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KAPITELWAHL

GANDU - WICHSER (Indien 2010)

von Björn Lahrmann

Original Titel. GANDU
Laufzeit in Minuten. 82

Regie. Q
Drehbuch. Q
Musik. FIVE LITTLE INDIANS
Kamera. Q
Schnitt. Q . MANAS MITTAL . SUROJIT SEN
Darsteller. ANUBRATA . JOYRAJ . RII . KAMALIKA BANERJEE u.a.

Review Datum. 2013-03-12
Erscheinungsdatum. 2012-02-24
Vertrieb. BILDSTÖRUNG

Bildformat. 2:35:1 (anamorph)
Tonformat. BENGALISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Wer hätte das gedacht: Gandhi war bloß einen Vokal vom Wichser entfernt. Das nämlich bedeutet "Gandu", zuzüglich einer ganzen Reihe weiterer Allzweckinvektive: Loser, Blödmann, Arschloch (Gandhi = Urschloch?). Sowas sagt man nicht, zumal nicht im indischen Kino, wo GANDU prompt mit einem Vorführungsverbot belegt wurde - wenn auch offiziell aus Gründen, die hierzulande nicht minder zensurwürdig gewesen wären: Hardcoreeinsprengsel mit Erektionsschwerpunkt in Playboyfarben! Der Rest ist aschgrauweiß, mit kleiner, hochauflösender Digicam gefilmt in den Slums von Kalkutta, hat aber mit Arte-Povera-Dokumentarismus nichts zu tun: Als Titelheld wetzt und wichst und rappt und tript sich ein gewisser Anubrata manisch den Frust aus dem subalternen Teenagerleib, während Regisseur Q sich mittels allerlei Tricks aus Werner Herzogs Guerilla-Handbuch redlich Mühe gibt, inszenatorisch mitzuhalten.

Ein Film, der tut, was er nicht darf, der sich traut, was sich vorher in seinem Kulturkreis noch keiner getraut hat: Reicht das? So manch beeindruckter Kritikerstimme nach zu urteilen: Ja - aber eben nur relativ, im spezifischen Anti-Verhältnis zu Bollywood, in das GANDU sich, kackfrech und stolz drauf, setzt: Underground-Cartoon statt Bonbonurbanität, Siff und Müll statt Rauschgoldornamentik, ziellose Mini-Improvisationen statt formelhaftem Maximelodram. Wem dieser Kontext fehlt (oder legitimerweise wurscht ist), wohnt 80 enervierende Minuten einer Mutprobe für Indien-Insider bei, deren wuselige edginess - Kacke in Nahaufnahme! Skype-Sex! Splitscreendurcheinander! - im Weltkinonischenbereich mittlerweile als methusalemisch alter Hut mit Bart und langen Zähnen gelten muss. Bei aller bemühten Punk-Attitüde findet Q selten Bilder, die nicht anderswo schon zum Indie-Klischee erstarrt sind: Wild brutzelndes Pfannenfett akzentuiert emotionalen Aufruhr, zum Drogenrausch tanzen überblendete Frauen in Ritusmasken. Und die Musik erst: wäre gern "roh" und "wütend" - klingt wie die Red Hot Chili Peppers. So landet der ästhetische Befreiungsschlag letztlich doch wieder bei MTV.

DVD.
Erwartbar hochwertige Edition mit klugen, enthusiastischen Begleittexten von Jochen Werner und Martin Gobbin. Extras: Impressionen vom Dreh und der Berlinale-Premiere, Musikvideos und Trailer - allesamt ähnlich hitzköpfig zusammengeschnitten wie der Film selbst.








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