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KAPITELWAHL

NEVERLOST (Kanada 2010)

von André Becker

Original Titel. NEVERLOST
Laufzeit in Minuten. 92

Regie. CHAD ARCHIBALD
Drehbuch. CHAD ARCHIBALD
Musik. BRAD FERRINGO
Kamera. MARTIN BUZORA
Schnitt. MARTIN BUZORA
Darsteller. RYAN BARRETT . EMILY ALTALO . JENNIFER POLANSKY . SAMUEL BORSTEIN u.a.

Review Datum. 2012-12-08
Erscheinungsdatum. 2012-02-24
Vertrieb. I-ON NEW MEDIA

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Der mit dem Zuschauerpreis des Fantasia International Film Festival 2010 ausgezeichnete NEVERLOST besticht mit einer wilden Mixtur aus Drama, Liebesfilm und Thriller und überzeugt als hypnotischer Filmtrip, in dem die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt zusehends verschwimmen. Hierzulande hat sich das Label Störkanal dem Film angenommen und präsentiert die kanadische Produktion in angemessener Form als sehr vorbildliche Veröffentlichung.

Das Leben von Josh (Ryan Barrett) ist seit dem Unfalltod seiner Freundin Katie zu einer einzigen Tortur geworden. Die Beziehung zu seiner übereilt geheirateten neuen Frau liegt in Trümmern, die ständigen Geldsorgen nagen an der Psyche und seine Schlaflosigkeit raubt ihm fast den Verstand. Einzig seine liebevollen Eltern und die Erinnerung an glücklichere Tage bewahren ihn vor dem endgültigen Burnout. Ein Ausweg aus dem allgegenwärtigen Alltagshorror scheint weit entfernt. Dies ändert sich als Josh scheinbar harmlose Schlaftabletten nimmt. Er findet sich fortan in einer Art Parallelwelt wieder, in der seine damalige Freundin noch lebt und sein Leben in geordneten Bahnen verlief. Die Verweildauer in dieser vermeintlichen Traumwelt ist allerdings begrenzt und wird durch die Wirkung des Medikaments gesteuert. Josh beginnt die Tabletten in immer größeren Dosierungen zu konsumieren. Als sein Vorrat aufgebraucht ist muss er zu zunehmend radikaleren Methoden greifen, um die benötigten Medikamente zu bekommen. Doch auch in der herbeigesehnten Parallelrealität wird sein Glück bedroht. Mit allen Mittel beginnt Josh um sein neu gewonnenes Leben zu kämpfen. Die Zeit spielt jedoch gegen ihn, denn die Übergänge zwischen Traum und Realität werden kürzer.

NEVERLOST beginnt fast schon wie eine respektlose, tiefschwarze Komödie. Wenn Josh in den ersten Minuten seinen desaströsen Gemütszustand beschreibt und die entsprechenden Bilder dazu geliefert werden, entbehrt das nicht einer gewissen Komik. Doch Regisseur Chad Archibald schlägt kurze Zeit später eine komplett andere Richtung ein und zeichnet das Bild eines hochgradig verzweifelten Charakters, der den Tod seiner Freundin nicht überwinden kann und an der Tristesse seines Alltags sukzessive zugrunde geht. Archibald inszeniert die Übergänge zwischen Traum und Realität dabei eher nüchtern. Auf die Unterstützung von rauschhaften Traumbildern greift er nicht zurück. Er entwirft zwei Parallelwelten, die sich vor allem durch die vorherrschende Stimmung unterscheiden. Auf der einen Seite das dreckige, deprimierende und von emotionaler Kälte geprägte Leben in der Enge der Sozialwohnung. Und auf der anderen Seite die reine, saubere und von großer Liebe gekennzeichnete zweite Wahrnehmungsebene. Archibald schafft es in diesem Zusammenhang die Zuschauer mit geschliffenen Dialogen und einer packenden Erzählweise zu fesseln und mit mehreren Plot-Twists auf falsche Fährten zu locken.

Auch wenn NEVERLOST gegen Ende die Handlung etwas zu hastig vorantreibt und den Charakteren ein wenig mehr Tiefe gut getan hätte, überwiegt der positive Gesamteindruck. Das konsequente Ende ist ein weiterer Pluspunkt und soll hier natürlich nicht verraten werden. Hinzu kommen solide schauspielerische Leistungen, die den Film noch einmal zusätzlich aufwerten. Darüber hinaus geht Archibald auch inhaltlich den richtigen Weg und lässt mehrere Fragen bewusst offen. Indem er dem Publikum die Deutungshoheit über die Interpretation von Fiktion und Realität zuweist, grenzt sich der Film von der handelsüblichen Erklärungswut gängiger Mainstream-Produktionen angenehm ab.

NEVERLOST verortet sich somit klar als Independentfilm, jedoch ohne gleichzeitig mit anstrengend aufgesetzter Arthousefilmattitüde zu kokettieren. Die mitreißende Inszenierung geizt nicht mit Schauwerten und Spannungsmomenten und weiß vor allem im letzten Filmdrittel die einzelnen Genres mit Bravour zu kombinieren. Insgesamt also ein durchweg sehenswerter Film, der erneut die hohe Qualität des Outputs der Störkanal-Reihe eindrucksvoll unterstreicht.

DVD.
Wie gewohnt ist die deutsche Veröffentlichung aus dem Hause Störkanal ziemlich gelungen. Bild- und Tonqualität sind überzeugend, das Artwork gewohnt stimmig und mit dem schicken Booklet punktet das Label sowieso noch einmal extra. Leider ist die Synchronisation eher zweitklassig, was den Filmgenuss dann doch ein wenig trübt. Insgesamt zeigt der Daumen aber auch in Hinblick auf die deutsche DVD-Fassung dann doch noch nach oben.








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