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KAPITELWAHL

ABGEFÜLLT (USA 2009)

von Florian Lieb

Original Titel. TAPPED
Laufzeit in Minuten. 78

Regie. STEPHANIE SOECHTIG . JASON LINDSEY
Drehbuch. JOSH DAVID . JASON LINDSEY . STEPHANIE SOECHTIG
Musik. JASON BRANDT
Kamera. ADAM DUBROWA . MICHAEL MILLIKAN
Schnitt. JASON LINDSEY
Darsteller. nicht bekannt

Review Datum. 2012-10-11
Erscheinungsdatum. 2011-04-05
Vertrieb. SUNFILM

Bildformat. 1.77:1 (1080p)
Tonformat. DEUTSCH (DTS-HD 2.0) . ENGLISCH (DTS-HD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. B

FILM.
Wasser ist die Ursache allen Lebens. Dass es auf der Erde Leben gibt und auf dem Mars oder der Venus nicht, erklären Forscher auch mit der Abwesenheit von Wasser. Der menschliche Körper besteht zu 70% aus Wasser, sodass man sich denken kann, dass wir auch viel davon trinken müssen. Quasi identisch zum Menschen, ist auch die Erdoberfläche zu über 70% mit Wasser bedeckt - allerdings sind nur rund drei Prozent davon trinkbar. Bei über sieben Milliarden Menschen, Tendenz stark steigend, ist absehbar, dass Wasser irgendwann zum Problem wird. "Water really is the next empire", heißt es an einer Stelle in ABGEFÜLLT. Ein anderes Mal wird darin Wasser schlicht zu "blue gold". Die Ressourcen werden immer knapper, wir brauchen laut einer Studie der WWF von 2012 bereits aktuell rechnerisch die Kapazität von 1,5 Erden. Bis 2030 wären es zwei Planeten. Und der Kampf um die Ressourcen läuft.

In weniger als 20 Jahren mangelt es zwei Drittel der Welt an sauberem Trinkwasser, proklamieren Stephanie Soechtig und Jason Lindsey in ihrer Dokumentation. In den USA wurden 2007 29 Milliarden Flaschen Trinkwasser verkauft und trotzdem ist der Ressourcenkampf auch hier bereits angekommen. Das meiste Trinkwasser findet sich im Nordosten der Vereinigten Staaten, insbesondere in Maine. Hier wie anderswo treten also die Getränkegiganten auf den Plan - unter anderem Nestlé. Speziell in Fryeburg hat sich das schweizerische Unternehmen keine Freunde gemacht, hält Nestlé hier doch das Monopol auf das Trinkwasservorkommen. Schuld daran hat allerdings nicht Nestlé, sondern die US-Gesetze, die demjenigen das Recht auf das Wasser zusprechen, der über die dickste Pumpe verfügt. In diesem Fall spielt also durchaus die Größe eine Rolle.

Die Wut der Bürger richtet sich folglich auf Nestlé, Pepsi und Coca Cola - den Marktgiganten. Als man 2007 eine Dürre beklagte, pumpten die Firmen fleißig weiter und verkauften den Einwohnern ihr "eigenes" Wasser. Man versammelte sich zu Protesten, vergoss Wasser aus abgepackten Flaschen und versucht sich zur Wehr zu setzen. Wohlwissend, dass "other water companies will be coming". Die Schuld findet sich da draußen, bei den kapitalistischen Firmen - zumindest will ABGEFÜLLT dem Zuschauer das klarmachen. Aber lässt sich die Dürre nicht auf die globale Erwärmung zurückführen, an der die USA einen großen Anteil haben? Und was mag man wohl in Afrika und anderen Regionen mit geringem bis gar keinem Zugang zu sauberem Trinkwasser darüber denken, wenn Amerikaner aus Protest gegen Nestlé Wasser vergießen? Die Schuld in dieser Dokumentation haben durchweg die anderen.

