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KAPITELWAHL

DER FÄNGER (Großbritannien/USA 1965)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE COLLECTOR
Laufzeit in Minuten. 114

Regie. WILLIAM WYLER
Drehbuch. JOHN FOWLES . STANLEY MANN . TERRY SOUTHERN . JOHN KOHN
Musik. MAURICE JARRE
Kamera. ROBERT KRASKER . ROBERT SURTEES
Schnitt. DAVID HAWKINS
Darsteller. TERENCE STAMP . SAMANTHA EGGAR . MONA WASHBOURNE . MAURICE DALLIMORE u.a.

Review Datum. 2011-12-24
Erscheinungsdatum. 2011-04-21
Vertrieb. SONY PICTURES

Bildformat. 1.77:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Ein junger Mann. Allein. Er sammelt Schmetterlinge. Er hat keine Freunde. Er hat keine Arbeit. Er hat im Fußballtoto gewonnen, deswegen hat er ein großes Haus auf dem Land. Er trifft niemand. Er spricht mit niemand. Er ist allein.

Eine junge Frau. Sie ist Kunststudentin. Sie ist fröhlich. Sie trifft Menschen. Sie trifft einen Mann. Das Gespräch verläuft nicht gut. Sie stürmt davon.

Der junge Mann liebt diese junge Frau. Darum hat er sich das Haus gekauft. Das Haus hat nämlich einen Keller. Außerdem ist es total isoliert von der Außenwelt. Der junge Mann überfällt die junge Frau, betäubt sie und nimmt sie mit. Er sperrt sie in den Keller ein. Sie darf nie wieder gehen. Weil er sie liebt.

DER FÄNGER hat in den vergangenen Jahren immens an Aktualität gewonnen, nicht zuletzt der Geschichte um die Österreicherin Natascha Kampusch wegen. Aber John Fowles ging es in seinem gleichnamigen Roman um den Graben zwischen den sozialen Klassen und um die Gefährlichkeit von Reichtum und Macht - wenn der Reichtum und die Macht diejenigen erreicht, die sie intellektuell nicht verarbeiten können. Die anspruchsvolle Erzählstruktur seines brillanten Buches (zunächst zwingt es uns zur Identifikation mit dem empathielosen Soziopathen, um dann über Tagebucheinträge das Leben aus der Sicht des Opfers nachzuvollziehen) hat die Verfilmung nicht übernommen, sie bleibt aber den baudelaireschen Thesen der Vorlage treu. Altmeister William Wyler, von dem man ein derart konsequentes Psychospiel nicht unbedingt erwartet hätte, lehnte für die Regie sogar THE SOUND OF MUSIC ab; er war sich des Potenzials ganz offensichtlich sehr bewusst. Daß er den Film letztlich stark kürzen musste (die Nebenhandlung mit Kenneth More als Samantha Eggars Liebhaber fiel gleich ganz raus), hat er nie verwunden. Tatsächlich wirkt DER FÄNGER gleichsam überlang und unterfüttert.

Im Gedächtnis bleiben vor allem die Momente, in denen der junge Mann, von Terence Stamp so kalt wie sensibel verkörpert, den Irrsinn durchblicken lässt; wie er, nachdem er seinen "Fang" gemacht hat, freudestrahlend durch den Regen tänzelt, oder wie ein Schatten auf sein Gesicht fällt, wenn die Ausweglosigkeit seines Opfers ihm selbst bewusst wird. Sexualität spielt dabei keine Rolle, denn damit kann er sowieso nichts anfangen, es geht um Macht und Besitz, und wenn Eggar ihre Sexualität letztendlich auszuspielen gedenkt, wirkt sie verletztlich wie nie zuvor. Die beiden Schauspieler sind großartig zusammen; Wyler quälte Eggar in eine wahre Tour de Force hinein, körperlich wie psychisch, und Stamp, allein gelassen im Körper eines Psychos, hatte sich einst an der Schule tatsächlich einen Korb von Eggar eingehandelt. Das Ende - laut der Legende nur so umgesetzt worden, weil der Zensor bei der Vorführung vorzeitig einschlief - ist erschütternd. Es relativiert einen mitunter etwas zu haltungslosen Film, der sich zu wenig in den Kopf des Mädchens hinein traut. Mehr noch, das Ende ist zwingend in seiner Tragik - und doch, es schmerzt um so schlimmer, weil es eine von krankem Humor durchtränkte Pointe hat: Wer nicht mitspielt, ist eben selbst Schuld. Derselbe Herr, die nächste Dame.

DVD.
Die alte Synchro kann sich hören lassen. Der Rest ist Dienst nach Vorschrift, Bild und Ton sind okay. Extras: Null.








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