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KAPITELWAHL

LA DOLCE VITA (Italien 1960)

von Florian Lieb

Original Titel. LA DOLCE VITA
Laufzeit in Minuten. 175

Regie. FEDERICO FELLINI
Drehbuch. FEDERICO FELLINI
Musik. NINO ROTA
Kamera. OTELLO MARTELLI
Schnitt. LEO CATTOZZO
Darsteller. MARCELLO MASTROIANNI . ANOUK AIMÉE . YVONNE FURNEAUX . ANITA EKBERG u.a.

Review Datum. 2013-10-26
Erscheinungsdatum. 2013-02-22
Vertrieb. UNIVERSUM FILM

Bildformat. 2.35:1 (1080p)
Tonformat. DEUTSCH (DTS-HD 2.0) . ITALIENISCH (DTS-HD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. B

FILM.
Mahatma Gandhi glaubte an gleiches Recht für alle - "außer für Reporter und Fotografen". Und im August 2013 bemühten sich die Hollywood-Schauspielerinnen Halle Berry und Jennifer Garner um einen neuen Gesetzesentwurf zum Schutz ihrer Kinder vor Paparazzi. Für Stars und Sternchen ist die mit Kameras ausgestattete Meute vor ihren Häusern und an ihren Fersen ein Leid - dabei wären sie keine Stars und Sternchen ohne jene Meute. Den Begriff des "Paparazzo" machte wiederum Federico Fellinis Meisterwerk LA DOLCE VITA bekannt, ebenso wie seinen Regisseur und seine Darsteller Marcello Mastroianni und Anouk Aimée. Fellinis Satire in sieben Episoden über Roms High Society und die Boulevardlandschaft stellt das Magnum Opus im Werk des italienischen Auteurs dar.

Im Mittelpunkt steht Mastroiannis Klatschreporter Marcello, der sein Dasein auf der Via Vittorio Veneto fristet und nach dem hiesigen Adel sowie Stars Ausschau hält. "Sowas schimpft sich Journalist", muss sich Marcello relativ früh gefallen lassen als er einem Prominenten nachstellt. Seit Jahren schiebt er seinen ersten Roman vor sich hin, frühere Ambitionen wichen der Furcht, sich in ihnen zu verlieren. Dabei kann Marcello "klar, leidenschaftlich, überzeugend" schreiben, wie ihm sein geschätzter Freund Steiner attestiert. Doch Marcellos Furcht ist größer und so bleibt er ein Verlorener in der Glitzerwelt seiner Klatschobjekte. "The greatest is to burn and not to freeze", sinniert später die US-amerikanische Künstlerin Iris bei einer Zusammenkunft von Adel und Prominenz.

Marcello ist ein Großstadttiger in Rom. Die Stadt sei "eine Art Dschungel, schwül und schön", sagt der Reporter, während ihr die Erbin Maddalena (Anouk Aimée) einfach nur entfliehen will. Sie ist eine trostlose Gestalt, nicht minder verloren als Marcello - nur ohne dessen Laissez-faire. "Wissen Sie, was Ihr Unglück ist? Sie haben zu viel Geld", mutmaßt Marcello bei ihrem Treffen zu Beginn. "Ihr Unglück ist, dass Sie zu wenig haben", entgegnet Maddalena lässig. In der Tat zeigen die sieben Episoden Marcellos Intention, Teil jener High Society zu sein, zu der er nur peripher als Beobachter Zugang erhält. Sowohl für Maddalena als auch für das wandelnde Marilyn-Monroe-Zitat von Anita Ekbergs "Sylvia" ist Marcello im Grunde ein Unsichtbarer - schlicht ein weiterer Bewunderer.

Dennoch steht der Wunsch nach Beachtung im Mittelpunkt für die Figuren. Die beiden Kinder der Marienerscheinung lügen eine Wundergeschichte zusammen, um die Presse anzulocken, Marcellos Verlobte Emma sehnt sich nach dessen Aufmerksamkeit und selbst Marcellos Vater überstrapaziert sich, um die Nachtclubtänzerin Fanny zu beeindrucken. Auf gekonnte und humorvolle Weise zieht Fellini den Medienwahnsinn durch den Kakao, angefangen mit Jesus, der eingangs ikonisierend eingeflogen wird. Doch die Welt der Schönen und Reichen hält kein Happy End bereit. Marcellos Vater flüchtet nach leichten Herzproblemen, Sylvia verstreitet sich mit ihrem Verlobten, Maddalena tröstet sich mit einem weiteren Geliebten, Emma schwankt zwischen Suizid und Wertschätzung, bei Steiner ist es hierfür gar zu spät und dies führt zu Marcellos völliger Selbstaufgabe gegen Ende des Films.

Das süße Leben in LA DOLCE VITA ist somit zynisch konnotiert - wie passend, dass Marcello schlussendlich erreicht, was er wollte. Er ist in der finalen Party nicht mehr nur Berichterstatter, nicht nur Teil des Ganzen, sondern Antreiber. Wenn er Paola am Strand nicht wiedererkennt, ist dies ein Sinnbild seines alten Lebens, das der Reporter hinter sich gelassen und dafür die Gleichheit mit der narzisstischen Welt der Hautevolee erreicht hat.

BLU-RAY.
Wie aufwendig der Film in 4K restauriert wurde, berichtet eine Texttafel zu Beginn. All die Arbeit hat sich aber gelohnt, sah LA DOLCE VITA doch nie besser aus. Angesichts des Alters von über 50 Jahren ist die Schärfe- und Detailzeichnung grandios. Der Mono-Ton kann da zwar nicht vollends mithalten, ist aber durchweg gut verständlich. Auf Extras muss man bei dieser Studiocanal-Veröffentlichung dagegen verzichten.








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