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FILM.
Es ist das alte moralische Dilemma: Man findet zufällig Geld und die Frage kommt auf - was damit machen? Meldet man es oder behält man es? Eine Charakterfrage, der sich auch die Protagonisten in Sam Raimis EIN EINFACHER PLAN stellen müssen, als sie im verschneiten Wald ein abgestürztes Flugzeug inklusive 4,4 Millionen Dollar an Bord finden. Während der aufrechte und designierte Familienvater Hank (Bill Paxton), den Absturz und das Geld den Behörden melden will, votiert White Trash-Vertreter Lou (Brent Briscoe) dafür, es zu behalten. Wider Willen lässt sich Hank von Lou sowie seinem unterbelichteten Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) dazu überreden, die Millionen einzusacken. Doch die Konsequenzen seiner Entscheidung holen ihn bereits wenige Stunden darauf ein.
Einen guten Job, eine hübsche, schwangere Frau und Freunde - "I had all that", erzählt uns Hank zu Beginn. "I was a happy man." Aber einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht ins Maul oder wie es Jacob eher schlecht als recht formuliert: "If it's broken, don't fix it". Das moralische Dilemma wird in Raimis Film erst zu einem solchen, als es von der Theorie in die Praxis wechselt. So erklärt sich, warum Hanks Gattin Sarah (Bridget Fonda) auf dessen Frage, ob sie Geld, das keiner vermisst, behalten würde, mit "nein" antwortet. Es sei schließlich Diebstahl. Als der Göttergatte die Bündel allerdings über dem Esstisch ausbreitet, ändert sich ihre Meinung und infolgedessen ihr Charakter unweigerlich. Nach und nach wird das gutherzige Frauchen zur nicht zu unterschätzenden Femme fatale.
Sie schickt Hank am nächsten Tag nochmals zum Flugzeug, um den Verdacht abzulenken. Was folgt, ist die erste von vielen Leichen, die aus einem einfachen Plan eine komplexe Angelegenheit machen. Die Gier der Figuren im Angesicht des Reichtums bringt das Negative in ihnen zum Vorschein und lässt sie fortan einen Pfad beschreiten, der immer dunkler wird. Raimi inszeniert diesen menschlichen Verfall relativ schnörkellos, unterbrochen von vielen charakterlichen Psychospielen und einigen eruptiven Gewaltexzessen im zweiten und dritten Akt. Was in EIN EINFACHER PLAN so simpel erdacht wurde, folgt vielmehr Murphys Gesetz. Was schief gehen kann, geht hier auch schief und aus dem glücklichen Hank, der alles besaß, muss eine verlorene Figur werden.
Formal gesehen kann der Film dabei überzeugen, erscheinen die Figuren, allen voran Billy Bob Thorntons mental langsamer Träumer und Bill Paxtons average Joe, ebenso überzeugend wie das winterliche Setting. Da Raimi jedoch weitestgehend den Genre-Regeln des Film noir folgt, wird die Spannung nur bedingt aufrecht erhalten. Zu vorhersehbar ist die Entwicklung des Films und der Figuren, deren Ende fast schon shakespearesche Ausmaße annimmt. Als kompakter 90-Minüter wäre der Geschichte zudem womöglich besser gedient gewesen als sie auf zwei Stunden auszuwälzen, zieht sich das Ganze so doch streckenweise mehr als nötig war. Dennoch kann EIN EINFACHER PLAN als eine gelungene Fingerübung von Raimi im Krimi-Fach erachtet werden.
BLU-RAY.
Das Bild der Blu-Ray ist im Vergleich zu Musterbeispielen eher unterdurchschnittlich, da teils grobkörnig und gelegentlich mit Schmutzpartikeln versehen, kann sich jedoch in den Szenen mit Schneelandschaft auszeichnen. Der Ton fällt zwar etwas frontlastig aus, aber alle Dialoge sind gut verständlich und die Zurückgenommenheit passt an sich zum Film. Als Extras gibt es imposante fünf Minuten Interviews mit Raimi, Paxton, Fonda und Thornton – also umgerechnet rund 75 Sekunden von jedem. Das war’s dann schon.
Bei der Sprachfassung empfiehlt sich der englische Originalton. Zwar wurde Fonda bereits 1998 von Petra Barthel synchronisiert und Gudo Hoegel als Thorntons Stimme geht in Ordnung, allerdings will Jörg Hengstler nicht recht zu Paxton passen. Am ehesten hätte man auf Stefan Fredrich zurückgreifen sollen, aber dafür ist es zu spät.
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