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KAPITELWAHL

ROLAND EMMERICH COLLECTION (Deutschland 1985/1987/1990)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. ROLAND EMMERICH COLLECTION
Laufzeit in Minuten. 296

Regie. ROLAND EMMERICH
Drehbuch. diverse
Musik. diverse
Kamera. diverse
Schnitt. diverse
Darsteller. EVA KRYLL . TIM MCDANIEL . LISA EICHHORN . TAMMY SHIELDS . MICHAEL PARÉ u.a.

Review Datum. 2013-12-27
Erscheinungsdatum. 2013-09-06
Vertrieb. UNIVERSUM FILM

Bildformat. 1.85:1/2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Man kann über das filmische Schaffen von Abrissbirne Roland Emmerich denken, was immer man auch will, aber dass der Exil-Stuttgarter sich im Laufe seiner Karriere von Sindelfingen nach Hollywood gerumpelt hat kommt nicht von ungefähr - wie diese Kollektion seiner Frühwerke beweist. Schon zu Karriereanfang entpuppte sich der gewitzte Schwabe als ökonomischer US-Kopist: Allein schon wie hier mit durchaus beeindruckender Akribie die Bildsprache des amerikanischen 80er-Kinos übernommen wird, verleiht der Sammlung einen eigentümlichen Reiz, amerikanischer sah deutsches Kino selten aus. Dazu kommt, dass Emmerichs später zum Erfolgsfaktor Nummer eins kultivierter Hang zum Budenzauber hier schon durchschimmert: Die Effekte nehmen einen prominenten Platz ein und können sich mehr oder weniger durch die Bank auch heute noch sehen lassen, wirken im Endeffekt sogar charmanter als spätere CGI-Exzesse. Ein handgemachter Monsterhamburger hat durchaus seinen Reiz, es muss nicht immer gleich die ganze Welt kaputtgemacht werden.

Die Filme im Einzelnen: JOEY (1985) ist ein bisschen das missing link zwischen E.T. - DER AUSSERIRDISCHE (1982) und CHUCKY - DIE MÖRDERPUPPE (1988), von Weitem winkt der POLTERGEIST (1982). Der Neunjährige Joey (von Joshua Morrell mit angenehmem Hang zur arroganten Kotzbrockigkeit gespielt, Karriere war danach beendet) leidet unter dem Tod seines Vaters und unter dem rabiaten Mobbing seiner Mitschüler, die mit ihren eigenwilligen Trauerbewältigungsmethoden den Abschiedsschmerz nicht gerade erleichtern. Doch eines Tages klingelt urplötzlich das rote Spielzeugtelefon, Daddy ist dran und Joey hat plötzlich Superkräfte. Doch was will die fiese, zum Leben erwachte Gruselpuppe aus dem staubigen Nachbarhaus? Das weiß ich leider auch nicht, aber Spaß hat mir der kurzweilige, total unentschlossene Mix aus Kinder- und Gruselfilm durchaus gemacht, was vor allem daran liegt, dass Emmerich in einer Szene Ernie aus der SESAMSTRASSE durch die Gegend fliegen lässt. Wer kann da schon Nein sagen?
HOLLYWOOD-MONSTER setzt ebenfalls auf eine verquere Mischung aus Grusel- und Kinderfilm, ist aber weitaus glatter als JOEY, zudem kommt Emmerich hier ein aufgeblasenes Drehbuch in die Quere: Die potentiell nicht uninteressante Geschichte um zwei grandios unsympathische Jugendliche (Tim McDaniel, Karriere war ein Jahr später beendet, und Jason Lively, der davor immerhin HILFE, DIE AMIS KOMMEN und Fred Dekkers unsterblichem Evergreen DIE NACHT DER CREEPS drehte und 1992 mit dem PM- Entertainment-Pflichtitel MAXIMUM FORCE Goodbye sagte), die zusammen mit einem Yoda-Verschnitt auf Schatzsuche gehen, trantütet viel zu lange 107 Minuten arg vor sich hin, auch wird der vom Regisseur heißgeliebte Hokuspokus überwiegend auf das letzte Viertel verlagert, ist dann aber nicht unsympathisch, da hier urplötzlich auch eine gewisse Dynamik auf formaler Ebene ins Spiel kommt.
MOON 44 demonstriert erneut eindringlich, was Emmerichs Problem ist und wohl auch immer sein wird: Das, was einst in einer ausgedienten Panzerfabrik im Schwobaländle an Effekten und Kulissen zusammengezimmert wurde, kann sich auch heute noch durchaus sehen lassen, man wundert sich wenig, dass es direkt danach in Hollywood mit UNIVERSAL SOLDIER weiterging. Allerdings fällt alles, was darüber hinausgeht, einmal mehr extrem holprig aus. Das dünne, aus diversen Versatzstücken zusammengeklaubte, Geschichtchen (die Menschheit versucht der Rohstoffknappheit durch Raubbau auf diversen Monden Herr zu werden, auf "Moon 44" verschwinden allerdings auf unerklärliche Weise Erztransporter, ein Super-duper-Special-Geheimagent soll die Sache aufklären) krabbelt nur mühselig über die 90min-Marke. Da Malcolm McDowell den Chef der Raumstation spielt, ist von Anfang an klar, wer der Übeltäter ist und der Rest entpuppt sich als Rumgeier zwischen Knastfilm (inkl. böser Überraschung im Duschraum) und Weltraumaction (inkl. böser Enttäuschung da überwiegend am Ende) - wenig hilfreich ist auch der spätere Uwe Boll-Intimus Michael Paré, der trotz Hauptrolle dank akuter Blassheit regelrecht im Film verschwindet, im Gedächtnis bleibt da schon eher der routinierte Schlagtot Brian Thompson (DIE CITY-COBRA) und der drollige Umstand, dass ein großer, blondierter, homosexueller Strafgefangener doch tatsächlich Scooter heißt!

