

Im Film PREGNATION werden die Geschichten zweier Frauen im Wechsel erzählt. Die Parallelen der beiden Lebensläufe werden immer deutlicher. Die junge Frau steht am Anfang ihrer Karriere und die Schwangerschaft passt nicht in den Plan. Sie entscheidet sich für einen Schwangerschaftsabbruch. Die andere ist mittleren Alters und wünscht sich ein Kind. Sie bricht zusammen, sagt immer wieder, dass sie ihre Kinderlosigkeit selbst verschuldet hat und entschuldigt sich wiederholt bei ihrem Mann, der versucht sie zu trösten. Das Schicksal der älteren Frau kann auch die jüngere ereilen, denn die ältere ist durch den Schwangerschaftsabbruch unfruchtbar geworden. Sie bereut ihre frühere Entscheidung zutiefst.
Die Familienplanung ist besonders für die Frauen eng mit der Karriereplanung verknüpft. Die Kindererziehung ist auch heute noch primär die Aufgabe der Frauen. Sobald sie diese Verantwortung übernehmen, werden sie aus der Arbeitswelt ausgeschlossen. Sie müssen sich entscheiden zwischen einem selbstbestimmten Leben oder Kindern und damit die Abhängigkeit von einem Mann. Die Freiheit beides zu haben, wie es den Männern zumeist vergönnt ist, haben Frauen auch heute nicht.

Bei ELECTRIC INDIGO wird die Geschichte einer Familie erzählt. Das Mädchen Indigo wird von zwei Männer als deren Tochter aufgezogen. Die Mutter Jenny ist eine Freundin der beiden und psychisch labil. Kurz nach der Geburt des Kindes wird sie viele Jahre in einer psychiatrischen Klinik verbringen. Indigo wird von den beiden Vätern liebevoll erzogen. Gleichzeitig erlebt sie auch die freie und flexible Sexualität der beiden Männer, die auch mit Frauen ihren Spaß haben. Zu Indigos zwölftem Geburtstag tritt Jenny wieder in ihr Leben, will daran teilhaben und eine Mutter sein. Die beiden Väter möchten ihre Tochter davor schützen von ihrer Mutter verletzt zu werden, denn für sie ist es absehbar, dass Jenny sie verlassen wird. Die Situation eskaliert. Jennys Vater tötet die beiden Männer und Jenny stürzt sich von einer Brücke. Jedes Jahr fährt Indigo zu der Brücke und legt Blumen für ihre Mutter ab. Anschließend steigt sie in ihr Auto, küsst ihre Lebensgefährtin und fährt mit ihr davon. In diesem Werk wird die Frage behandelt, was den Menschen ausmacht. Was hat größeren Einfluss auf die Entwicklung des Individuums? Die Gene, die Erziehung oder die Umwelt? Für Jean-Juilien Collette scheint es die Familie und die Erziehung zu sein.

THE TREEHOUSE beginnt damit, dass ein kleiner Junge sich von einer Trauergesellschaft in sein Baumhaus zurückzieht. Der Junge muss erkennen, dass er gestorben ist, muss es akzeptieren und kann erst dann loslassen. Mit zwei Schmetterlingen, die sich in die Lüfte erheben, endet der Film.
Was uns nach unserem Ableben erwartet, beziehungsweise ob uns überhaupt etwas erwartet, wissen wir nicht. Zahllose Erklärungsversuche und Mythen ranken sich darum. Spätestens bei dem Versuch es Kindern erklären zu wollen, scheitern wir kläglich da wir keine Antworten haben. Das Bild mit den beiden Schmetterlingen deutet eine Veränderung an, die in ein neues Leben führt. Bei diesem Thema sollte jede/r für sich entscheiden ob ihr/ihm diese Vorstellung zusagt.

In NOT A WORD ABOUT YOUR MOTHER wird die Abhängigkeit einer Tochter von der Zuneigung der Mutter gezeigt, die von ihrem Nachwuchs sehr umsorgt wird. Die Tochter stellt alles andere hinten an - auch sich und ihre Zukunft und die Liebe. Die letzte Szene unterstreicht durch das schwarz/weiß gehaltene Bild das Festhalten beider an der Vergangenheit. Durch das Verhalten der Tochter wird deutlich, dass sie noch an den Kindertagen festhält.

