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KAPITELWAHL

JACK NICHOLSON WESTERN EDITION (USA 1965/1967)

von Hasko Baumann

Original Titel. JACK NICHOLSON WESTERN EDITION
Laufzeit in Minuten. 79/78

Regie. MONTE HELLMAN
Drehbuch. JACK NICHOLSON . ADRIEN JOYCE
Musik. ROBERT DRASNUIN . RICHARD MARKOWITZ
Kamera. GREGORY SANDOR
Schnitt. MONTE HELLMAN
Darsteller. WARREN OATES . MILLIE PERKINS . JACK NICHOLSON . CAMERON MITCHELL u.a.

Review Datum. 2012-06-02
Erscheinungsdatum. 2011-08-19
Vertrieb. PIERROT LE FOU/ALIVE

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Es ist natürlich überaus begrüßenswert, daß die zwei Monte Hellman/Jack Nicholson-Western THE SHOOTING und RIDE IN THE WHIRLWIND in einer DVD-Box in Deutschland erhältlich sind; es sei dem Vertrieb daher verziehen, daß er die Filme aus marketingtechnischen Gründen als JACK NICHOLSON WESTERN EDITION an den Mann bringt. Nicholson und Regisseur Monte Hellman hatten vor der Produktion der vorliegenden Filme bereits zwei Filme für Roger Corman gemacht und kamen, nachdem Corman ihr gemeinsames Drehbuch "Epitaph" ablehnte, seiner Aufforderung nach, doch für ihn einen Western zu drehen. Tatsächlich wurden zwei Western daraus, die Hellman mit beinahe identischer Crew direkt hintereinander in einem Zeitraum von sechs Wochen in Utah drehte.

THE SHOOTING ist der berühmtere der beiden Filme; ein mysteriöser, existenzialistischer, ja nachgerade kafkaesker Western, wie man ihn davor noch nie gesehen hatte und danach allenfalls aus Italien zu sehen bekommen sollte. Der ehemalige Kopfgeldjäger Gashade (Warren Oates) und sein etwas simpel gestrickter Freund Coley (Will Hutchins) werden von einer namenlosen Frau (Millie Perkins) angeheuert, sie in einen geheimnisvollen Ort namens Kingsley zu begleiten, womöglich auf der Jagd nach Gashades Bruder, der - vermutlich unfreiwillig - an der Tötung eines Kindes beteiligt gewesen ist. Die Frau verweigert Gashade jegliche Informationen über sich und ihr Wollen, beleidigt ihn und den naiven Coley, der sich in sie verliebt, fortwährend und gibt einem unbekannten Verfolger regelmäßig Zeichen. Dieser entpuppt sich als schwarzgekleideter Auftragskiller (Jack Nicholson), der möglicherweise hinter Gashades Bruder her ist, möglicherweise aber auch sie alle töten soll. Der fatale Weg ins Nichts endet in einem kryptischen Finale, das seit Jahrzehnten für Kopfkratzen unter Filmfreunden sorgt und beinharte Verfechter herkömmlicher narrativer Strukturen kaum zufriedenstellen wird - deshalb aber keineswegs weniger faszinierend ist.

Faszinierend, irritierend, verstörend - das sind die Adjektive, die einem bei THE SHOOTING sofort in den Sinn kommen, und natürlich das Label "Anti-Western". Aber tatsächlich, in diesem Film gibt es keine strahlenden Helden und kein weites Land. Der Westen in Hellmans Film ist eine vergessene, verlassene Todeszone, steinig, unwirtlich, praktisch unbewohnbar. Es gibt kaum noch Menschen, und jene, die sich hier zusammengerottet haben, enden in einer Art Marslandschaft, die für Menschen nicht gemacht ist. Kameramann Gregory Sandor hat diese Welt aus Kostengründen ausschließlich mit natürlicher Lichtstimmung abbilden können, was dem Film nur zugute kommt.

RIDE IN THE WHIRLWIND steht immer im Schatten von THE SHOOTING, obwohl der Film sich ähnlich verschlüsselt den Genrekonventionen verweigert. Auch in RIDE IN THE WHIRLWIND geht es um eine Jagd; dieses Mal ist es ein Trio von Männern (Nicholson, Cameron Mitchell, Tom Filer), das die Nacht in der Hütte von Outlaws (angeführt von Harry Dean Stanton) verbringt und am nächsten Tag von einer Lynchjustizbande für Mitglieder der Gang gehalten und zu Tode gehetzt wird. Der Film wirkt zunächst offensichtlicher und stringenter, gibt sich im letzten Drittel jedoch auch recht rätselhaft, wenn Cameron Mitchells kurze Flashbacks eine tiefere Wahrheit in sich zu tragen scheinen. Wie auch in THE SHOOTING gehört das letzte Bild Jack Nicholson.

Beide Filme liefen 1967 außer Konkurrenz bei den Filmfestspielen von Cannes, fanden jedoch keinen amerikanischen Kinoverleih. Nicholson verkaufte die Rechte daraufhin an einen französischen Produzenten, der unglücklicherweise kurz darauf pleite ging, was die Filmrollen zu einem zwei Jahre andauernden Dasein als Staubfänger in den Regalen des französischen Zolls verdammte. Nach einem Gerichtsstreit konnten Hellman und Nicholson die Filme zurückerobern und in Frankreich ins Kino bringen, wo sie recht erfolgreich in Arthouse-Kinos liefen. In den USA allerdings waren beide nie im Kino zu sehen, sondern landeten direkt im Fernsehen. Heute schon fast eher Klassiker als Kuriosum, bleiben beide Arbeiten unbedingt sehenswert.

DVD.
Beide Filme sehen sehr gut aus und liegen im Originalformat vor (das auch im Falle von RIDE IN THE WHIRLWIND 1.85:1 ist, und nicht, wie auf dem Cover fälschlicherweise behauptet, 2.35:1). Die deutschen Synchros sind sehr gelungen, insbesondere Mille Perkins hat ihrer deutschen Stimme in THE SHOOTING viel zu verdanken. Bei RIDE IN THE WHIRLWIND liegt die deutsche Fassung allerdings recht topfig auf. Leider keinerlei Extras.








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