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KAPITELWAHL

QUINTETT (USA 1979)

von Hasko Baumann

Original Titel. QUINTET
Laufzeit in Minuten. 92

Regie. ROBERT ALTMAN
Drehbuch. ROBERT ALTMAN . PATRICIA RESNICK
Musik. TOM PIERSON
Kamera. JEAN BOFFETY
Schnitt. DENNIS HILL
Darsteller. PAUL NEWMAN . FERNANDO REY . VITTORIO GASSMAN . BIBI ANDERSSON u.a.

Review Datum. 2013-07-11
Erscheinungsdatum. 2012-03-08
Vertrieb. EUROVIDEO

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Patrick McGilligans kritische Robert Altman-Biografie "Jumping Off The Cliff" beschäftigt sich eingehend mit der Arroganz, die der erfolgsverwöhnte Regisseur Ende der 70er an den Tag zu legen begann. Altman glaubte, schon seine reine kreative Kraft würde ausreichen, dem Formlosen Form zu verleihen - was dazu führte, daß er sich bereits mit neuen, halbrealisierten Projekten beschäftigte, während ihm die vorangegangenen noch Ärger bereiteten. So kamen wenig zufriedenstellende Filme wie HEALTH, A PERFECT COUPLE und POPEYE zustande, insbesondere aber sein Ausflug ins Science Fiction-Genre, QUINTETT. Ein Film, den niemand liebt und den der an sich durchaus gnädige Oliver Nöding kürzlich in seiner Rezension noch als einen der schlechtesten Filme aller Zeiten bezeichnete.

Tatsächlich erzählt Altman hier rücksichtslos an den Bedürfnissen des Zuschauers vorbei. Paul Newman wandert als Robbenjäger Essex durch eine nicht näher bezeichnete postapokalyptische Schneewelt, an seiner Seite seine junge, schwangere Frau (Brigitte Fossey), die immer noch an ein besseres Dasein glauben will. Aber die Stadt, die sie schließlich aufsuchen, ist ein klaustrophobisches Gewusel trauriger Überlebender, von denen einige wie besessen das Würfelspiel "Quintett" betreiben. Bald muß Essex begreifen, daß eine Gruppe von Menschen eine Todesliste aus dem Spiel gemacht hat und den Sinn des Lebens im Nervenkitzel drohender Mordanschläge sucht. Weil da sonst einfach nichts mehr ist, wofür es sich zu leben lohnt.

Eine namhafte, interessante Besetzung (neben Paul Newman noch Fernando Rey, Vittorio Gassman, Bibi Andersson) muß sich unter mittelalterlichen Wämsen verstecken, die die Zukunft wie einen venezianischen Winterball aussehen lassen. Ihr Spiel ist betont umemotional und damit so kalt wie die Schneewehen, unter denen diese klaustrophobische Überlebenshölle begraben liegt (gedreht übrigens in den grandiosen Bauten für die Expo 67 auf den teils künstlichen Inseln in Montreal, was den Futurismus gleichzeitig gestrig aussehen lässt). Zu allem Überfluss hatte Altman die Idee, den Bildrand wie Milchglas zum unscharfen Rahmen zu machen, was nur bedingt unwirklichen, meistens eher irritierenden Effekt mit sich bringt. Kein Wunder, daß dieser so betont unzugängliche Film die wenigen Menschen, die ihn gesehen haben, vor allem gelangweilt hat.

Es ist durchaus eine Aufgabe, sich auf QUINTETT einzulassen, das ist sicher, aber wenn man das schafft, zieht der Film einen tief in sich hinab, in seine Hoffnungslosigkeit und sein vermeintlich parabelhaftes Nachdenken über das Rudimentäre im Menschlichen. Das konstante Gefühl von Angst und Abartigkeit wird exzellent unterstrichen von der dissonanten, vielschichtigen Musik von Tom Pierson, dessen einziger Soundtrack-Credit dies übrigens - bezeichnenderweise? - ist. Paul Newman lässt als Essex alle Hoffnung fahren und gibt eine stoische Performance, die nicht um die Zuneigung des Zuschauers buhlt und gerade deshalb um so kraftvoller ist. Am Ende dieses hoffnungslosen Zukunftsdramas steht der sichere Tod, der sich im Grunde als einzige Konstante durch eine verendete Gesellschaft pflügt. QUINTETT bleibt noch lange im Kopf.

DVD.
Tolle Veröffentlichung von EuroVideo, die gut aussieht und angemessen klingt. Die deutsche Synchro ist herausragend, nicht zuletzt auch deshalb, weil man bei G.G. Hoffmann generell versucht ist, zur deutschen Fassung zu greifen. Allerdings hat man zum Beispiel bei Vittorio Gassmans Monolog auf den Halleffekt des Originals verzichtet, was dem Vortrag die Atmosphäre nimmt. Als Extra gibt es den grossartigen alten Trailer, der ausschließlich aus Extremzeitlupen fallender Würfel und nur sehr wenigen Ausschnitten besteht und extrem große Lust auf den Film macht.








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