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KAPITELWAHL

LARRY CROWNE (USA 2011)

von Hasko Baumann

Original Titel. LARRY CROWNE
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. TOM HANKS
Drehbuch. TOM HANKS . NIA VARDALOS
Musik. JAMES NEWTON HOWARD
Kamera. PHILIPPE ROUSSELOT
Schnitt. ALAN CODY
Darsteller. TOM HANKS . JULIA ROBERTS . CEDRIC THE ENTERTAINER . GUGU MBATHA-RAW u.a.

Review Datum. 2012-02-05
Erscheinungsdatum. 2011-12-01
Vertrieb. STUDIO CANAL

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Tom Hanks' Regiedebüt THAT THING YOU DO! von 1996, das war ein freundlicher Film über ein One-Hit-Wonder in den 60ern, bunt, fröhlich, flott und so unverbindlich angenehm der titelgebende Chartbreaker der Filmkapelle. Im Vergleich mit Tom Hanks' zweiter Regiearbeit LARRY CROWNE war der Erstling allerdings ein gesellschaftskritisches, düsteres Drama von allerhöchster Relevanz.

In seinem neuen Film spielt Hanks die gleichnamige Titelfigur, einen aufgedrehten Supermarkt-Angestellten, dem die Arbeit fast schon aufdringlich viel Spaß macht und dem alle Kollegen freundlich "Hallo Larry" zurufen, wenn er kommt. Schon nach dem Abspann ist aber Sense mit dem fröhlichen Geulke zwischen Haushaltswaren: Larry wird wegrationalisiert, weil er keinen College-Abschluß hat. Jegliche Hoffnung auf einen nüchternen Blick auf gegenwärtige soziale Mißstände in den USA zerstört Hanks umgehend, da er sowohl Larrys Vorgesetzte als auch Larrys Bankberaterin (Hanks' Ehefrau Rita Wilson) als schrille Karikaturen porträtiert. Larry Crowne findet keinen Job, sein Nachbar (Cedric the Entertainer in einer ebenfalls völlig überzogenen Rolle als fauler Fernsehquiz-Millionär) rät ihm zur Erwachsenenfortbildung, Crowne schreibt sich ein und fängt bei Null an. Null bedeutet in diesem Film, daß eine sehr hübsche, sehr junge, sehr lebenslustige Kommilitonin auf ihn aufmerksam wird und ihn aus für den Zuschauer nicht nachvollziehbaren Gründen in ihre Vespa-Gang aufnimmt. Ja, die knattern wirklich ständig mit Vespas durch die Gegend. Sie verhilft ihm zu (dringend notwendigen) neuen Klamotten, einer aufgeräumten Bude (Feng Shui, was sonst) und zu mehr Spaß am Leben. Larry hat zwei Professoren, der eine ist George Takei im Gaga-Modus, der andere ist Julia Roberts. Am Ende bekommt Larry die Bestnote und Julia Roberts.

Am erschreckendsten an LARRY CROWNE ist der Gedanke, daß dem verdienten Schauspieler Tom Hanks so etwas tatsächlich gefällt. Das Drehbuch schrieb er mit Nia Varlados, deren BIG FAT GREEK WEDDING er genauso produzierte wie sämtliche ihrer Reinfälle danach, und Varlados verkocht die ohnehin schon verschwindend dünne Story mit den abgehangensten Klischees zum ungenießbaren Brei. Wenn etwa Julia Roberts nicht mehr weiter weiß, kommt ihre Kollegin (immerhin: Pam Grier) vorbei, und dann wird erst geputzt und dann fettige Pizza gemampft (was Frau Grier in letzter Zeit offenbar häufiger so handhabt). Der Rest ist von einer derart ausgestellten Gutmütigkeit, daß die Fremdschämzeiger jedes Meßgerät sprengen; jeder hat hier jeden gern, die "Gags" werden vorsichtshalber gleich von den Filmfiguren selbst belacht und Tom Hanks knattert mit halb so alten Sonnenkindern auf Vespas durch die Gegend. James Newton Howard hat dazu den fürchterlichsten Score seit langem komponiert, einen sämig abgehangenen Bluesrock, der jede Stimmung gleich nochmal so laut erzählt. Und wenn das nicht reicht, schmeißt Hanks auch noch ELO und Tom Petty in den Feuertopf des Grauens.

Der einsame Lichtblick dieses so unglaublich nichtigen Films ist Julia Roberts, die zwei Drittel der Zeit wunderbar mißgelaunt herumätzt und dabei ihr nicht unbeträchtliches Talent als Komödiantin voll ausspielt - bis das Drehbuch auch sie, aus ebenso unerfindlichen Gründen wie das junge Vespa-Mädchen, Larry Crowne verfallen lässt und aus der unwiderstehlichen Alki-Zicke wieder Julia Roberts wird, Froschlächeln inklusive. Tom Hanks, der auch in der Titelrolle eine sehr inkonsistente Charakterisierung abliefert, wollte wohl einen Film für das Heartland machen, für die "einfachen Leute" - und hat dabei, wie so viele in Hollywood, auch gleich vorausgesetzt, daß die einfachen Leute auch im Geiste einfach sind.

DVD.
Technisch einwandfrei. Die Synchronfassung läßt einen wieder mal besorgt um Arne Elsholtz' Gesundheitszustand bangen, weil er mittlerweile 30 Jahre älter klingt als Hanks. Extras: Trailer auf deutsch und englisch, ein Making Of, das erst einmal die Handlung nacherzählt, ein paar geschnittene Szenen, die den Film noch etwas schlimmer gemacht hätten, ein Feature namens "Spaß am Set", das Hanks und Co. beim Rumalbern in unzähligen Situationen zeigt und angesichts der Qualität des Films eher verärgert, und ein kurzer Clip von Hanks bei der Premiere in Berlin.








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