FILM.
Das einzig Gute an VILLA CAPTIVE ist die kurze Laufzeit. Nach schlanken 78 Minuten (inklusive Abspann) ist Schluss und der Zuschauer wird erlöst. Bis dahin muss man sich allerdings mit stinklangweiligen Figuren, einer nur in Grundzügen vorhandenen Handlung und äußerst dürftigen Schauspielversuchen herumplagen. Ein wirklich ärgerliches Stück Film, dass aufgrund der reißerischen Machart und einigen herben Gewalteinschüben aber wahrscheinlich dennoch irgendwie sein Publikum finden wird.
Angeödet vom Business und ausgebrannt vom schnellen Leben auf der Überholspur möchte das französische Erotik-Scarlet Lucy Lust (Liza Del Sierra) im sonnigen Florida einen Neuanfang wagen. Ihr Einzug in eine noble Villa in Miami bleibt jedoch nicht unbemerkt. Der schüchterne Nachbarsjunge Jeremia scheint zwar harmlos und ist Lucy gleich sympathisch, seine Bekannten (mehrere Kleinkriminelle) wirken aber weniger vertrauenswürdig. Nach einem gemeinsamen Abendessen werden Lucy und Jeremia von der Gruppe überwältigt und in der Villa gefangen gehalten. Als die ersten Versuche Geld von Lucys Konto abzuheben scheitern droht die Situation zu eskalieren. Die Stimmung heizt sich zunehmend auf und die Kriminellen scheinen es neben Lucys Geld ebenfalls auf sie selbst abgesehen zu haben. Lucy ist jedoch nicht gewillt zum Opfer zu werden und auch Jeremia entdeckt eine unbekannte Seite an sich.
Was sofort ins Auge sticht ist der Billiglook, der VILLA CAPTIVE gleich einen ziemlich aufdringlichen Schmuddelanstrich verpasst. Woran das liegt ist offenkundig: Miese Kameraarbeit, schlecht ausgeleuchtete Sets, ein holpriger Schnitt und ein billiger Score sorgen dafür, dass der Film streckenweise wie eine Amateurproduktion wirkt. Auf formaler Ebene also schon einmal ein furchtbarer Griff ins Klo, der eigentlich nur noch durch die gnadenlos überforderten Darsteller getoppt wird. Ob es tatsächlich so etwas wie ein Drehbuch gab, erschließt sich ebenfalls nicht so richtig. Die Dialoge sind jedenfalls zum Davonlaufen.
Aufmerksame Leser dieser Zeilen haben bei der (Handlungs)angabe sicherlich gemerkt welche Horrorschocker der vergangenen Jahre bei VILLA CAPTIVE Pate standen. Die Vorbilder, zu denen auch der angeblich wegweisende LAST HOUSE ON THE LEFT gezählt werden kann, werden jedenfalls recht augenscheinlich in Punkto Figuren, Dramaturgie und Geschlechterrollen zitiert ohne allerdings dabei einen Hauch von Eigenständigkeit zu bewahren. Die unmotiviert eingeschobenen Gewaltmomente verfehlen zwar nicht ihre Wirkung und dürften einige Zuschauer durchaus verstören, verdeutlichen dabei aber gleichzeitig wie lieblos Regisseur Emmanuel Silvestre versucht sein Publikum mit billigsten Mitteln zu bedienen.
VILLA CAPTIVE ist eine genauere Betrachtung aber strenggenommen gar nicht wert. Auch weiterhin gilt Frankreich als Garant für kompromisslos harte, sehr wirkungsvoll umgesetzte und dabei formal über jeden Zweifel erhabene Genrefilme. Wenn jedoch weiter dermaßen missglückte Z-Filme wie VILLA CAPTIVE als Frankreich-Import verkauft werden, dürfte es mit dem guten Ruf aber bald vorbei sein.
DVD.
Sauberes Bild, ordentlicher Ton und eine ganz akzeptable Synchronisation. Technisch gesehen ist die DVD solide und zudem ungekürzt (trotz FSK 16!), die KJ Freigabe bezieht sich wohl wie so oft auf die Trailer und/oder das Bonusmaterial).
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