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KAPITELWAHL

BLACK BUTLER 1 (Japan 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. KUROSHITSUJI
Laufzeit in Minuten. 175

Regie. TOSHIYOHA SHINOHARA
Drehbuch. YANA TOBOSO . MARI OKADA
Musik. TAKU IWASAKI
Kamera. nicht bekannt
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. DAISUKE ONO . MAAYA SAKAMOTO . JUN FUKUYAMA . SHUNJI FUJIMURA u.a.

Review Datum. 2011-12-02
Erscheinungsdatum. 2010-11-26
Vertrieb. KAZÉ

Bildformat. 1.77:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . JAPANSCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Wenn im England des 19. Jahrhunderts ein adeliger Junge mit Augenklappe Ciel Phantomhive heißt, dann weiß man, dass man sich nicht im echten England des 19. Jahrhunderts befindet, sondern in der Manga-Version vom England des 19. Jahrhunderts. Nicht nur der Name des Kindes ist ungewöhnlich, auch ansonsten ist Ciel alles andere als ein normaler 12-jähriger Erbe eines Süßigkeiten- und Spielzeugimperiums. Ja, es ist wahr: Dieses Kind hat keine Seele! Eingetauscht hat es sie für die Hilfe eines Dämons, der ihm bei der Rache seiner ermordeten Eltern zur Seite stehen soll. Zusammen mit diesem Dämon, getarnt als Butler Sebastian Michaelis, ist der kleine Lord außerdem dafür zuständig das England ihrer Majestät von noch schlimmeren dämonischen Kräften zu reinigen.

Es ist ein billiger Kniff, aber er funktioniert: Man fühlt sich in BLACK BUTLER sofort zu Hause, weil das Ambiente frühkindliche Sehnsüchte weckt. Wer wollte nicht schon immer ohne Eltern, dafür mit einem Dämonen-Butler und anderem exzentrischen Personal auf einem großen Grusel-Anwesen wohnen? Die Atmosphäre wird mit ihrem gotischen Eurokitsch nach japanischer Vorstellung vor allem Tim-Burton-Fangirls gefallen. Und allen, die bei aller Abgeklärtheit und Männlichkeit Tim-Burton-Fangirls im Herzen sind. Also allen. Transportiert wird sie durch den eleganten Zeichenstil und handwerkliche Kniffe wie streckenweise verfremdete Farbschemata, was immer dem Inhalt der Szenen geschuldet ist und nie zur bloßen Augenwischerei verkommt (also doch anders als bei Tim Burton). In komödiantischen Momenten rutscht die Grafik schon mal vom Erwachsenen ins Infantile.

So gerne man auch im Hause Phantomhive zu Gast ist, so wenig ist es einem zunächst ein dringendes Bedürfnis, länger dort zu verweilen. Die ersten Folgen von BLACK BUTLER sind kurzweilig, lassen aber Substanz missen. Die geringe emotionale Bindung ist den Figuren anzulasten, die erst über einen längeren Zeitraum Identifikationsfläche entwickeln. Die Titelfigur ist eine Mischung aus gutem Geist und geheimnisvollem Fremden, Ciel ist ein unfertiges Bübchen, der Rest des Ensembles kaum mehr als amüsante Slapstick-Lieferanten. Das ändert sich gottlob, je länger man sich auf die Serie einlässt. Mit der Jagd auf Jack the Ripper, die dem britischen Mythos eine sehr japanische Auflösung verpasst, findet BLACK BUTLER schließlich zur zuvor knapp verfehlten Top-Form.

Wenn in einem Manga oder Anime ein junger Mann einen anderen jungen Mann hegt und pflegt, ist es selbstverständlich, dass da zumindest unterschwellig eine homoerotische Komponente mitschwingt. Das ist bei Sebastian und Ciel nicht anders. Seltsam ist in dieser Hinsicht, dass einer der fiesesten Schurken eine etwas ärgerliche schwule Karikatur ist. Andererseits, in leichter Abwandlung eines John-Waters-Zitats: Nicht alle Tunten müssen wie Mutter Theresa sein.

In den besseren Episoden ist BLACK BUTLER eine Mischung aus ADDAMS FAMILY, OHNESORG THEATER und MATRIX. Und in den schwächeren erst recht, wenn auch nicht im richtigen Mischverhältnis. Aber ob nun so oder so: Letztendlich kann diese Mischung nicht anders als sympathisch sein.

DVD.
Die deutsche Synchro geht in Ordnung, aber die japanischen Sprecherinnen und Sprecher wirken sicherer und überzeugender in ihren Rollen. Die Aufmachung mit hübschem Klappcover samt eingesteckten Booklet im Schuber gefällt auf den ersten Blick, der zweite offenbart ein paar Makel. Muss es denn wirklich so ein VHS-Hüllen-fettes Plastikteil sein für nur zwei DVDs? Das geht heute doch filigraner. Allerdings: Was heißt eigentlich "nur" zwei DVDs? Weniger als drei Stunden Zeichentrick hätte man doch bestimmt verlustfrei auch auf eine bekommen. Das Fehlen von Extras auf den Scheiben ist indes zu verkraften; das schöne Booklet gibt mit Autoren-Gespräch und mehr genügend Auskunft zum Hintergrund der Serie.








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