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KAPITELWAHL

DIE TOTENGRUFT DES DR. JEKYLL (USA 1957)

von Rajko Burchardt

Original Titel. DAUGHTER OF DR. JEKYLL
Laufzeit in Minuten. 67

Regie. EDGAR G. ULMER
Drehbuch. JACK POLLEXFEN
Musik. MELVYN LENARD
Kamera. JOHN F. WARREN
Schnitt. HOLBROOK N. TODD
Darsteller. GLORIA TALBOTT . JOHN AGAR . ARTHUR SHIELDS . JOHN DIERKES u.a.

Review Datum. 2013-01-27
Erscheinungsdatum. 2012-08-24
Vertrieb. ANOLIS

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Nebelschwaden, Schreckenskammern, Monsterverwandlungen: Die Anolis-Serie "Rückkehr der Galerie des Grauens" geht mit dem "Non-Classic" (Zitat Joe Dante) DIE TOTENGRUFT DES DR. JEKYLL in ihre siebte Runde. Der für seine bewegte Karriere, handwerkliche Effizienz und qualitativ beispiellos schwankenden Regiearbeiten berühmte Österreicher Edgar G. Ulmer hat diese Quasi-Billigversion des Universal-Semiklassikers DIE WERWÖLFIN VON LONDON nach seiner (Glanz-)Zeit bei PRC für die Nachfolge-Produktionsfirma von Monogram Pictures heruntergekurbelt. Von einer bestimmten cinephilen Klientel wird Ulmer heute auch deshalb hochgeschätzt, weil er selbst unter schwierigsten Bedingungen für wenig Geld und in kürzester Zeit imstande war, herausragende Filme wie das Noir-Melodram UMLEITUNG zu drehen und ihnen seine frühe Handschrift als expressionistischer Szenenbildner deutlich anmerken zu lassen.

Insofern überrascht ein Totalversagen wie DIE TOTENGRUFT DES DR. JEKYLL, das gleichzeitig auch einmal mehr demonstriert, warum vergessene Titel populärer Filmemacher vielleicht auch aus gutem Grund vergessen sind. Im Package, das der Ruf aller Beteiligten und nicht zuletzt die schöne Aufmachung ehrwürdiger Verleiher wie Anolis diesen Filmen verleiht, liegt gewiss ein bestimmter Reiz, doch nicht selten ist der Inhalt überhaupt zu ertragen. Die Stillosigkeit, mit der Ulmer das vorliegende verquaste Derivat klassischer Horrorikonen vom Jekyll/Hyde-, Werwolf- und Vampirmythos wegfilmt, kann gerade das Genreherz dann nur umso mehr maßlos enttäuschen.

Der Film jedenfalls ist eine entsetzliche Schlaftablette, grauenvoll geschwätzig, frei von Höhepunkten oder nennenswerten Gestaltungseinfällen. Vernebelte Außenaufnahmen, die auch durch die offensichtlichen Miniaturen keinen Charme entwickeln wollen, wechseln sich mit überbeleuchtetem Ministudiobühnen-Theater ab, in dem Schauspielgrößen wie John Agar lustlos ihren Text aufsagend umhertrampeln. Die muntere Variation von Genremythen bleibt nur behauptet (dass Dr. Jekyll ein Werwolf gewesen sein soll, ist so uninteressant ja nicht), der Ausgang der sich zu allem Überdruss immer wieder selbst erklärenden Geschichte hingegen wird schon in der Vorspannsequenz offen gelegt. Selbst in den wenigen annähernd hübschen Momenten, die das vorwiegend frontal gefilmte Geplapper ein wenig aufbrechen, gelingt es Ulmer nicht, das dröge Billig-Setting durch visuelle Schauwerte oder sein einst noch verlässliches Gespür für harte Schatten (DIE SCHWARZE KATZE!) zu veredeln.

In den letzten Minuten des trotz nur gut einstündiger Laufzeit quälend langen Films schimmern dann zumindest partiell einige Obskuritäten durch das Nebelschwaden-Dickicht, aber auch das nicht unbedingt auf die interessante Art. DIE TOTENGRUFT DES DR. JEKYLL oder: Wenn Edgar G. Ulmer dem totalen Dilettantismus frönt.

DVD.
Wie nicht anders zu erwarten hat Anolis in die Veröffentlichung des Films viel Liebe gesteckt. Akzeptables anamorphes Bild, gut verständlicher Synchron- und Originalton. Die optional anwählbare deutsche Alternativfassung besticht durch eine eigens gedrehte Rahmenhandlung (keine unübliche Praxis seinerzeit), die erwartungsgemäß so kurios wie blöd ist. Der (erfreulicherweise Deutsch untertitelte) exklusive Audiokommentar mit Mick Garris und Ivo Scheloske allein ist fast das Geld der DVD wert - fachkundig und angenehm geschmäcklerisch wird mitunter auch hier der Enttäuschung über den Film Luft gemacht. Trailer und Booklet runden eine Veröffentlichung ab, an der es, vom Film abgesehen, nun wirklich nichts auszusetzen gibt.








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