Vertrauen innerhalb der Familie und die Vorstellung von einem glücklichen Leben sind Themen in MY SISTER.
Dieser Film ist ein sehr gelungener Beitrag über Vertrauen unter Schwestern und ihrer gegenseitigen Wahrnehmung. Die eine Schwester führt ein konventionelles Leben und sieht in ihrer Lebensweise die einzige, die glücklich macht. Dieses Glück wünscht sie sich für ihre kleine Schwester. Sie ist nicht fähig ihre Schwester als eigenständigen Menschen mit eigenen Wünschen zu sehen. Diese fühlt sich bevormundet und merkt, dass ihre Schwester sie nicht sehen kann, wie sie ist, sondern nur die eigenen Vorstellungen auf sie projiziert. Bei dem Q&A bezeichnete der Regisseur das Werk einen Freundschaftsfilm, da die Darstellerinnen miteinander und mit ihm befreundet sind, was sich auch auf die absolut überzeugende schauspielerische Leistung auswirkt. Zudem wurde der Großteil des Equipments kostenfrei zur Verfügung gestellt und der Film konnte mit dem schmalen Budjet von 3000 € realisiert werden. Weitere Schwierigkeiten bereitete die Notwendigkeit alles in zwei Tagen zu drehen. Erschwert wurde die Arbeit dadurch, dass tagsüber gefilmt werden musste, sie im November drehten und es deshalb nur ein begrenztes Zeitfenster für die Dreharbeiten gab. Die persönliche Beziehung der Schauspielerinnen ermöglichte es unter diesen Bedingungen einen hervorragenden Film zu produzieren.

Der experimentelle Film THE MOUNTAIN MOTHER wirkt durch seine Bilder. Es ist ein nonverbales Werk mit einer Klangmontage, das auf der Gefühlsebene wirkt. Für jeden bedeuten die Bilder etwas anderes. Dem Zuschauer wird viel Raum für die eigenen Interpretationen gelassen.

Aus der Welt der Online-Spiele ist der Titel STILL GOT LIFES entlehnt und wird in dem Film einmal von der jugendlichen Protagonistin Lisa ausgesprochen, die unheilbar krank ans Bett gefesselt ist. Sie lernt bei einem Online-Spiel Marco kennen. Er sucht sie auf um herauszufinden, warum sie ihm einen Korb gab. Die Symbolik der Farben, Namen und Gegenstände im dem Werk spiegeln die Einstellung der Figuren zum Leben wieder. Die kranke Lisa hat lebensbejahende Symbole in ihren Zimmer, der gesunde Marco versteckt sich in der Dunkelheit vor dem Leben. Bei dem Besuch an Lisas Krankenbett wird er mit dem Tod konfrontiert. Sie beide erleben gemeinsam den ersten romantischen Moment in ihrer beider Leben. Kurz darauf stirbt Lisa in Marcos Armen. Die beiden jungen Schauspieler harmonieren gut miteinander, zeigen viel Einfühlungsvermögen und Können bei der Darstellung. Der Regisseur und die Schauspieler haben es geschafft die schmale Grenze zwischen Emotion und Kitsch nicht zu überschreiten. Ihnen ist ein berührendes Werk gelungen, in dem der Tod als der Teil des Lebens gezeigt wird und das den Zuschauer über die Art mit dem Leben umzugehen nachdenken lässt.

Die Verbindung Natur und Mensch wird in GALLOWS eindrucksvoll dargestellt. Mit einer Axt ausgestattet geht ein Mann in den Wald. Zunehmend flackern Gestalten auf, die in Krankenhemden gekleidet sind und Sauerstoffmasken tragen. Mit jedem Hieb in einen Baum fällt eine dieser Gestalten um. Die Bilder beginnen zu oszillieren: abwechselnd sieht man Menschen, die in Krankenbetten an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen sind und den Mann mit den Gestalten im Wald. Die Geräusche der Maschinen sind hörbar. Die Gestalten werden immer zahlreicher. Mit jedem Hieb fällt eine andere Gestalt leblos zu Boden. Das Geräusch des EKG wird stetig lauter. Zum Schluss fällt auch die letzte Gestalt und das Geräusch des EKG wird zum durchgehenden Ton - dem Zeichen des Exitus. Auf das gesprochene Wort wird in diesem Film zurecht verzichtet. Dieser Film verdeutlicht die Abhängigkeit des Mensch von der Natur. Er ist ein schöner Beitrag zu dem Nachhaltigkeitsdiskurs.

