AFTER DARK Film TALK Facebook Twitter

das manifest¬  kontakt¬  impressum¬  verweise¬  übersicht¬ 
[   MEINUNGSMACHER  |   GEDRUCKTES IST TOT  |   KAPITELWAHL  |   UNENDLICHE TIEFEN
   MENSCHEN  |   GESPRÄCHE  |   FEGEFEUER DER EITELKEITEN  |   MIT BESTEN EMPFEHLUNGEN   ]
KAPITELWAHL

THE TASTE OF MONEY (Korea 2012)

von Florian Feick

Original Titel. DO-NUI MAT
Laufzeit in Minuten. 115

Regie. IM SANG-SOO
Drehbuch. IM SANG-SOO
Musik. KIM HONG-JIB
Kamera. KIM WOO-HYUNG
Schnitt. LEE EUN-SOO
Darsteller. KING KANG-WOO . YOON YEO-JEONG . KIM HYO-JIN . YUN-SHIK BAEK u.a.

Review Datum. 2014-04-10
Erscheinungsdatum. 2013-09-06
Vertrieb. KOCH MEDIA

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . KOREANISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Filme über die Außenseiter und Geächteten dieser Gesellschaft gab es bereits viele, doch nur wenige Werke befassen sich mit dem verhassten Einen Prozent, der wohlhabenden Oberschicht, die alles zu besitzen scheinen und sich dennoch immer wieder beklagen. In Im Sang-soos THE TASTE OF MONEY beobachten wir eine solche Familie dabei, wie sie sich immer weiter hinabziehen lässt, in einen Strudel aus Betrug und Gewalt.

Dabei beginnt Sang-soos nunmehr siebte Regie-Arbeit äußerst kryptisch: Wir sehen zwei elegant gekleideten Männern zu, wie sie in aller Seelenruhe große Geldbündel aus einem Safe entnehmen, sich selbst sogar ganz beiläufig und selbstverständlich die Taschen damit befüllen. Eben dieses Geld, mittlerweile sachgemäß in einem handelsüblichen Reise-Trolley verstaut, wird kurze Zeit später einem Mann übergeben, bei dem es sich - so zumindest die bescheidene Vermutung des Verfassers - um den lokalen Polizeipräsidenten handelt. Szenen und Handlungsabläufe wie dieser sind geradezu exemplarisch für THE TASTE OF MONEY. Ein westliches Publikum, das weder mit der asiatischen Wirtschaftselite noch mit Wirtschaft im Allgemeinen betraut ist, wird sich inmitten von unübersichtlichen Business-Meetings und verwirrenden Schauplatz-Wechseln schnell verloren fühlen.

Allerdings hat der Film aus dem Jahre 2012 noch etwas mehr zu bieten als trockenen Wirtschaftsthrill, denn unter diesem eher langweiligen Deckmantel erzählt der heute 51-Jährige von Geld und wie es die Menschen zu verändern vermag; selbst innerhalb der eigenen Familie. Wir lernen den Unternehmenspräsidenten und Vater der Familie, Yoon, kennen, der seine Frau einst nur des Geldes wegen heiratete und auch jetzt noch nur deswegen mit ihr zusammenbleibt. Trotz seines Präsidentenstatusses besitzt er keinerlei Mitspracherecht, er ist nur ein einfacher "Chairman" unter der Gewalt seiner herrischen Frau. Aus Mangel an Liebe betrügt er sie mehr als einmal mit anderen Frauen und verliebt sich schließlich in die Haushälterin, was später zur Eskalation der heiklen Situation führen wird.

Bemerkenswert ist, wie selbstverständlich der gebürtige Südkoreaner archetypische Familienstrukturen kurzerhand geschlechterspezifisch umkehrt und daraus seinen klimax-artigen Plot spinnt, der mit den Sehgewohnheiten und Erwartungen des Zuschauers spielt. Yoons Sekretär Young-jak, zum Beispiel, wird als Protagonist und klassische Aufsteiger-Figur eingeführt, der es vergönnt zu sein scheint, sich mit viel Fleiß ganz nach oben zu arbeiten, nur, um letztlich auf teilweise äußerst zynische Weise gar öfter als alle anderen zu scheitern.

In THE TASTE OF MONEY haben die Frauen zumeist das Sagen; sie sind selbstbestimmte Gönner und manipulative Wesen, die sich nehmen, was ihnen gefällt, während Männer hier eine bestimmt definierte passive Rolle einnehmen und klar das schwächere Geschlecht darstellen. Inmitten der eleganten, aber ausgesprochen kühlen Bildkompositionen kreiert Sang-soo eine emotional auffallend kühle Atmosphäre, welche akkurat die Gemütszustände der Charaktere widerspiegelt. Lediglich Yoon, der Vater, scheint die einzig normal denkende Person in dem dekadenten Haushalt zu sein; später wird er noch betonen, wie unwohl er sich immer Zuhause gefühlt habe.

Doch so erfrischend diese Geschichte durch ihre Geschlechterumkerung anfangs auch wirken mag, ist ihr Plot abgesehen von eben diesem Motiv leider nur bedingt innovativ. Die Handlung, die er um das unverständliche Wirtschaftsgerüst des Filmes herumwebt, ist bis auf ein paar überraschende Elemente in ihrem Verlauf nur allzu konventionell. Es bleibt ein Rätsel, warum er dieses letztlich schon beinahe uninspirierte Familiendrama noch unnötig mit komplizierten Finanzthematiken belastet, die den Zugang zum Werk erheblich erschweren. In stilvollen Bildern schauen wir den Schönen und Reichen bei der unaufhaltsamen Selbstzerstörung zu. Geld verändert etwas Grundlegendes in uns, erweckt das Tier. Wem das noch nicht klar gewesen ist, dem sei dieses verworrene Stück Wirtschaftschinesisch wärmstens empfohlen.

DVD.
Bild und Ton der DVD sind von ausgezeichneter Qualität und bestechen durch kräftige Kontraste und gute Schwarzwerte. Extras sind in ausreichender Quantität vorhanden (sogar ein 20-minütiges Making Of ist enthalten), sollten Filmfreunden ohne hohe Ansprüche also durchaus genügen.








Jetzt bestellen bei...




AFTER DARK Film TALK | Facebook | Twitter :: Datenschutzerklärung | Impressum :: version 1.20 »»» © 2004-2024 a.s.