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KAPITELWAHL

SHAW BROTHERS COLLECTION 2 (Hong Kong 1972-1982)

von André Becker

Original Titel. SHAW BROTHERS COLLECTION 2
Laufzeit in Minuten. 492

Regie. CHANG CHEH . CHU YUAN . SUN CHUNG
Drehbuch. YANG CHIANG . LIU CHIANG-LIANG . CHANG CHEH
Musik. CHEN YUNG-YU . STEPHEN SHING
Kamera. HUANG CHIEH . KUNG MU-TO
Schnitt. TING HUNG KUO . CHIANG HSING-LUNG
Darsteller. LO LIEH . TI LUNG . ALEXANDER FU SHENG . GORDON LIU CHIA-HUI u.a.

Review Datum. 2017-07-30
Erscheinungsdatum. 2013-03-15
Vertrieb. KOCH MEDIA

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . MANDARIN (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Koch Media lässt mit der zweiten SHAW BROTHERS COLLECTION erneut Fanherzen höher schlagen. Insgesamt fünf Filme, größtenteils aus den siebziger Jahren, befinden sich in der ausgesprochen edlen Verpackung. Die Filme selbst dürften alle Shaw Brothers-Fans rundum zufrieden stellen, sind doch durchaus Werke dabei, die zum Besten gehören, was die Studios im Laufe der Jahre produzierten.

ZHAO - DER UNBESIEGBARE aus dem Jahr 1972 war z.B. einer der ersten Shaw Brothers-Filme, die hierzulande im Kino liefen und kann mit Fug und Recht zugleich als einer der besten klassischen Kung Fu-Filme der frühen siebziger Jahre bezeichnet werden. Die Geschichte ist so austauschbar wie egal. Es geht um verfeindete Kampfsportschulen, eine tödliche Kung Fu-Technik und einen Wettkampf, der für den Gewinner und die beteiligte Schule Ruhm und Ehre verspricht. Bereits ein bis zwei Jahre später war diese Story-Konstellation, inklusive böser japanischer Antagonisten, altbekannt und wurde nur um Nuancen erweitert oder wahlweise mit stärkeren Rassismen auf die Spitze getrieben. 1972 war diese erzählerische Klammer allerdings fast noch Neuland. Erstaunlich ist, und hier kommt der Klassikerstatus ins Spiel, wie fokussiert die Story vorangetrieben und mitunter gar recht spannend erzählt wird. ZHAO - DER UNBESIEGBARE punktet zudem mit sehr einnehmenden Darstellern. Lo Lieh in der Hauptrolle war selten besser und überzeugt in einer seiner wenigen Heldenrollen mit erstaunlich souveränen schauspielerischen Leistungen und einer sehr starken Leinwandpräsenz. Auch die Kämpfe sind hervorragend choreographiert, gut getimt und gegen Ende hin streckenweise sogar recht deftig. Ein toller, zeitloser Film und ein absolutes Must see für all diejenigen, die sich für den rauen Charme der Kung Fu-Streifen aus den Anfangstagen der Easternwelle erwärmen können.

MARCO POLO - IM REICHE DES KUBLAI KHAN wurde inszeniert von Chang Cheh, der bekanntermaßen dutzende Filme für die Shaw Brothers drehte und bis in die achtziger Jahre hinein ausgesprochen produktiv blieb. Kultregisseur John Woo lernte außerdem sein Handwerk bei Cheh und ehrte ihn später mit einem eigenen Film (der gemeinhin unterschätze Gangsterstreifen JUST HEROES). MARCO POLO - IM REICHE DES KUBLAI KHAN bewegt sich qualitativ gesehen eher im Mittelfeld der zahlreichen Chang Cheh-Filme. Zur Story: Marco Polo (Richard Harrison, den Cheh ein weiteres Mal in AUFSTAND DER SHAOLIN verpflichtete) verschlägt es im dreizehnten Jahrhundert an den Hof des Despoten Kublai Khan. Dieser ist neben der allgemeinen Unterdrückung des chinesischen Volkes, vor allem damit beschäftigt Rebellen zu bekämpfen und mögliche Aufstände im Keim zu ersticken. Polo, eher an Handelsbeziehungen als an Politik interessiert, gewinnt schnell Khans Vertrauen, was dazu führt, dass er den Auftrag erhält zusammen mit den Killern des Hofes (u.a. der bei den Shaw Brothers als Stammfiesling eingesetzte Johnny Wang Lung Wai) in einer kleinen Provinz ein Rebellennest aufzuspüren. Die Zielpersonen (u.a. Alexander Fu Sheng) können allerdings entkommen. Bei mehreren Meistern nehmen die Rebellen ein eisenhartes Training auf sich, dass sie für den alles entscheidenden Kampf vorbereiten soll. Das ist auch bitter nötig, denn Kublais Schergen sind ihnen dicht auf den Fersen.