Die Macher des Animationsfilms ANIMA nähern sich den Themen Natur, Leben und Tod über die Darstellung einer Jagdszene. Die Verbindung von Jäger und Beute wird mit jeder Szene deutlicher. Das Werk weist auf die Verbindung zwischen uns und unserer Nahrung hin: "Du bist, was du isst." Die Lebenskraft des einen Wesens geht bei dem Verzehr Materie in die unsere über. Es mag vielleicht kein Appell sein uns auf die Jagd zu begeben - was heute auch kaum für alle machbar sein dürfte. Verstehen kann man es sicher als einen Denkanstoß bezüglich unseres Umgangs mit Lebensmitteln.

Das Festival hatte auch Unterhaltsames zu bieten. Zu der leichteren Kost gehörte die Komödie WING MAN, in der das Schicksal jemanden trifft, der sonst das Schicksal der Menschen beeinflusst. Der Protagonist ist hier ein moderner Amor, der anstelle der Pfeile mit einem Fotoapparat bewaffnet ist. Mit dem Auftrag Paare zusammen zu führen, landet er auf einer Hochzeit. Letzten Endes wird er Opfer seines eigenen Werkzeugs und heiratet die Fotografin, die für die Hochzeit engagiert war. Harley bleibt mit diesem Werk seinem Stil treu. Die Geschichten sind von ihm leicht erzählt, unterhaltsam, aber vorhersehbar.

Den Best Director-Award erhielt 5 WAYS TO DIE. Es beginnt wie ein Drama. Es hat lange den Anschein, als begleitete der Zuschauer einen Depressiven bei seinen Suizidversuchen. Erst am Ende wird gezeigt, dass seine Bemühungen dem Ableben der untreuen Gattin galten, die bei einem von ihm nicht geplanten Unfall umkommt. Die ruhige, fast trockene Erzählweise macht neugierig auf den Grund für alles, warum er so viele Möglichkeiten ausprobiert und nichts funktioniert. Mit seinem schwarzen Humor war dieser Film mit Abstand der lustigste und durch seine Erzählweise der spannendste.

Nach den Vorführungen...

Die Abende nach den Filmvorführungen wurden von dem Team organisiert. Natürlich stand es jedem frei seinen Aufenthalt so zu gestalten, wie es ihm beliebte. Die Mitarbeiter des Festivals kennen sich in Cluj-Napoca gut aus und geben gute Tipps zur Freizeitgestaltung. Ein Programm außerhalb des Kinosaal wurde von ihnen angeboten. Parallel zum den ClujShorts gab es eine Fotografie-Ausstellung und sie haben ihre Gäste dazu eingeladen. Den ersten Abend haben wir in einer gemütlichen Bar ausklingen lassen. In vielen Restaurants und Bars in Cluj-Napoca gibt es sehr gute hausgemachte Limonaden mit frischen Zutaten. Das Essen ist ausgezeichnet, frisch, reichlich und günstig. Die Filmemacher mit denen ich in diesen Tagen das außerordentliche Vergnügen hatte Zeit zu verbringen, sind bisher auf mehreren Festivals gewesen und es hat ihnen hier in Cluj-Napoca am besten gefallen. Der Grund dafür ist nicht nur die umwerfende Stadt mit ihren guten Restaurants und dem vielseitigen interessanten Nachtleben, sondern vor allem das wunderbare Team des Festivals. Sie haben sich sehr gut um ihre Gäste gekümmert und alle haben sich gut aufgehoben gefühlt.
Zu den Besonderheiten des Festivals zählten auch die Masterclass mit dem Regisseur Kenan Gorgun und der Artist Talk mit Nora Fingscheidt.
Des Weiteren lud das ClujShorts-Team seine Gäste zu drei Partys in sehr unterschiedlichen und schönen Lokalen ein. In guter Atmosphäre tauschten sich die Filmschaffenden über ihre bisherigen Werke aus, ihre Vorstellungen neue Projekte betreffend und gaben Anekdoten aus dem Alltag der Regisseure/innen zum Besten.
Nach der Gala mit Preisverleihung gab es ein rauschendes Fest im Panoramic Cetatuie mit einem wunderbaren Blick über die Stadt.

ClujShorts - Internationales Kurzfilmfestival 2015

Mehr Informationen gibt's auf clujshorts.ro.




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