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KAPITELWAHL

RABBIT HOLE (USA 2010)

von Florian Lieb

Original Titel. RABBIT HOLE
Laufzeit in Minuten. 87

Regie. JOHN CAMERON MITCHELL
Drehbuch. DAVID LINDSAY-ABAIRE
Musik. ANTON SANKO
Kamera. FRANK G. DEMARCO
Schnitt. JOE KLOTZ
Darsteller. NICOLE KIDMAN . AARON ECKHART . DIANNE WIEST . MILES TELLER u.a.

Review Datum. 2011-12-20
Erscheinungsdatum. 2011-11-15
Vertrieb. ASCOT ELITE

Bildformat. 1.77:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Der hollywoodsche Schönheitswahn kann mitunter recht hübsche Blüten tragen. Zum Beispiel wenn ein aufgedunsener Mickey Rourke als abgehalfterter 80er-Jahre-Draufgänger einen aufgedunsenen und abgehalfterten Wrestler spielt. Art imitates life, nennt man das. Bei Nicole Kidman lässt sich das jedoch eher weniger sagen. Unter etlichen Einheiten von Botox schimmert in RABBIT HOLE zwar bisweilen ihr schauspielerisches Können durch, dennoch wirkt sie über anderthalb Stunden hinweg wie eine lebendig gewordene Barbie-Puppe in ihren späten Vierzigern.

Hier spielt sie Becca, eine Mutter, die vor acht Monaten ihren vierjährigen Sohn bei einem Unfall verloren hat. Nicht über den Verlust hinweg und immer noch mit der Trauer kämpfend, löscht sie Stück für Stück die Erinnerung an das Kind in ihrem schicken Eigenheim. Der geliebte Hund wurde zur Mutter abgeschoben, die Fotos vom Kühlschrank und das Video vom Handy entfernt. Dies alles nimmt Gatte Howie (Aaron Eckhart) zwar wahr, lässt es jedoch geschehen. Jeder bewältigt seinen Kummer eben auf seine Weise. Dennoch stellt sich die Frage: Kann das Ehepaar diese Krise überleben?

"Nichts ist mehr schön", kanzelt Becca ihren Mann bei dessen Versuch ab, nach fast einem Jahr ihr Sexleben wieder aufzunehmen. Als Becca dann auch noch die aufgesuchte Selbsthilfegruppe verlässt, scheint sie ihre Trauer in eine Einbahnstraße zu lenken. Fortan beginnt die Bewältigung der Eltern in getrennten Bahnen. Howie freundet sich mit dem seit acht Jahren anwesenden Gruppenmitglied Gaby (Sandra Oh) an, deren Partner sich ebenfalls verabschiedet hat. Becca hingegen sucht nach einer zufälligen Begegnung verstärkt den Kontakt zu Jason (Miles Teller), jenem Teenager, der den tödlichen Unfall ihres Sohnes verursacht hat.

Der Großteil der Zuschauer, der noch kein Kind verloren hat, dürfte sich vermutlich mit dem bemühten Howie identifizieren. Auch er vermisst seinen Sohn und trauert, jedoch auf zurückhaltende und private Weise. Nach acht Monaten will er sein Leben wieder in die richtige Bahn lenken und stößt in Beccas Lethargie auf ein Hindernis. Sie wiederum kann nicht einfach da weitermachen, wo sie aufgehört hat. Zusätzliches Konfliktmaterial integriert RABBIT HOLE dann durch zwei nicht zwingend nötige, aber angesichts der geringen Filmdauer die Laufzeit füllende Nebenhandlungen mit Beccas jüngerer Schwester und ihrer Mutter.

Erstere fällt in die Kategorie "Slacker" und wird nach wenigen Wochen von einem älteren Musiker schwanger, was bei der geerdeteren Schwester für Unverständnis sorgt. Ihre Mutter wiederum hat einst selbst ihren damals 30-jährigen Sohn an Drogen verloren und vergleicht den Trauerprozess unentwegt mit Beccas Gefühlswelt. Zentraler und für die Figurenentwicklung bedeutsamer sind jedoch die freundlichen, bemühten Gespräche zwischen "Täter" und Opfermutter. Gemeinsam teilen sie ihren Schmerz und vergeben sich selbst nicht minder als ihrem Gegenüber. Hätte der Film mehr seiner Zeit für diese Figuren aufgewendet, denn die wenig interessante Schwester, wäre es ihm zum Vorteil gereicht.

Auch Eckhart, der seine wenig geforderte Rolle mit Bravour spielt, wirkt etwas verschenkt, konzentriert sich die Handlung doch ein wenig zu sehr auf die Mutterfigur, um ein repräsentativer Film über Trauer zu sein. Ein Fokus auf die drei betroffenen Figuren - Becca, Howie, Jason - hätte RABBIT HOLE um einiges intensiver und bewegender gemacht. Stattdessen muss sich der Zuschauer mehrfach damit beschäftigen, dass eine Freundin von Becca diese seit dem Unfall nicht kontaktiert hat, nur um am Schluss mit ihr die Friedenspfeife zu rauchen. Wäre RABBIT HOLE ein 90-minütiger Episodenfilm mit jeweiligem Fokus auf jede der drei zentralen Figuren, hätte man ihm in Deutschland vielleicht sogar eine Kinoauswertung geschenkt.

DVD.
Sowohl Bild als auch Ton hinterlassen einen guten Eindruck, das Bonusmaterial dagegen schon weniger. Ein unwahrscheinlich hässliches DVD-Menü offenbart ein uninformatives Hinter den Kulissen, das auf der Tonspur lediglich Atmosphäre präsentiert, entfernte Szenen, die es zu recht nicht in den Endschnitt schafften, eine halbe Stunde an Interviews, in denen entweder die Prämisse des Films erklärt oder die anderen Beteiligten gelobt werden und einen ziemlich einschläfernden Audiokommentar mit Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann. Löblich jedoch die überzeugende Synchronisation mit den Stammsprechern des Ensembles, von Petra Barthel über Tom Vogt bis hin zu Christin Marquitan.








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