MARCO POLO - IM REICHE DES KUBLAI KHAN besticht insbesondere durch die phantastisch inszenierten Kämpfe, die in ein mitreißendes Finale gipfeln, dass sich gewaschen hat und einmal mehr verdeutlicht, wieso Cheh jahrelang die Nummer Eins der Shaw Brothers-Regisseure war. Zwischendurch gibt es leider ein paar Längen, was insbesondere die ausgedehnten Trainingssequenzen betrifft. Darüber hinaus ist die Rolle von Marco Polo ein wenig verschenkt, belässt Cheh die Figur doch sehr skizzenhaft und kaum greifbar für das Publikum. Dennoch: Für Fans bietet der Film ausreichend Kämpfe und das Finale tröstet definitiv über den einen oder anderen zähen Abschnitt hinweg. Ferner weiß die, im Jahr 1975 gedrehte, Produktion mit einem sehr spielfreudigen Cast zu gefallen. An erster Stelle sei diesbezüglich auf den jungenhaften Charme von Alexander Fu Sheng verwiesen. Seine Performance kann zwar nicht an seine denkwürdige Darstellung des naiven Kung Fu-Kämpfers in KARATO - SEIN HÄRTESTER SCHLAG anknüpfen, aber auch in MARCO POLO - IM REICHE DES KUBLAI KHAN leistet Fu Sheng solide Arbeit und ist seinen Kollegen in Punkto Charisma einen entscheidenden Schritt voraus. Hervorzuheben sind außerdem die sehr präsenten Bösewichter (neben Johnny Wang Lung Wai, darf Leung Ka Yan noch seine Skills zeigen), die bei Cheh, wie so oft, nicht als bloßes Beiwerk verkommen und dem Film klare Highlights bescheren.

DAS UNBESIEGBARE SCHWERT DES SHAOLIN aus dem Jahr 1977 ist eher bekannt unter dem englischen Titel THE SENTIMENTAL SWORDSMAN und geht auf das Konto von Chu Yuan. Neben Chang Cheh gehörte Yuan zu den meistbeschäftigen Regisseuren der Shaw Brothers. Yuan genießt zudem in Fankreisen vor allem für seine farbintensiven Bildkompositionen und seinen poetisch-verspielten Inszenierungsstil einen überaus guten Ruf.

Storytechnisch greift Yuan auf verschiedene Genremotive zurück und kombiniert diese in einem leicht unübersichtlich geratenen Krimiplot in Whodunit-Manier: Eine verschlafene chinesische Kleinstadt befindet sich in heller Aufregung. Mehrere Morde sorgen für Angst und Schrecken. Als der melancholische und dem Alkohol sehr zugeneigte Li Shin Huan, genannt "Meister der fliegenden Messer" (Ti Lung) nach langen Jahren der Abwesenheit in seine alte Heimatstadt zurückkehrt, wird er fälschlicherweise für den Mörder gehalten. Li setzt alles daran seine Unschuld zu beweisen, doch er muss erkennen das er Opfer einer Intrige geworden ist, an der mehrere Interessengruppen beteiligt sind.

DAS UNBESIEGBARE SCHWERT DES SHAOLIN ist ein typischer Chu Yuan-Film. Die mitunter fast schon märchenhaft anmutende Farbgebung und die melancholisch bis nihilistische Stimmung verleihen dem Wu Xia-Film eine ganz eigene Note, die zusammen mit den detailverliebten Kostümen und den surrealen Studio-Sets eine künstlerisch durchaus wertvolle Einheit bilden. Die Action ist wohldosiert und besteht fast ausschließlich aus famos inszenierten Schwertkämpfen, die im Gegensatz zu den Werken von Chang Cheh ohne großartiges Blutvergießen auskommen. Ein kleiner Wermutstropfen ist die nicht durchgängig treffsichere Dramaturgie des Films. Wie so oft bei Yuan, gibt es in DAS UNBESIEGBARE SCHWERT DES SHAOLIN zahlreiche falsche Fährten und ein munteres Verwirrspiel um Identitäten und Motive. Yuan gelingt es jedoch nicht immer diese befriedigend im Sinne der Filmdramaturgie aufzulösen. Viele vermeintliche Überraschungen wirken aufgesetzt und bremsen im schlimmsten Fall den Erzählfluss. Insgesamt sticht aber auch dieser Film aus der Masse der Shaw Brothers-Produktionen klar heraus. Yuans Wu Xia-Streifen glänzt mit erlesenen Dialogen, einem tollen Cast und teilweise wirklich traumhaften Bildern, die der Regisseur lediglich in seinem ungekrönten Meisterwerk CLANS OF INTRIGUE noch einen Tick besser hinbekam.

Der mit Abstand schwächste Film der Box ist DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS. Ein durchschnittlicher Kung Fu-Streifen, der mit einigen Längen zu kämpfen hat und selbst im Showdown nicht auftrumpfen kann. Ti Lung spielt darin einen Kung Fu-Lehrer der sich mit einem Verbrecherclan anlegt und dabei von seinem tollpatschigen Schüler (Wong Yu in einer Paraderolle) unterstützt wird. Sun Chung hat in seiner Laufbahn einige deutlich bessere Werke abgeliefert (z.B. den Klassiker DER SCHREI DES GELBEN ADLERS). Mit DIE TODESHAND DES GELBEN ADLERS ist ihm dagegen ein allerhöchstens mittelmäßiges Werk gelungen, das trotz eines gut aufgelegten Darstellerduos keine Begeisterungsstürme auslöst. Für Fans des Studios hält der Film aber noch genügend Fights parat und Chungs annehmbar Regie sorgen dafür, dass der Film insgesamt noch ganz gut über die Runden kommt.

