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KAPITELWAHL

L'ILLUSIONISTE (Frankreich/Großbritannien 2010)

von Florian Lieb

Original Titel. THE ILLUSIONIST
Laufzeit in Minuten. 77

Regie. SYLVAIN CHOMET
Drehbuch. JACQUES TATI . SYLVAIN CHOMET
Musik. SYLVAIN CHOMET
Kamera. -
Schnitt. SYLVAIN CHOMET
Darsteller. JEAN-CLAUDE DONDA . EILIDH RANKIN . DUNCAN MACNEIL . TOM URIE u.a.

Review Datum. 2012-08-07
Erscheinungsdatum. 2011-09-28
Vertrieb. POLYFILM VIDEO

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. FRANZÖSISCH (DD 5.1/DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Der französische Schauspieler und Regisseur Jacques Tati dürfte den meisten wohl am ehesten als Monsieur Hulot ein Begriff sein. Seine Kultfigur, ein liebenswürdiger Individualist mit Hut und langer Pfeife, im permanentem Kampf mit den Tücken der modernen Zivilisation, spielte er in fünf Filmen, darunter dem Oscar-prämierten MEIN ONKEL. Vor 29 Jahren verstarb der Ende der 1960er Jahre durch PLAYTIME bankrott gegangene Tati, der bürgerlich Tatischeff hieß, an einer Lungenembolie. Mit L'ILLUSIONISTE verfilmte nun Sylvain Chomet (DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE) ein altes Drehbuch von Tati. Und wie es der Zufall so will, stammen Chomet und Tati sogar aus dem selben Arrondissement.

In L'ILLUSIONISTE, von Chomet als Zeichentrickfilm umgesetzt, erweist der französische Regisseur seinem Landsmann und dessen Schaffen Hommage. So heißt die Hauptfigur, ein alternder Zauberkünstler im Frankreich Ende der 1950er, nicht von ungefähr Tatischeff und erinnert auch äußerlich an Monsieur Hulot beziehungsweise sein Alter Ego. Als immer weniger Menschen die Illusionen von Tatischeff sehen wollen und stattdessen einer beginnenden britischen Pop-Rock-Welle zujubeln, packt der Illusionist seine Koffer - sowie sein wenig handzahmes Kaninchen - und reist über England nach Schottland. Hier trifft er auf die junge Haushaltskraft Alice, die seine Zauberei für real hält.

Der Zuschauer sollte jedoch nicht den Fehler machen, Chomets Film nur, weil er eine Animation ist, als Kinderfilm misszuverstehen. Vielmehr wird eine für Tati typische Geschichte erzählt, von der fehlenden Anpassungsfähigkeit seines Protagonisten an seine sich verändernde Umwelt. Chomet geht dabei so weit, dass er seinen Film in Anlehnung an Tatis DIE FERIEN DES MONSIEUR HULOT weitestgehend ohne Sprache auskommen lässt. Speziell Tatischeff langen über 80 Minuten eine Handvoll Wörter, während Alice zwar gelegentlich etwas sagt, dies jedoch wenig bis gar nicht verständlich ist. Somit ist L'ILLUSIONISTE ein Film, der fast ausschließlich über seine Bilder funktioniert - und diese sind überaus ansehnlich ausgefallen.

Dennoch handelt es sich wohl um keinen Film, der jedem gefallen dürfte. Die Geschichte von Tatischeff, der in finanzielle Nöte gerät und Nebenjobs annimmt, weil die fortan mit ihm reisende Alice Zauberei von ihm erwartet, will selbst die geringe Spielzeit kaum Tragen. Dafür ist L'ILLUSIONISTE dank seiner handgezeichneten Schweigsamkeit im Vergleich zu den hippelig-redseligen Werken von Pixar, Dreamworks und Blue Sky mit all ihren pop-kulturellen Zoten eine nette und willkommene Abwechslung. Grundsolide, aber gewöhnungsbedürftig umschreibt Chomets Film vermutlich am besten. Wer ein Fan von Monsieur Hulot und Jacques Tati ist, der sollte auf alle Fälle einen Blick riskieren.

DVD.
Das Bild der DVD ist durchaus zufriedenstellend, ebenso die musikalische Tonspur. Dass man die Figuren teilweise schlecht versteht, ist wohl weniger dem Ton denn Intention des Regisseurs geschuldet. Als Extras wartet ein 7-minütiger Blick hinter die Kulissen, der aufgrund dessen, dass hier ebenfalls nur Bilder präsentiert werden, wenig informativ gerät. Bedauerlicherweise war's das auch schon. Kein Making Of, kein Interview mit Chomet, nicht mal ein Feature über Tati oder die Hintergrunde der Drehbuch-Adaption. Enttäuschend auch, dass der Film bis heute keinen deutschen Verleih gefunden hat, der Rezension lag das österreichische Import-Exemplar zu Grunde.











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