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FILM.
In den späten Siebzigern und frühen Achtzigern wollte jeder deutsche Dreikäsehoch Shaolin-Mönch werden, wenn er mal vier Käse hoch ist. Egal, ob man die Filme mit den 36 Kammern mit eigenen Augen gesehen hatte, oder nur hinter vorgehaltener Hand auf dem Schulhof übergroße Best-of-Zusammenfassungen zugeraunt bekommen hatte. SHAOLIN ist kein offizielles Remake/Reboot/Relaunch/Reamiginierung/Refresh/Sequel/Prequel der klassischen Shaw-Brothers-Filme (jedoch offiziell inoffiziell inspiriert von Jet Lis artverwandten Debüt MEISTER DER SHAOLIN), aber eine zentrale Gemeinsamkeit lässt sich sehr wohl ausmachen: Im Mittelpunkt steht jeweils ein rechter Tunichtgut, der im Shaolin-Tempel gegen anfänglichen Widerstand der Mönche in der buddhistischen Kunst des friedliebenden Knochenbrechens unterwiesen wird, um dabei ein besserer Mensch zu werden und hinterher bösen Menschen kunstvoll die Fresse zu polieren. Anstatt aber Chia Hui Liu als läuterungsfähigen Lausbuben gibt es diesmal Andy Lau als schwermütigen Bastard, und so verlagert sich das dramaturgische Augenmerk vom leichtfüßigen Slapstick zu einem Drama großer Gesten.
Nach einer schiefgelaufenen Intrige mit verheerenden Verlusten (Frau verletzt, Kind tot) sucht der intrigante Warlord Hou Jie (Lau) Unterschlupf im Shaolin-Tempel, in dem er kurze Zeit zuvor noch arrogant rumgewütet hat. Am liebsten will er sein Leben ganz beenden, beschließt aber es nur zu ändern, mit Hilfe der Glaubensgemeinschaft. Deren Frieden jedoch ist massiv durch Jies alten Widersacher Cao Man (Nicholas Tse) bedroht, der den Tempel in den Boden stampfen will.
Große Namen, viel zu gucken, fetzige Action, formvollendete Explosionen, harte Männer, schöne Frauen (na gut, eine), glatzköpfige Shaolin-Mönche, Jackie Chan mit Mütze. Eigentlich alles drin, was einen guten Film ausmacht. Aber etwas stimmt nicht mit SHAOLIN. Vielleicht ist Hou Jie trotz der Saulus-Paulus-Wandlung eine zu kalte Figur, um zur Identifikation zu taugen. Man versteht seinen Schmerz, aber man fühlt ihn nicht. Möglicherweise ist Routine-Regisseur Benny Chan zu sehr mit seinen Schauwerten beschäftigt, um sich um seine Schauspieler zu kümmern, denn die wirken allesamt fehl am Platze. Andy Lau haucht dem Protagonisten kein Leben ein, Nicholas Tse ist als Schurke wieder einmal ein ziemlicher Jeck und die liebreizende Bingbing Fan ist ebenso unterbeschäftigt wie Jackie Chan, dessen komödiantische Nebenrolle gottlob nicht ganz so komödiantisch ausfällt wie befürchtet. Die Action mit Kutschen, Pferden, Fäusten, Füßen, Stäben und Böllern kann man genießen, solange man kein allzu orthodoxer Verächter der Kabelfliegerei ist. Aber für einen reinen Spektakelfilm fehlt zur Qualität die Quantität. Die Story verläuft nach interessanter, im Detail sogar überraschender Eröffnung in genau den Bahnen, die man erwartet. Man unterhält sich rund zwei Stunden nicht schlecht, nur um hinterher festzustellen, dass man sich nicht so richtig gut unterhalten hat.
DVD.
Der Ton ist imposant, das Bild könnte mit mehr Mut zum Farbfilm imposanter sein, aber das ist wahrscheinlich eher künstlerischer Entscheid als technischer Makel. Unter den rund vier Stunden Extras auf der zweiten Disc ist vermutlich nicht alles uninteressant. Wer sich für den Film ausreichend interessiert, wird es bestimmt herausfinden.
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