DER TODESSPEER DES SHAOLIN, entstanden 1982, ist hingegen ein echter Hingucker. Eigentlich war Alexander Fu Sheng in einer tragenden Rolle vorgesehen, dieser verstarb allerdings während der Dreharbeiten, so dass Fu Sheng nur in den ersten Minuten des Films zu sehen ist. Die Hauptrolle übernahm stattdessen Gordon Liu Chia-Hui (DIE 36 KAMMERN DER SHAOLIN, KILL BILL 2). Unter der Regie von Liu Chia-Liang (aka. Lau Kar Leung) entstand ein mitreißendes Kung Fu-Epos, das auch heute noch begeistern kann und zu den besten Werken der Spätphase der Shaw Brothers zählt.

Gleich in den ersten Minuten wird der Zuschauer Zeuge, wie sechs der sieben Yang-Söhne von den Tartaren dahingemeuchelt werden. Lediglich zwei Brüder überleben. Während der eine tief traumatisiert in den Schoße der Familie zurückkehrt und sukzessive wahnsinnig wird, flieht der andere (Gordon Liu Chia-Hui) in ein Kloster und erlernt dort die hohe Kunst des Stockkampfes. Inneren Frieden findet der Yang-Sohn an diesem Ort natürlich nicht. Rache bleibt sein maßgeblicher Antrieb. In einer alten Herberge erhält er schließlich die Chance Vergeltung an den Mördern seiner Brüder zu nehmen.

DER TODESSPEER DES SHAOLIN, dessen englischer Titel 8 DIAGRAM POLE FIGHTER dann doch ein kleines bisschen schöner klingt, wurde zu einer Zeit (1982) gedreht als die fetten Jahre der Shaw Brothers schon vorbei waren. Umso erfreulicher ist das Ergebnis, denn speziell die letzten 20 Minuten sind für Martial arts-Fans pures Gold. Die Action-Choreographie ist dabei an Perfektion kaum zu überbieten und lässt wahrlich keine Wünsche offen. Rasant und mit einigen haarsträubenden Härten garniert zelebriert der Film seine Kämpfe als spektakuläres Bewegungskino, das es schafft sich bis zum finalen Schlag permanent zu steigern und dem Publikum kaum Zeit zum Luftholen lässt. Liu Chia-Liang solide Regie, die vor allem Hauptdarsteller Gordon Liu Chia-Hui sehr effektiv in Szene setzt, und die hervorragende Kameraarbeit wissen ebenso zu gefallen. Obwohl der Film speziell im ersten Drittel ein wenig holprig voreinschreitet überwiegt der positive Gesamteindruck. Ein Klassiker durch und durch und ein Film der die Entdeckung lohnt.

Auch die zweite SHAW BROTHERS COLLECTION kann somit überzeugen und macht Lust auf die Sichtung weiterer Shaw Brothers-Filme. Lohnenswerte Titel für kommende Collections gibt es auf jeden Fall mehr als genug. Koch Media ist es jedenfalls hoch anzurechnen die vorliegenden Filme einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Technisch gesehen ist die Box sowieso über alle Zweifel erhaben.

DVD.
Die Bild- und Tonqualität der Veröffentlichung ist äußerst vorbildlich. Hier wurde wirklich alles aus dem Ursprungsmaterial herausgeholt. Schon beachtlich wie gut die Filme teilweise aussehen und klingen. Glücklicherweise hat man sich zudem die Rechte an den alten, qualitativ sehr hochwertigen, Kinosynchronisationen gesichert und diese nicht mit einem 5.1. Upmix verschandelt. Lediglich für DER TODESSPEER DER SHAOLIN wurde eine neue (ganz akzeptable) Synchronfassung angefertigt, da dieser Titel im Rahmen der SHAW BROTHERS COLLECTION 2 seine Deutschlandpremiere feiert. Im Gegensatz zu früheren Fassungen liegen die Filme nun auch ungekürzt (jeweils mit Jugendfreigabe) vor. Dies ist besonders erfreulich, waren doch die alten VHS-Versionen mitunter arg verstümmelt und teilweise um mehrere Minuten geschnitten. Als Bonus gibt es diverse Extras (z.B. ein Featurette zum Tod von Alexander Fu Sheng) und eine Disc mit zahlreichen (deutschen) Shaw Brothers-Trailern. Für Fans auf jeden Fall eine nette Dreingabe. Für Shaw Brothers-Jünger ist die auf 2000 Exemplare limitierte Box insofern ein absoluter Pflichtkauf. Auch für Neueinsteiger, die mit dem Output der Produktionsfirma noch nicht allzu vertraut sind lohnt sich die Anschaffung, bietet die Kollektion doch einen guten Querschnitt aus den unterschiedlichen Phasen und filmischen Strömungen des Studios.








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