Fazit:
Man kann Emmerich kaum vorwerfen, dass er sich nicht während seiner kompletten Karriere durch und durch treu geblieben ist. Sicher, die Budgets sind gestiegen, aber der deutsche Spielberg ist in erster Linie ein begabter Techniker, ein Regisseur mit kaltem oder zumindest reichlich altmodischem Blick auf das Medium Film. Ein Filmemacher, dessen Werke im Grunde nichts anders sind, als erneuerte Versionen der Schaubuden und Panoptiken aus den Anfangstagen des Kinos. Das ist durchaus legitim, allerdings hat sich mittlerweile eine Menge getan.

DVD.
Das "Remastered"-Siegel hat sich die Sammlung auf jeden Fall verdient, die Bildqualität ist top notch; klare, kräftige Farben und knackscharf, ohne allerdings - wie oft dieser Tage - überzüchtet zu wirken. Der Ton kommt im einfachen, aber einwandfreien Dolby 2.0 daher, einen Upmix hat man sich gespart, aber mal ehrlich: Braucht auch niemand.

Es gibt genau drei Extras: Die US-Fassung von JOEY (leider mäßige Qualität) bringt einen Tick mehr überflüssigen Sinn in die Handlung und enttäuscht durch ein anderes, deutlich lahmeres Ende, wartet aber mit einem nicht uninteressanten Alternativ-Soundtrack auf. Die US-Fassung von HOLLYWOOD MONSTER (Bildqualität ebenfalls nur mäßig) ist zwar einerseits leicht zensiert (Flüche, Rauchen, Kraftausdrücke), erleichtet den Film anderseits um rund 20 größtenteils überflüssige Minuten, was sich absolut positiv bemerkbar macht. Tatsächlich mal eine Zweitfassung, die sich lohnt.
Last but not least findet sich noch die 45minütige Dokumentation "Roland Emmerich - eine Hollywood-Karriere" von 1998: Der Infogehalt hält sich - auch aufgrund des hohen Alters - zwar in Grenzen, aber das Behind-the-Scenes-Material ist nicht uninteressant, Emmerich symphatisch und es wird deutlich, das Will Smith schon damals eine roboterhafte Blubberbacke war.

Etwas schade ist, dass man nicht noch die ganz frühen Werke (DAS ARCHE NOAH PRINZIP, FRANZMANN, WILDE WITWE) beigepackt hat.








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