So läuft der Aufbau in ABGEFÜLLT, in dem so zwingend wie dringend nach "verschwörerischem" Potential gesucht wird. Schließlich funktionieren derartige Dokumentationen am besten, wie Michael Moore, Morgan Spurlock und Co. bewiesen haben. Speziell in Klima- und Ernährungsfragen muss das große Unbekannte aufgedeckt werden und große Firmen finden sich dabei meist hinter dem Vorhang wieder. Fraglos ist der Trinkwassermangel ein Problem, dem sich der Mensch zu stellen hat. Schließlich ist Wasser gesünder als Limonade und der Mensch soll mindestens 1,5 Liter am Tag trinken. Bei allein 314 Millionen US-Amerikanern währen das jedoch gut 4,7 Millionen Hektoliter Wasser am Tag. Der eigentliche Buhmann ist somit weniger Nestlé oder Pepsi Cola, sondern der Mensch selbst. In Soechtig und Lindseys Film wird das jedoch nicht vollends klar, da ABGEFÜLLT eine klare, fundierte Struktur fehlt.

Man hätte sich fragen sollen, ob sich eine US-Kleinstadt wirklich als Exempel für das zur Neige gehende Trinkwasservorkommen eignet. Und wer die eigentlich Schuldigen oder zumindest Mitverantwortlichen sind. Abgefülltes Trinkwasser kam laut der Dokumentation 1989 mit der Erfindung der PET-Flasche in Mode. Diese wurde im Fernsehen beworben, mit Spots, die darauf hinwiesen, man solle Wasser trinken. Jennifer Aniston tauchte in diesen Spots auf, vielleicht trägt somit auch sie eine Mitschuld? Später erfahren wir, dass weltweit nur zu 50% recycelt wird. In den USA sogar nur zu 20%, lediglich in elf der 52 Bundesstaaten gibt es Flaschenpfand. Allerdings hätten auch nur 50% der USA die Möglichkeit, zu recyceln. Es sind Informationen, die an einem vorbeigehen, weil ihnen eine Einordnung fehlt. Ging es zuvor noch um das Wasservorkommen in Fryeburg, geht es nun um PET-Flaschen.

Zwischendrin gibt es Talking Head-Interviews, unter anderem mit den Abgeordneten Dennis Kucinich und Earl Blumenauer. Wer sie sind und warum sie interviewt werden, ist nicht klar. Haben sie ein Expertenwissen? Leiten sie eine Kommission zur Trinkwasserfrage? Irgendwann sehen wir Kucinich mal beim Vorsitz einer Anhörung, dennoch werden seine Rolle und die von Blumenauer nicht deutlich. Der Film beschäftigt sich mal mit Nestlé, mal mit dem Misskredit von Leitungswasser (dass dieses oft verkalkt und damit nicht unproblematisch ist, wird nicht erwähnt), dann wieder mit PET und Recycling. Wir hören, dass PET auch nicht gesund sei und wissen dies doch spätestens seit PLASTIC PLANET. Dass weggeworfenen Flaschen die Meere und Gewässer verschmutzen, haben auch andere Dokumentarkollegen schon zur Genüge - und vor allem: sinniger - filmisch festgehalten. Was ist also der Mehrwert?

Im Grunde keiner. Zumindest nicht, wenn ABGEFÜLLT nicht die erste Dokumentation zum Thema ist, die man sich ansieht. Und selbst dann, ist sie allenfalls mit "ausreichend" zu bewerten. In den USA gibt es verrückte Gesetze, dass weiß man. Wenn man sich darüber beklagt, dass Nestlé das eigene Trinkwasser abpumpt, weil sie die größte Pumpe haben, sollte man vielleicht entweder das Gesetz ändern oder sich selber die größte Pumpe besorgen. Auch dass Nestlé kein Kind von Unschuld ist, dürfte kaum überraschen. Genauso wenig, dass PET-Flaschen ungesund sind. Wenn stattdessen jedoch Glasflaschen im Umlauf wären, wäre das zwar gesünder, aber nicht umweltverträglicher. Frage reiht sich bei diesem Thema an Frage und Antworten sind schwer zu finden. Und in ABGEFÜLLT schon gar nicht. Zumindest mit etwas hat der Film jedoch Recht. Wasser ist blaues Gold und bald noch wertvoller als bisher.

BLU-RAY.
Das Bild der Blu-ray kommt besonders dann zur Geltung, wenn sich die Kamera im Freien befindet oder zur Aufsicht ansetzt. Auch der Ton ist so ansprechend, wie man das von einem HD-Transfer erwarten kann. Leider machen die technischen Qualitäten die fehlende des Films nicht wett. Extras gibt es keine, abgesehen von Hinweisen auf andere thematisch ähnliche Filme, die allesamt gelungener sind. Insofern doch ganz nützlich.








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